So ist das also. Deshalb diese Show? Warum zum Teufel musste ich dafür auch noch seine Freundin spielen? Um sie eifersüchtig zu machen? Jetzt fühle ich mich mindestens so schlecht, als hätte ich mit ihm geschlafen. Ausgenutzt und weg geworfen.

»Sadie?«, reißt Christina mich aus meinem Hass.
»Sorry, aber dazu kann ich nichts sagen. Mitbekommen habe ich nichts dergleichen«, antworte ich neutral und klammere mich an meinen Kaffee.

»Oh, schade... ich dachte, da du mit ihm die ganze Zeit unterwegs warst, wüsstest du etwas... naja, ist ja auch nicht so wichtig«, winkt sie ab und huscht wieder aus meinem Büro.

Zwei Stunden und dreiundzwanzig Mails weiter trete ich gerade mit extremem Kaffeedurst aus meinem Büro, als sich die Aufzugtüren öffnen und Cole mit JANINE an der Hand auf mich zu schreitet. Mit einem selbstgefälligen Lächeln stolziert sie an mir vorbei. Ihr Blick schreit "Na - wer hat ihn jetzt an der Hand Bitch?!"

Sein Blick hingegen ist kühl und ich werde das Gefühl nicht los, dass es ihm unangenehm ist, dass ich sie beide jetzt zusammen sehe.

Von ihm bekomme ich nur ein »Morgen« und sie nickt mir nur grinsend zu, bevor sie beide in seinem Büro verschwinden.

Christina schaut mich mit großen Augen an, »Dann stimmt es also doch!«, platzt es entsetzt aus ihr heraus und sie halt sich vor Schreck die Hand vor den rot gefärbten Mund.
»Anscheinend«, murmele ich und gehe mit gesenktem Kopf langsam zum Aufzug. Jetzt könnte ich einen Cognac gebrauchen... in meinen Kaffee.

Den restlichen Tag bin ich nicht zu gebrauchen und nur durch den Wind. Ich lese meine Mails, ohne wirklich zu Lesen. Meine Augen huschen über die Wörter, aber ohne dass deren Sinn in meinem Kopf ankommt.

Ich frage mich immer mehr, was von dem, was er getan und gesagt hat auch wirklich ernst gemeint war. Was davon ehrlich war und ob schon das Frühstück vor unserer Abreise vielleicht gespielt war - ich weiß es nicht.

Und dann kommt um 16:35 Uhr auch noch eine Mail von ihm. Ich mag sie nicht öffnen. Sind es wieder nur Lügen?

Mit klopfendem Herzen klicke ich auf 'lesen' und fliege über seine Worte.

Cole Williams:
Bitte denke an den Bericht über unsere Geschäftsreise bis morgen 15:00 Uhr
C.W.

Ich bin so geladen, ich könnte platzen. Meine erste Intuition ist ihm zu antworten und zu fragen, ob ich unsere Kurz-Beziehung in dem Bericht mit erwähnen soll. Diesen Gedanken schiebe ich aber schnell wieder bei Seite. Schließlich wollte ich, dass hier niemand davon erfährt, um Klatsch zu vermeiden.

Also antworte ich nichts, beginne den Bericht, aber um kurz nach 18:00 Uhr kann ich keine Zahlen und Fakten mehr sehen und mache mich auf den Weg zum Aufzug.

Natürlich wird der Aufzug aufgehalten, als sich die Türen schließen und natürlich kommt Cole herein - wenigstens ohne Anhängsel.

Ich will ihn nicht ansehen und drehe mich etwas zur Seite. Zwei Stockwerke fällt kein Wort, doch dann vernehme ich ein leises
»Es tut mir leid«. Spottend stoße ich Luft aus. »Spar es dir einfach!«, zicke ich ihn an und drehe mich jetzt komplett von ihm weg.

Beim nächsten Stockwerk steigen zwei Männer dazu und ich kann endlich wieder aufatmen, da ich weiß, er wird mich jetzt nicht mehr ansprechen. Schnellen Schrittes eile ich zur U-Bahn und mache, dass ich nach Hause komme, bevor ich noch auf offener Straße zusammen breche.

Die letzten zwanzig Meter laufen mir bereits Tränen über die Wangen. Und als ich meine Haustür erreiche ist es mehr ein Schluchzen. Ich wusste so sehr, dass es ein Fehler war. Ich hätte dir Finger von ihm lassen sollen. NEIN sagen, aber mein dummes Herz!

»Was ist mit dir denn passiert?!«, höre ich Mona's Stimme hinter mir. »Komm erst mal mit rauf. Du bist ja völlig durch den Wind!«, stammelt sie geschockt. Ich dachte nicht, dass ich so schlimm aussehe, doch der Spiegel in ihrem Badezimmer zeigt mir die traurige Wahrheit.

Vor mir steht eine dampfende Tasse Pfefferminz-Tee und Mona mustert mich eingehend. Schniefend blicke ich in ihre prüfenden Augen. »Was hat er getan?«, fragt sie forsch und lehnt sich zu mir über den Tisch.

»So wie es aussieht, hat er mich benutzt, um seine Ex zurück zu bekommen ... und das auf eine ganz miese Tour«, erkläre ich schluchzend und wische mit dem Handrücken das Wasser aus meinem Gesicht. Ich erzähle ihr alles von Anfang an und ich bin mir jetzt sogar nicht mal sicher, ob das mit dem Zimmer wirklich mein Versehen war. Ich traue ihm kein Stück mehr.

Umso länger ich über alles nachdenke, desto mehr Hass entwickele ich für ihn. Wenn es nur nicht so unfassbar weh tun würde! Und ich dumme Kuh gestehe ihm auch noch meine Gefühle! Ich bin so dumm!!!

Mona ist wirklich ein Schatz. Über zwei Stunden lang tröstet sie mich, heckt sogar Rachepläne mit mir aus, welche zwar nie realisiert werden, aber der gute Wille zählt.

°

Mit Sonnenbrille steige ich am nächsten Morgen wieder einmal in den Aufzug. Ich bin früh dran und neben mir ist nur ein mir unbekannter Mann, als sich die Aufzugtüren schließen. Wenigstens kein Cole in Sicht.

Ich führe meinen Bericht fort und bin gegen 11:30 Uhr damit fertig. Es war ein gutes Stück Arbeit und ich bin froh, dass es geschafft ist. Somit bin ich gerüstet für das heutige Meeting.

Posteingang:
Cole Williams: 12:00 Uhr - mein Büro
Cole Williams: Bring den Bericht mit

Ich hasse es, wenn man mir Mails sendet und die eigentliche Nachricht im Betreff steht. Da es gleich 12:00 Uhr ist, antworte ich nicht, sondern sende ihm nur den Bericht, bevor ich mein Büro verlasse und an seine Tür gegenüber Klopfe.

Das Bild, welches sich mir zeigt, als ich seine Tür öffne ist verachtend. Janine sitzt auf seinem Schoß und hat ihre Hand in seiner geöffneten Hose.

Sein Kopf lehnt genüsslich nach hinten an seiner Stuhllehne und seine halb geöffneten Augen blicken direkt zu mir zur Tür. Ein wissendes, widerwärtiges Grinsen ziert seine Lippen und ich presse fest meine Lippen aufeinander, als ich auf ihn zu gehe.

Ich denke nicht daran, jetzt raus zu gehen. Das war von ihm vollkommen geplant und sein Plan ist auf gegangen. Er hat mir wieder einmal gezeigt, wie einfach es ist, mir ein Messer ins Herz zu rammen.

Ich stütze meine Hände vor ihm auf dem Schreibtisch ab und blicke direkt in seine eiskalten Augen, "Der Bericht ist bereits in deinem Posteingang - viel Spaß beim Meeting", zische ich und drehe mich um, gehe zurück zur Tür.

»Na das Meeting machst du... ich bin... beschäftigt«, ruft er mir hinterher.  Abfällig schmunzelnd drehe ich mich zu ihm um, »Tut mir leid, aber... mir geht es nicht so gut... wahrscheinlich ist mir Kanada nicht so gut bekommen. Habe mir wohl... etwas eingefangen, Sorry.«

Nach diesem Worten drehe ich mich um und verlasse endgültig sein Büro. Soll er doch zusehen, wie er allein klar kommt! Ich bin für heute fertig!

LOVE RECOVEREDOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz