»Wo fahren wir überhaupt hin?«, möchte ich neugierig wissen.
»Ich dachte wir essen indisch. Du magst doch noch indisch?« Gespannt blinzelt er zur Seite um nicht den Verkehr aus den Augen zu verlieren. »N-natürlich, ja sehr gern«, antworte ich schnell. »Gut, ich habe nämlich bereits einen Tisch reserviert. Wir sind gleich da«. Froh über diese Information nicke ich und schenke ihm ein kurzes Lächeln.

Das Restaurant ist eindeutig nicht meine Preisklasse. Es ist zwar typisch indisch farbenfroh, aber die sonstige Einrichtung sieht kostspielig aus. Die Empfangsdame führt uns zu einem weiter hinten gelegenen Tisch. Cole hält mir ganz Gentleman den Stuhl, während ich mich setze und nimmt dann gegenüber von mir Platz. Sofort erscheint ein Kellner mit der Karte und fragt bereits nach unserem Getränkewunsch.

»Ich denke zur Feier des Tages ist es in Ordnung, wenn wir ein Glas trinken. Wir nehmen zwei Chablis und den Rest entscheiden wir gleich. Danke«, bestellt er selbstsicher und schaut mich an.

»Ich kann es immer noch nicht fassen. Sadie Hanson«. Er schaut mich mit seinen leuchtenden Augen an und spielt dabei mit der Gabel ohne den Blick von mir abzuwenden. »Ich hätte echt nicht gedacht, dass wir uns noch einmal wiedersehen«, spricht er fast abwesend und driftet anscheinend mit seinen Gedanken ganz weit ab.

Das hörte sich für mich an, als wenn ich seine Pläne durchkreuzt habe. Er hätte mich ja auch heute morgen gehen lassen können. Dann wäre sein anscheinendes Problem gelöst.

»Tut mir leid, dass dein Wunsch nicht erfüllt wurde«, antworte ich leicht verletzt und breche seinen Blick ab um auf meine Hände zu schauen, die in meinem Schoß liegen. Ich kann sowieso nicht ununterbrochen in diese Augen sehen. Das bringt mich noch um, genauso wie diese perfekt geschwungenen Lippen. Ob sie immer noch so fantastisch sind? So verführerisch schmecken? So wunderbare Dinge anstellen können...?

»Sadie!«, stößt er erschrocken sowie enttäuscht aus. »So war das nicht gemeint. Im Gegenteil. Es freut mich, dass es dir gut geht und natürlich auch, dass du jetzt hier arbeitest. Es ist nur unfassbar. Wer hätte gedacht dass wir uns wiedersehen - bei der Entfernung?! Und nach der Zeit...« Seine Stirn zieren nun Falten und seine Augen sind angestrengt zu Schlitzen geformt.

»Manchmal hätte ich es mir gewünscht«, flüstere ich ohne darüber nachzudenken. Seine Augen funkeln voller Emotionen und er setzt an etwas zu sagen, aber passend kommt der Kellner und serviert den Wein. Er bleibt stumm.

Wir bestellen unser Essen - er ein Lamm-Curry und ich gefüllte Aubergine und er kommt zum geschäftlichen Teil. »Weswegen ich mit dir sprechen wollte...«, er räuspert sich verlegen und ist leicht nervös. Mehrmals schaut er zu mir, senkt wieder den Blick, um dann wieder bei  meinen Augen zu landen.

»Ich muss in zwei Tagen für eine Woche nach Kanada. Und ich möchte, dass du mich begleitest. Ich muss mir dort ein Portfolio ansehen und einiges ausarbeiten. Dabei könntest du mir ebenfalls sehr behilflich sein. Und ich weiß dass du das kannst...Was sagst du?«

Im ersten Moment entgleisen mir die Gesichtszüge - denke ich. Ich bin einen Tag hier und soll schon wieder fliegen? Der Gedanke gefällt mir gar nicht. Ich hasse fliegen! »Das ist alles ziemlich plötzlich. Ich bin gerade mal  hier«, stammele ich überrumpelt.

»Dann hast du sicher noch nicht ausgepackt, oder?«, scherzt er mit einem spitzbübischen Lächeln und schräg gelegtem Kopf. Ich muss schmunzeln und weil ich darauf nichts erwidern kann, bewerfe ich ihn mit meiner Serviette. Leider erwische ich dabei sein Weinglas und der Inhalt ergießt sich auf sein Hemd und seine Hose. Ich wäre am liebsten im Boden versunken.

»Ist das jetzt dein Ernst?«, wirft er mir genervt an den Kopf. Ich stehe schnell auf und nehme meine Serviette um sein Hemd wenigstens etwas trocken zu tupfen. Ihn so zu berühren ist für mich schon äußerst qualvoll und meine Hände zittern. Ich würde ihm das Hemd eher lieber vom Leib reißen. Als ich nicht weitermache guckt er mich verwundert an.

LOVE RECOVEREDWhere stories live. Discover now