Kapitel 17

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"Was machst du hier?", fragt Mike geschockt.

"Auf deinem Bett liegen und mich langweilen, aber anscheinend störe ich hier." Ich schaue ihn wütend an und rempel ihn als ich den Raum verlasse absichtlich an. Wieso tut er mir dass an? Ich dachte ich bedeute ihm wenigstens  ein bisschen was und er schnappt sich einfach die nächst beste. Aber wieso mache ich mir eigentlich Hoffnungen? Er ist ein Arschloch und dass wird er immer bleiben. Schweren Herzens verlasse ich das Haus und lasse somit Mike mit dem Mädchen alleine. Toll, was soll ich jetzt machen? Vielleicht könnte ich zu Julie? Warum nicht? Ich mache mich auf den Weg zu ihr und komme schließlich außer atem dort an. Ich sollte glaub ich mal ein bisschen mehr Sport treiben. Nachdem ich geklingelt habe, macht mir Julies Mutter die Tür auf.

"Jannik?! Wie schön dich mal wieder zu sehen. Julie hat mir schon davon erzählt, dass du wieder hier wohnst. Du bist ja ziemlich gewachsen, aber trotzdem siehst du noch aus wie früher. Ach, ich rede schon wieder viel zu viel komm doch erst mal rein.", bittet sie mich fröhlich. Ich gehe ins Haus und werde dort von Julie in eine Umarmung gezogen.

"Hey", begrüße ich sie.

"Hi, wollen wir in mein Zimmer?"

"Ja." Wir gehen nach oben und machen es uns auf der Couch gemütlich.

"Ich bin froh dass du wieder da bist." Sie umarmt mich lächelnd von der Seite. Ich lege meinen Arm um Julie und sie legt ihren Kopf auf meiner Schulter ab, so wie wir es früher immer gemacht haben.

"Wieso wohnst du eigentlich jetzt plötzlich wieder hier?", fragt sie und schaut mich neugierig an.

"Ich weiß nicht, ob ich ich dir davon erzählen kann."

"Aber früher haben wir uns doch auch alles erzählt." Julie macht einen Schmollmund.

"Du musst mir aber versprechen, dass du es niemandem erzählst und du mich nicht für verrückt hältst."

"Versprochen. Für verrückt halten tue ich dich aber so oder so."

"Also, ich wurde entführt."

"Hahaha, dass ist ein schlechter Scherz oder?", lacht sie. Ein so schlechter Witz wäre es doch garnicht gewesen, wenn Julie lachen muss. Obwohl, sie lacht eigentlich über fast alles. Nachdem sie sich wieder beruhigt hat, fange ich an ihr von allem zu erzählen, von der Entführung, dem Tod meiner Schwester und dem Gefühlschaos mit Mike. Mit offenem Mund starrt sie mich an und ververstert ihren Griff um meine Hüfte, als mir wegen meiner Schwester wieder Tränen in die Augen steigen. Ich bin an allem Schuld. Ich hätte sie retten können.

"Hey, du bist nicht Schuld an dem Tod deiner Adoptivschwester.", versucht Julie mich zu beruhigen. Von wegen ich kann nichts dafür. Ich hätte ihren Tod verhindern können.

"Was hältst du davon, wenn du heute Abend bei mir übernachtest, dann musst du nicht zu Mike.", schlägt Julie vor.

"Aber ich will nicht dass deine Mom wegen mir zusätzliche Arbeit hat. Sie hat doch schon genug zutun."

"Nein, dass passt schon." Den restlichen Abend gucken wir noch Filme und unterhalten uns.

Ich befinde mich in einem dunklen Raum. Plötzlich geht ein Licht an und ich sehe meine Schwester. Sie sitzt vor mir auf einem Stuhl, tot. Ich will zu ihr rennen, aber mein kompletter Körper ist gelähmt. Plötzlich öffnet Lina ihre Augen, diese sind blutrot.

"Du bist an allem Schuld. Wieso bist du so egoistisch?" Sie steht von dem Stuhl auf und kommt mit einem Messer auf mich zu.

"Du musst sterben.", schreit Lina wütend. Sie drückt das Messer an meinen Hals und ich sehe Blut, was unter mir eine Pfütze bildet.

Verschwitzt schrecke ich auf und schaue in die Augen von Julie, die mich besorgt mustern.

"Alles in Ordnung?", fragt sie fürsorglich.

"Ja, ich hatte bloß einen Albtraum." Sie streicht mit ihrer Hand meine nassen Haare aus dem Gesicht und legt sich wieder neben mir ins Bett. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es erst halb vier ist. Seuftzend lasse ich mich zurück auf die Matratze fallen und schalte das Licht aus. Unruhig wälze ich mich umher, bis ich irgendwann doch noch einschlafe.

Am nächsten Morgen fahren wir mit dem total überfüllten Bus in die Schule und schaffen es gerade noch so uns vor der Lehrerin in den Klassenraum zu quetschen. Mike schaut während des gesamten Unterrichts ununterbrochen in meine Richtung, was ich aber versuche zu ignorieren. Nach zwei unglaublich langweilen Stunden Deutsch, in denen unsere Lehrerin Gedichte vorgelesen hat, ertönt endlich der Ton der Schulklingel. Erleichtert verlasse ich den Klassenraum und suche nach Julie. Als ich gerade durch den Schulgang laufe, werde ich plötzlich am Handgelenk gepackt und in einen leeren Klassenraum gezogen. Ich drehe mich zu dieser Person um und sehe vor mir Mike stehen.

"Wo bist du gestern hin? Du kannst doch nicht einfach so verschwinden. Weißt du, was für Sorgen ich mir um dich gemacht habe?" Er schaut mir tief in die Augen und macht einen Schritt auf mich zu.

"I...I...ch war bei einer Freundin.", erkläre ich stotternd. Wieso kann ich in seiner Nähe nicht normal reden? Er kommt noch ein Stück näher, sodass höchstens noch eine Hand zwichen unsere Körper passt. Mike schaut abwechselnd zwichen meinen Lippen und meinen Augen hin und her. Irgendwas in mir drin sagt mir dass ich in küssen soll. Ich verringer den letzten Abstand zwischen uns und schlinge meine Arme um seine Hüfte. Unsere Lippen sind nur noch einige milimeter von einander entfernt und streifen sich kurz. Gierig drücke ich meinen Mund an seinen und ein starkes gribbeln bildet sich in meinem Bauch. Mike wirkt erst etwas überrascht, aber erwidert den Kuss schließlich leidenschaftlich. Außer atem lösen wir uns von eineinander.

"Wieso küsst du mich?", fragt Mike gespielt wütend, um mich nach zu machen, als er mich damals bei der Party geküsst hat.

"Ich liebe dich.", rutscht es plötzlich aus mir raus. Als ich Mikes geschockten Gesichtsausdruck sehe, bereue ich meine Worte sofort wieder. Wieso kann ich meine scheiß Gedanken nicht einfach für mich behalten?

Der Sohn des Entführers//BxB//abgeschlossen Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora