♕ 10 • Blutsbande ♛

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Sie war nie besonders glücklich in ihrer Stellung als Prinzessin, denn auch sie hatte viele Pflichten, vielleicht sogar mehr als ich, denn bei ihr hat man aufgrund ihres Geschlechtes penibel darauf geachtet was sie tut und wie sie es tut. Ihre Aufgabe war es seit ihrer Geburt jemanden zu heiraten, der unser Land stärken würde, etwas was für eine Romantikerin und eine Träumerin wie meine Schwester mehr war als nur ein Albtraum, es war ein Grund zu sterben. 

Wahrscheinlich hätte sie sich auch das Leben genommen, allerdings verliebte sie sich in den Mann, den Vater ihr als Gatten ausgesucht hatte. Er war ein Lord, unglaublich wohlhabend und deswegen von Wichtigkeit für unser Land, weil wir zu der Zeit mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, von denen niemand erfahren durfte. Er gehörte zur der zweitreichsten Familie des ganzen Kontinents und war von daher eine mehr als nur gute Partie. 

Joohyun lernte ihn kennen und mit jedem Treffen wich ihre Abneigung bis sie anfing der Hochzeit freudig entgegen zu sehen. Die beiden verliebten sich tatsächlich ineinander, ein Wunder das leider nicht jeden von uns ereilt, er wurde sogar Kommandant der Garde meines Vaters, allerdings wurde ihm auch eben diese Beförderung zum Verhängnis. 

Bei einem Angriff auf die Stadt, bei der das Schloss vom Widerstand angeführt von Curnasir, belagert wurde, sollte er die Verteidigung leiten und das tat er auch. Ich kämpfte an seiner Seite und wir hatten den Kampf eigentlich so gut wie gewonnen als sie uns plötzlich von hinten überraschten. Ich weiß nicht mehr genau wie alles passierte, ich war so sehr darauf konzentriert selber zu überleben, dass ich ihn erste auf dem Boden liegen sah als alles vorbei war. 

Meine Schwester gab mir keine Schuld daran, in keiner Sekunde machte sie mir einen Vorwurf, aber ich tat es selber. Ich fragte mich, ob ich ihn irgendwie hätte retten können wenn ich ihm damals nur ein wenig von meiner Aufmerksamkeit geschenkt hätte, ob ich das alles hätte verhindern können. 

Jedes Mal, wenn ich wie jetzt vor der Tür ihres Gemaches stehe, muss ich an diesen Tag denken und daran, was wir damals alles verloren haben. So viele gute Männer, so viele unschuldige Menschen die sterben mussten und die Seele meiner Schwester, die wahrscheinlich bereits oben als Stern im Himmel ist, obwohl ihr Herz noch schlägt. 

Ich schließe die Augen und atme einmal tief ein bevor ich an ihre Tür klopfe und auf eine Antwort warte. Ich weiß nicht ob sie tatsächlich da drin ist, die Wahrscheinlichkeit ist groß, ihr Gemach verlassen tut sie nämlich kaum, aber wenn, dann bleibt sie ziemlich lange draußen. Manchmal unternimmt sie Ausflüge in die Stadt, mischt sich unter das Volk um nicht in ihrer Trauer zu ertrinken und sagt es keinem von uns, aber heute scheine ich Glück zu haben. 

Sie öffnet die Tür einen Spalt breit uns sieht mir Sekundenlang mitten ins Gesicht bevor sie die Tür wieder zu machen will, aber ich reagiere schnell und schiebe meinen Fuß dazwischen. Kurz beiße ich mir auf die Zunge um keine Schmerzlaute von mir zu geben und öffne die Tür weiter.

"Joohyun...-", beginne ich, aber sie schüttelt sofort den Kopf und sieht mich voller Verachtung an.

"Weswegen bist du hergekommen? Möchtest du mir alles Gute Wünschen? Möchtest du mir wie Vater sagen, dass es meine Pflicht ist und ich nur am Leben bin um Bündnisse mit anderen Ländern zu ermöglichen? Wenn ja, dann spar dir den Atem Jungkook."

Sie möchte die Tür wieder zu machen, aber ich lege die flache Hand auf das Holz und schiebe sie sanft wieder auf, damit sie nicht das Gefühl kriegt ich würde ohne ihre Erlaubnis eindringen wollen. 

Vater scheint bereits bei ihr gewesen zu sein, wenn er schon mit ihr geredet hat und das kann nie was gutes bedeuten. Vater hat die Fähigkeit einem alles schlecht zu machen und wenn es, sowie diese Situation, bereits schlecht ist, dann macht er es katastrophal. Die Gefühlswelt anderer Menschen ist ihm Fremd, alles was für ihn zählt ist das aufsteigen dieses Landes, seine Kinder und jedes andere Wesen sind für ihn nur Instrumente. Das scheint er auch ihr klar gemacht zu haben. 

"Das ist es nicht, hör nicht auf ihn", sage ich und strecke die Hand nach ihrer aus. "Du bist viel mehr Wert als nur ein Bündnis."

"Ach ja?", fragt sie verächtlich und schlägt meine Hand angewidert weg. "Ich weiß, dass du mit ihm unter einer Decke steckst, du wusstest was er vor hat und du hast nichts getan um es zu verhindern."

"Ich habe versucht es ihm auszureden!", verteidige ich mich sofort, aber sie schüttelt nur den Kopf.

"Ihr beide seit gar nicht so verschieden, Jungkook. Ihr beide habt nur dieses Land im Kopf, er die Macht, die es ihm bringt und du das Wohl. Es sind unterschiedliche Weisen, aber ihr wählt die gleichen Wege um diese Ziele zu erreichen. Menschen sind für euch doch nur ein Zweck zum Mittel, so viel Wert wie Gold das ihr gegen etwas anderes eintauschen könnt." Sie tritt mir mit dem Absatz ihres Schuhes auf den Zeh und bringt mich damit dazu den Fuß weg zu ziehen bevor sie die Tür direkt vor meiner Nase zu knallt. "Ihr widert mich beide an und ich bin froh nicht länger den Namen Jeon tragen zu müssen."

Begin |Vkook|Where stories live. Discover now