twentysix

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»Wann wusstest du es?«, fragt er plötzlich heiser. Räuspert sich und vergräbt seine Hände in den Taschen.

Wir sind auf dem Weg zum Central Park noch bei Cole vorbei gefahren, damit er sich umziehen kann. Connor ist völlig fasziniert von der Aussicht, die man von seiner Wohnung aus hat und begreift wahrscheinlich jetzt erst, wie groß die Stadt ist, in der er jetzt lebt.

Jetzt laufen wir bereits seit fast einer Stunde durch den Park und ich bin meiner Mutter wirklich dankbar, dass sie Connor etwas ablenkt und ihm jetzt ein Eis besorgen will. 

»Ich erinnere mich noch ganz genau daran. Es war sechs Wochen, nachdem du gegangen bist. Ich ging schließlich bis dahin davon aus, dass wir nicht "dumm" waren. Meine Mom hat mir einen Test vor die Nase gelegt. Sie hatte die Vermutung, hatte sich gewundert, warum die Tampons nicht weniger werden und auch ein paar andere Dinge... jedenfalls hat sie darauf bestanden, dass ich ihn mache und dann hatte ich den positiven Test in der Hand.«

»Aber wir haben doch verhütet«, antwortet Cole nachdenklich. Ich lache auf und blicke ihn von der Seite an. »Beim ersten und zweiten Mal vielleicht. Weißt du die anderen Male auch sicher?« Mit gehobenen Brauen stößt er seinen Atem aus und fährt sich durch seine schwarzen Haare. »Nein.« 

Wir lassen uns etwas zurück fallen und mit etwas Abstand hinter meiner Mom und Conner her. »Und du hast nicht mit dem Gedanken gespielt, es abzutreiben? Ich mein, in deiner Situation. Das...«
»Niemals, Cole. Ich hätte es nicht übers Herz gebracht. So hatte ich wenigstens einen Teil von dir und schau ihn dir doch an. Er ist wundervoll.«

Cole nimmt meine Hand und küsst meine Finger, bevor er sie mit seinen verschränkt. »Es tut mir leid, dass ich es dir so lange verschwiegen habe. Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft ich es wollte, aber...« 

»Sadie hör auf! Ich wollte sauer auf dich sein. Ich wollte es dich spüren lassen, wie sauer ich bin, aber ich konnte es nicht, denn als ich darüber nachgedacht habe und mir nicht vorstellen konnte, wie belastend das alles für dich gewesen sein muss, ist mein schlechtes Gewissen jetzt so groß, dass ich dir nicht böse sein kann.«

Ich bleibe stehen und blicke in sein erschöpftes, reuevolles Gesicht. »Guck mich nicht so an Sadie. Es ist so. Ich bin gegangen und habe dir keine Möglichkeit gelassen mit mir in Kontakt zu treten. Du musstest alles allein durchstehen. Alles.«

Er zieht mich in seine Arme und legt seine Lippen an meinen Hals um tief meinen Duft zu inhalieren. »Wie sollte ich dir da sauer sein, wenn du die ganzen Jahre alles allein durchstehen musstest - alle Entscheidungen allein treffen musstest und sicher zurück stecken musstest.«

Ich atme stockend, denn seine Worte zeigen mir, dass er sich wirklich Gedanken gemacht hat, machen mich so sprachlos, dass ich nur ein leidliches Winseln herausbringe, in der Hoffnung ich heule nicht schon wieder.

»Ganz ehrlich? Ich hatte schon den Verdacht, du hast einen anderen, weil du immer so komisch warst, wenn es darum ging, dass ich dich zu Hause abholen will. Ich wäre niemals darauf gekommen, dass du meinen Sohn vor mir versteckst«, sagt er glucksend und nimmt mein Gesicht in seine Hände. 

»So ist es mir doch viel lieber«, haucht er vor meinen Lippen, bevor er mich zärtlich küsst und mit seinen Fingern in meinen Nacken fährt. Meine Hände legen sich auf seine Hüften und er tritt einen Schritt näher an mich, vertieft den Kuss und ich fühle mich, als wenn ich schwebe.

Als wenn ich erneut Schmetterlinge im Bauch habe oder das alles eine viel zu schöne Lovestory ist, aus der ich gleich mit einem Knall erwache. Doch nichts passiert - moment doch. 

»Mommy! Daddy! Was? Nein! Nicht küssen, wir wollen doch da vorn zu dem verkleideten Mann! Los kommt!«, ruft unser Sprössling und zerrt an Cole's Hand in Richtung eines Pantomimen. Cole schmunzelt mich an und formt mit seinen Lippen ein "Später" und wackelt anzüglich mit den Brauen. Blödmann!

Connor schleift seinen Vater hinter sich her zu der schwarz-weißen Gestalt und lässt sich von ihm hoch heben, damit er auch alles richtig sehen kann, denn einige Menschen versperren dem Zwerg die Sicht. Meine Mutter und ich gehen langsam auf die Menge zu. 

»Ihr seht gut zusammen aus und er scheint wirklich erwachsener geworden zu sein«, lacht sie.
»Und er ist mir nicht böse, weil ich ihm Connor verschwiegen habe«, flüstere ich, beiße mir grinsend auf meine Lippe.
»Er gefällt mir immer besser«, antwortet sie lachend und schaut zu meinen beiden Männern.

»Er macht es wirlich gut mit Connor. Es war eine gute Entscheidung, Connor von Anfang an eine halbe, kinderfreundliche Wahrheit zu erzählen. So ist es für ihn einfacher ihn zu akzeptieren - was rede ich da. Für Connor scheint die Sache schon gebongt.« 

Ich hake mich bei meiner Mom ein und lege meinen Kopf auf ihre Schulter. »Danke Mom, ich« »Du brauchst dich nicht bedanken, Schatz. Ich würde es immer wieder tun.«

Ich drücke sie fest an mich und meide Blickkontakt - genauso wie sie, denn da sind wir gleich. Wenn wir es täten, würden wir jetzt anfangen zu heulen und wie sähe das jetzt aus. 

Cole hat uns noch zum Essen eingeladen und danach nach Hause gebracht. Connor ist natürlich völlig übermüdet in seinem Wagen eingeschlafen. Ich wollte da eigentlich nicht so ein Drama draus machen, doch Cole bestand darauf, Connor in sein Bett zu tragen und Mom hielt mich zurück - ich sollte ihn machen lassen. 

Es ist für mich nur auch nicht einfach Connor so aus den Händen zu geben. Schließlich gab es nur ihn und mich - und meine Eltern. Immer habe ich alles allein gemacht und es ist ein merkwürdiges Gefühl, jetzt nur daneben zu stehen und zuzusehen. 

Jetzt stehe ich neben Connor's Bett an die Wand gelehnt und schaue dem Mann, den ich liebe dabei zu, wie er das erste Mal in seinem Leben seinen Sohn ins Bett bringt. 

»Hast du gut gemacht, Daddy«, flüstere ich, als er auf mich zukommt und meine Hände greift. Sein Körper drückt sich gegen meinen, als er meine Hände auf seinem Rücken platziert und mich innig zu küssen beginnt. Keuchend empfange ich seine Zunge, seine Hände auf meinem Körper und schließe genüsslich die Augen. 

»Wenn ihr bei mir wohnen würdet, könnte ich das jeden Abend machen«, raunt er an meinem Hals, setzt kleine Küsse auf meine hitzige Haut und quält mich. »Und dann könnten wir ganz andere Dinge auch viel öfter machen«, flüstert er und fährt mit seinen Fingerspitzen über mein Dekolleté, greift meine Brust, knetet sie sanft und lässt mich erzittern.

»Du bist schon wieder unfair«, stoße ich erregt aus, greife seine Haare und ziehe ihn gegen meine Lippen, während ich meinen Oberschenkel gegen seine Mitte drücke. »Unfair kann ich auch.« Ein tiefes Knurren kommt aus seiner Kehle und schlägt unweigerlich in meinem Unterleib ein. Jetzt gerade wäre ich gern mit ihm allein. So sehr!

»Ich sollte wahrscheinlich jetzt besser gehen«, flüstert er zwischen unzähligen sanften Küssen, die uns bei unserem Problem nicht wirklich hilfreich sind.
»Du kannst ja auch bleiben?« Natürlich ist die Idee nicht so super. Mom würde sich bedanken. 

»Ich denke, deine Mom möchte keine Vorstellung von uns hören«, lacht er und greift meine Hand, führt mich hinter sich aus Connor's Zimmer, um mich noch einmal im Flur gegen die Wand zu drücken. Wieder dringt seine Zunge in meinen Mund, heizt mich erneut an und ich mag ihn immer weniger gehen lassen.

Tief grummelnd löst er sich von mir, greift nochmals meine Hand und verabschiedet sich im Vorbeigehen bei meiner Mom, die nur kurz von Ihrer Zeitung aufschaut. 

»Ich hole dich morgen früh ab, okay?«, raunt er und blickt auf mein Dekolleté, während er sich über seine Lippen leckt. »Du holst uns ab, Cole. Schließlich musst du deinen Sohn morgen vor der Arbeit noch in den Kindergarten bringen«, flöte ich neckisch und greife in die Kapuze seines Hoodies. 

»Heißt das, ich muss früher aufstehen?«, fragt er und lässt die Schultern hängen.
»Das heißt es Daddy«, antworte ich frech und drücke meine Lippen auf seine.

Mit schmackes fährt seine Hand auf meinen Po, lässt mich erschrocken meinen Atem ausstoßen und leise wimmern.

»Daddy zeigt Mommy noch, was ihr passiert, wenn sie frech ist.« Mit roten, erhitzten Wangen lässt er mich stehen und steigt grinsend in seinen Wagen und lässt mich überglücklich zurück. Wenigstens für heute.

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LOVE RECOVEREDWhere stories live. Discover now