thirteen

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Der Moment, in dem er meine Nähe suchte hielt nicht lange an, denn nur ein paar Minuten später drückte er mich von sich und stand auf, verschwand im Bad und ging auf Abstand.

Und auch jetzt im Flieger ist er distanziert und meidet mich - sogar Körperkontakt. Aber ich frage auch nicht mehr. Wenn er gewollt hätte, hätte er es mir gesagt und da er so auf Abstand geht, wird er für sich wohl seine Entscheidung getroffen haben. So weiß ich wenigstens, woran ich bin, auch wenn es schmerzt.

Auch die Fahrt zu meiner Wohnung verläuft stumm. Mittlerweile ist die Anspannung so stark, dass ich froh bin, wenn ich aus dem Wagen steigen kann. Seine Miene ist immer verbissener und er krallt seine Finger ununterbrochen so sehr um das Lenkrad, dass seine Knochen weiß hervor treten.

Aber auch das kommentiere ich nicht, sondern starre aus dem Fenster oder auf meine Hände... ich sollte echt mehr Creme benutzen, fällt mir dabei auf. Connor wird sich beschweren, wenn ich zu raue Hände habe. Mein kleiner Miesepeter.

Und schon muss ich wieder seufzen bei dem Gedanken an mein Herzchen, der mit gebrochenen Arm bei meinen Eltern ist. Aber nur noch sechs Tage, dann kann ich ihn endlich wieder in meine Arme schließen.

»Sadie, wir sind da«, murmelt er emotionslos und steigt aus. Ich frage mich, warum er überhaupt aussteigt, wenn er eh kein Bock auf mich hat. So langsam nervt mich seine kalte Schulter. Schließlich habe ich ihm nichts getan!

Er wuchtet meinen Koffer aus dem Wagen und deutet mir, dass ich die Stufen vor laufen soll. An der Tür angekommen nehme ich ihm den Koffer ab. »Danke für's hoch tragen«, sage ich leise, ohne ihn wirklich anzusehen und schließe auf.

Ich habe erwartet, dass er einfach die Stufen herunter läuft, doch er hält mich am Arm fest, als ich die Tür schließen möchte, »Sadie warte!«, sagt er monoton und ich erschrecke, weil er blitzschnell wieder seine Hand von meinem Arm entfernt.

»Cole«, hauche ich erstaunt und blicke in seine eisblauen, aber traurigen Augen.
»Du brauchst dir keine Gedanken mehr machen. Ich habe vor Martin und Emilia bereits unsere Trennung bekannt gegeben. Also wirst du in der Firma keine Probleme bekommen... Bis Montag«, raunt er halb abwesend und ich bekomme keine Möglichkeit, ihm zu antworten, denn er ist bereits die Stufen herunter und steigt in seinen Wagen, ohne sich noch einmal umzuschauen.

Mit offenem Mund und etwas versteinert stehe ich in der Tür und schaue ihm nach. Einen so fluchtartigen Abschied hatte ich nun nicht erwartet, aber gut.

Ich schleife meinen Koffer ins Schlafzimmer und wühle meine Schmutzwäsche heraus, beginne ihn etwas auszupacken, aber so wirklich Elan habe ich nicht mehr und muss sowieso die ganze Zeit an sein komisches Verhalten denken.

Irgendwann lasse ich es einfach sein und nehme nur meine Kosmetiktasche mit ins Bad und gehe duschen. Das wird wohl auch das einzige sein, was ich heute noch mache, denn danach lasse ich mich auf meine Couch fallen und starre sinnlos auf die bewegten Bilder im TV, bis ich irgendwann einschlafe.

°

»Guten Morgen, Sadie«, begrüßt mich Christina am Montag. »Guten Morgen«, antworte ich freundlich und  schleiche mit einem Kaffee in der Hand in mein Büro.

Wenn man denkt, nach einem Tag im Büro sollte mein E-Mail Postfach leer sein, hat man sich getäuscht. Ich habe 72 ungelesene Mails. Da werde ich den ganzen Tag mit zu tun haben - mindestens und da wird nicht nur ein Kaffee reichen.

Es dauert auch keine zwanzig Minuten, da steht Christina in der Tür, »Kann ich dich etwas fragen?«, flüstert sie mit der Tür in der Hand.
»Ähm...ja, klar. Was gibt es denn?«, frage ich verwirrt.
»Es wird gemunkelt, dass unser Chef seit eurer Reise wieder mit dieser Janine zusammen ist. Stimmt das?«, fragt sie mit einem abwertenden Ton.

LOVE RECOVEREDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt