zweiundzwanzig

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Langsam sah ich zu ihm auf. Gott, war es so unglaublich schwer ihm in die Augen zu sehen und dabei zu lügen. „N-nichts Harry." log ich. Meine Stimme bebte, zitterte.

Innerlich verfluchte ich mich für meine Antwort. Meine grünen Augen füllten sich mit Tränen, an diesem Tag erneut. Die Lippen wurden zu einem schmalen Strich zusammengepresst. „Verarsch mich nicht, Rose." Seine Stimme war plötzlich so kühl, so ungewohnt, so harsch. Was hatte er nur? Ein eiskalter Schauer fuhr mir über den Rücken.

Nervös biss ich mir auf die Unterlippe und fuhr mir durch meine langen Haare. „Harry ..."

„Was?" Seine Antwort kam sofort. Dutzende Messer mitten in die Brust. Mein Mund war trocken und ich klang kratzig, also räusperte ich mich und holte tief Luft. „Das wa-" Meine Stimme versagte. Seine Hand strich mir eine Strähne vom Gesicht. Lautlos schniefte ich und kniff die Augen zusammen. Immer mehr Tränen quollen hervor. Ich wollte nicht weinen, doch ich kommte es nicht verhindern. Ich wollte nicht mehr länger auf Diät sein, doch es war wie eine Sucht, nein, es war bereits eine Sucht.

Warme Finger berührten meine Wange, strichen die Tränen weg. Kurz, vielleicht gerade mal ein paar Sekunden berührte meine, seine wärmende Hand. Es war wie ein Stromschlag, wie ein Blitz der mich zurückholte, zurück in die Realität. Ich öffente meine Augen. Alles war verschwommen, doch Harrys Lächeln konnte ich trotz allem erkennen. Sein Lächeln war wie ein Stern - hell leuchtend und einzigartig.

„Komm, lass uns nach Hause fahren." Entschlossen nahm er meine Hand. Wärme breitete sich aus, es fühlte sich gut an, seine Nähe fühlte sich gut an.

Hektisch spülte ich mir den Mund aus, wagte es nicht, noch einen weiteren Blick in den Spiegel zu werden. Das würde ich nicht ertragen. Ich rang mit einem kleinen Lächeln und ging hinaus, als Harry mir die Tür aufhielt. Die Blicke nagelten sich auf mir fest. Es war, als ob mich alle anstarren würden, j e d e r. Warum sie das taten? Ich schätzte, weil ich so beschissen aussah und alles an mir so wabbelig, so dick war. Weil du dich übergeben hast, flüsterte meine innere Stimme.

Und ich hasste es. Noch nie wollte ich im Mittelpunkt stehen. Keiner, wirklich keiner wusste, was es innerlich mit mir anrichtete, wenn mich jeder derart ansah. Es mochte lächerlich klingen, aber ich konnte meinen Körper nicht leiden. Nein, ich hasste ihn.

Harrys aufmunterndes Lächeln riss mich aus den Gedanken. Ich starrte wieder zu Boden und spielte an meiner Haarsträhne herum. Er hielt mir erneut die Tür auf und nahm meine Hand. Fest umschloss er sie, Wärme durchströmte mich. Ich hatte keine Ahnung wohin wir liefen, wohin Harry laufen wollte - doch es war mir egal. Hauptsache ich war bei ihm.

Harry, was ich nur ohne ihn wäre .. Ungewollte grinste ich in mich hinein.

„Was hast du denn jetzt?" lachte er leise. Ich schüttelte nur den Kopf und lächelte. Es herrschte Schweigen. Nein, kein peinliches, unangenehmes Schweigen, sondern ein angenehmes. Eigentlich war im Moment alles perfekt - eigentlich. Mich ärgerte und belastete es, dass Harry mich erwischt hat. Aber andererseits fühlte ich mich so frei, so viel besser, weil ich den Kuchen draußen hatte. Ein kleines Lächeln huschte mir über die Lippen.

Harry stoppte - wir waren im Stadtpark. Gott, ich liebte ihn. Die Natur beflügelte mich. Die zwitschernden Vögel. Das Zirpen der Grillen. Das satte Grün vom Rasen verlieh eine gewisse Hoffnung. Es mochte komisch klimgen, aber grün war ja nicht umsonst die Farbe der Hoffnung. Eine meiner Lieblingsfarben.

Deswegen gab ich auch nicht die Hoffnung auf, mein Ziel von den vierzig Kilogramm zu erreichen. Ich hatte jetzt fast fünfzig. Das machte mich einerseits ein kleines bisschen glücklich, aber dennoch ich durfte mich nicht auf den Loorbeeren ausruhen. Es war ein Kampf. Ein Kampf gegen die Kalorien, gegen das Fett, gegen den Zucker, den ich gewinnen musste.

„Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, kann es auch nicht das Ende sein." Seine tannengrünen Augen durchbohrten mich. Hatte er meine Gedanken gelesen? Er beugte sich zu mir und hielt seine Hand vor mein Ohr, flüsterte. „Okay?"

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Es hat so Spaß gemacht wieder an der Story zu schreiben! *-* An der Seite seht ihr ein Bild von Rose, wie sie im Moment aussieht.

Song: I wanna go - Britney Spears ( Hört euch mal das Lied an, es ist so toll! )

Meinungen? :)

I hate it to be hungry #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt