Kapitel 11

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Mikes Sicht
Unruhig rutsche ich auf meinem Sitz hin und her, während ich überlege, wo Jannik sein könnte. Schlussendlich komme ich zu dem Ergebnis, dass er entweder Unterricht schwänzt, den Raum nicht mehr findet, sich auf der Toilette eingeschlossen hat oder abgehauen ist, aber ich vermute eher letzteres. Ich springe von meinem Stuhl auf und stürme aus dem Klassenzimmer. Der Lehrer wirft mir einen wütenden Blick zu, aber ich lasse mich nicht aufhalten
und stürme die Gänge entlang, bis ich auf dem Schulhof ankomme. Ich krame mein Handy aus dem Ranzen und rufe meinen besten Freund an, der wahrscheinlich eh gerade Zuhause rumhängt und Serien suchtet.

"Was ist los Bro?", ertönt es am anderen Ende der Leitung.

"Ich brauche deine Hilfe. Ich habe dir doch letztens von diesem Jannik erzählt und dann hast du mir einen Chip gegeben, den ich ihm in den Klamotten versteckt habe, damit ich im Notfall weiß, wo er ist."

"Ja, ist er abgehauen oder was?"

"Kann sein, auf jeden Fall brauche ich seinen Standort."

"Geht klar, komm einfach bei mir vorbei, bis dahin weiß ich wo der kleine ist." Er legt auf, ohne meine Antwort abzuwarten, was mich zum schmunzeln bringt. So kenne ich ihn. Ich laufe zu seinem Haus, welches nur ein paar Straßen von der Schule entfernt ist. Als ich endlich außer atem dort ankomme, steht Mark schon an der Haustür.

"Was ist los?", frage ich verwirrt, weil Mark sonst immer gefühlte fünf Stunden braucht, bis er endlich die Tür öffnet.

"Der kleine ist glaub ich in Gefahr.", erzählt er, während er nachdenklich die Stirn runzelt.

"Sag mir bitte nicht, das Jannik bei meinem Vater ist."

"Doch ich glaube schon, denn Momentan befindet er sich in der alten Fabrik, die deinem Vater gehört." Fuck, ich hätte auf ihn aufpassen müssen.

"Wir holen ihn da raus.", erkläre ich meinem besten Freund überzeugt.

"Ernsthaft? Es kann dir doch eigentlich egal sein was mit ihm passiert, du kennst ihn nicht mal. Außerdem ist dir sonst auch relativ egal, was dein Dad macht."

"Aber mit was soll ich meinem Vater denn jetzt drohen, dass er mich nicht zu sich zurückholt?"

"Du könntest untertauchen, aber anscheinend ist der kleine dir ans Herz gewachsen."Wieso sollte ich ihn mögen? Ok, süß ist er schon, wenn er sich Abends immer wehrt mit mir in einem Bett zu schlafen, sich Nachts dann an mich kuschelt und Morgens einen riesen Aufstand macht, dass ich ihn nicht anfassen soll. Oder wie er immer alles umrennt und es ist mal bemerkt.

"Mike?" Mark fuchtelt mit seiner Hand wild vor meinem Gesicht hin und her. Erschrocken zucke ich zusammen und schaue ihn fragend an.

"Wir holen Jannik da raus.", sagt er plötzlich.

"Woher diese plötzliche Erkenntnis?"

"Man sieht doch offensichtlich dass du ihn magst." Ich will noch etwas erwiedern, aber Mark zieht mich ins Haus und legt seine Hand auf meinen Mund.

"Wir müssen leise sein, meine Mutter schläft noch und ich hab keinen Bock Ärger zu bekommen, weil ich Unterricht schwänze.", flüstert er leise in mein Ohr.
Wir schleichen in sein Zimmer setzen uns auf sein Bett.

"Wann wollen wir Jannik befreien?", frage Mark nachdenklich.

"Jetzt?" Er springt motiviert vom Bett auf, kramt unter seinem Bett eine Waffe hervor und drückt sie mir in die Hand.

"Woher hast du die?", frage ich ihn überrascht, während ich die Pistole in meinen Händen begutachte.

"Ist ne fake Waffe, aber sieht täuschend echt aus, oder?"

"Nicht schlecht.", staune ich. Wir schleichen die Treppe wieder nach unten und verlassen das Haus.

"Fahren wir mit deinem alten Auto?", frage ich Mark geschockt.
Dieser antwortet mir nicht, sondern setzt sich in seine alte Schrottkarre und tippt ungeduldig mit seinem Finger auf dem Lenkrad rum. Vorsichtig steige ich ein, aber gut zumute ist mir dabei nicht, denn bei Marks rasanter Fahrweise sollte ich lieber schreiend wegrennen. Er drückt auf das Gaspedal, fährt im Rückwertsgang aus dem Parkplatz und verfehlt dabei nur um einige Zentimeter ein parkendes Auto. Als wir auf der Hauptstraße ankommen sieht es auch nicht viel besser aus. Wie hat der eigentlich seinen Führerschein geschafft???

Als wir endlich auf einem Parkplatz anhalten atme ich erleichtert aus, aber zu früh gefreut. Mark drückt noch einmal auf das Gaspedal und fährt mit voller Wucht in ein Gebüsch, bis das Auto endlich zum stoppen kommt. Immerhin lebe ich noch. Fluchend steigt Mark aus dem Auto aus und ich folge ihm erleichtert.

"Jetzt ist hier voll der Kratzer drin.", mault er genervt.

"Fällt eh nicht auf, bei den ganzen anderen Schrammen." Er streckt mir die Zunge raus, woraufhin ich anfange zu lachen. Plötzlich fährt ein weiteres Auto auf den Parkplatz und bleibt mit quitschenden Reifen ein paar Meter neben uns stehen. Ich packe Mark am Arm und ziehe ihn hinter den Wagen. Dieser will sich erst beschweren, aber als mein Freund das Auto bemerkt, verstummt er auch.

Der Sohn des Entführers//BxB//abgeschlossen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt