IV🌸

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Jungkook

Kaum waren wir aus dem Bus ausgestiegen und dieser weitergefahren, warf ich Jimin einen verärgerten Blick zu. "Was sollte das?!", verlangte ich harsch zu wissen und starrte den Orangehaarigen aus zusammengekniffenen Augen an.

Jimin allerdings sah mich eher verständnislos an. "Was sollte was?", erwiderte er nur ratlos auf meine Antwort. Ich fuhr mir gestresst durch die Haare und stiess die Luft aus, die ich in einem tiefen Atemzug eingeatmet hatte. Dann sah ich meinen Hyung wieder an. "Wieso erzählst du diesem fremden Kerl über mein Leben oder mich?!", wurde ich deutlicher.

Jimin hob eine Augenbraue, ehe er mit den Schultern zuckte. "Ihr kennt euch ja ohnehin schon", meinte er unbekümmert, woraufhin ich auflachte. "Wir kennen uns, weil er ein nerviger Idiot ist, der die ganze Zeit mit mir reden will! Das heisst nicht, dass ich ihn mag oder dass du ihm jede Scheisse aus meinem Leben erzählen kannst!"

Mein Hyung verdrehte die Augen. "Tut mir ja leid, jetzt krieg dich wieder ein", erwiderte er genervt und setzte sich in Bewegung. Ich schloss hastig zu ihm auf. "Du weisst ganz genau, dass die Kirschblüten niemanden was angehen! Und du weisst, dass du es weder bei mir noch bei irgendjemand anderem ansprechen sollst, Hyung!", zischte ich leise.

Jimin holte tief Luft und blieb wieder stehen. "Okay, Jeon", antwortete er kurz angebuden und ich starrte ihn einen Moment überrascht an, darüber, dass er mich mit meinem Nachnamen ansprach, "Ich hab's kapiert. Du musst mich nicht anschreien. Ich hab ihm nichts gesagt, was besonders schrecklich wäre, ja? Ich hab ihm nichts verraten, was du mir erzählt hast. Es war die reine Wahrheit: Man bewegt sich auf dünnem Eis, sobald man dich auf Kirschblüten anspricht."

Er machte dazu eine kapitulierende Handbewegung, ehe er seine Hände wieder in den Taschen seiner Bomberjacke versteckte, sich umdrehte und ohne mich weiterlief.

"Und du denkst, er wird nicht fragen?!", fauchte ich wütend und eilte ihm nach. "Und wenn schon!", erwiderte Jimin harsch, sah mich aber nicht mehr von der Seite an, "Dann wirst du ihm abfällig klar machen, dass es ihn 'nen Scheissdreck angeht. Das machst du doch auch mit jedem, der dich Dinge fragt, die du nicht beantworten willst."

Ich lachte auf. "Er wird nicht aufhören zu fragen, Jimin Hyung. Er wird einfach so lange nachbohren, bis ich es ihm sage", antwortete ich bitter, während wir gemeinsam den Hof der Uni betraten. Jimin allerdings schnaubte nur und zuckte mit den Schultern. "Dann verletz ihn", lautete die Antwort.

"Ich soll was?!"

"Doch nicht körperlich, du Idiot! Verbal. Stoss ihn von dir. Darin bist du doch so gut geworden, oder nicht?"

Irritiert starrte ich meinen Hyung an. Jimin kam zum Stehen und lachte abfällig. "Ist es nicht so?", fragte er mich leiser. "Wie kommst du darauf?", murmelte ich leise, woraufhin er abwertend grinste. "Na, wie wohl, Jungkook?", fragte er zurück, "Weil wir dir dabei zusehen können. Seit Chen läuft es nur so; jemand will dir nahe kommen und du stösst ihn von dir. Du hast Hobi und mich, aber nur, weil wir schon immer da waren. Du hast Angst und lässt dich von ihr beherrschen. Der Typ hat dir nichts getan, er will nur mit dir reden. Und doch bist du so abartig zu ihm."

"Das ist nicht wahr!", zischte ich und ballte meine Hände zu Fäusten. Wie kam er jetzt darauf, Chen in diese Sache einbeziehen zu müssen?! "Doch und das weisst du ganz genau! Hör auf damit! Nicht jeder ist so scheisse wie Chen, okay?!", fuhr er mich an.

Ich schluckte leer und starrte meinen besten Freund weiter an. "Was weisst du schon", murmelte ich leise, woraufhin das abfällige Lächeln auf seinen Lippen traurige Züge annahm. "Genug", erwiderte er nicht lauter als ich, "Ich weiss, was er dir angetan hat. Und ich kann mir vorstellen, was es mit dir angerichtet hat. Aber nicht jeder ist so. Und nicht jeder verdient deine Ablehnung, ganz bestimmt nicht der junge Mann im Bus."

Er wandte den Blick ab und ich sah, wie er seufzte, ehe der Ältere durch seine Haare strich. "Wieso versuchst du es nicht? Gib ihm eine Chance", schlug er mir dann vor. Ich zuckte hilflos mit den Schultern. Jimin hatte Recht. Ich hatte Angst.

Ich verstand nicht, was er von mir wollte und seine aufgestellte, unbekümmerte Art irritierte mich zutiefst. Ich war vorsichtig mit Menschen geworden, denn ich hatte spüren dürfen, wie sehr sie einen verletzen konnten, wenn man den falschen zu sehr vertraute. Doch wie wollte ich herausfinden, wer der Richtige und wer der Falsche für mein Vertrauen war?

Es war ein Risiko, dass es einzugehen galt, wenn ich mich auf jemand Unbekannten einliess, doch ebendieses Risiko war es, wovor ich mich fürchtete.

Ich wollte kein zweites Mal so verletzt werden. Das eine Mal hatte mir gereicht. Voll und ganz.

"Und wenn es so wird, wie bei Chen?", fragte ich meinen Hyung leise und seufzte tief. Der Ältere lächelte sanft und legte einen Arm um mich. "Dann werden Hobi und ich Auftragskiller und zack!", er schnippte vor meinem Gesicht mit den Fingern, "Beseitigt ist er."

Ich lachte leicht und nickte zustimmend. "Einverstanden", murmelte ich. Jimin begann breit zu lächeln. "Du versuchst es?", hakte er nach.

Ich nickte ein weiteres Mal, diesmal jedoch zaghafter, ehe ich die Schultern straffte und Luft holte. "Nicht jeder ist wie Chen, sagtest du. Also hat er wohl eine Chance verdient."

Cherry Blossoms [Vkook]Where stories live. Discover now