24. Francesca & Diego

1K 10 25
                                    

Wieder esse ich allein am Esstisch. Wieder sitzt er nur vor seiner Arbeit. Wieder verbringen wir den Tag getrennt.

Seit Wochen leben Diego und ich praktisch nur noch nebeneinander her. Dabei wollen wir in zwei Tagen nach New York reisen. Unsere Freunde haben zu Diegos und meinem Geburtstag, die lustigerweise auf den gleichen Tag fallen, zusammengelegt und uns eine Reise in die USA geschenkt. 

Wir wollen Weihnachten und Silvester dort verbringen. Allerdings glaube ich das es genauso abläuft wie schon die ganze Zeit. Diego wird sich nur der Arbeit widmen und ich stehe hinten an. 

Ich stehe vom Tisch auf und laufe in sein Arbeitszimmer.

"Kommst du jetzt essen? Ich will wenigstens mal zehn Minuten mit dir zusammensitzen und reden." bitte ich ihn. Er blickt von seinem Schreibtisch auf und schaut mich genervt an.

"Ich habe dir gerade eben schon gesagt, das ich keine Zeit habe. War das so schwer zu verstehen?" 

"Du hast keine Zeit für deine Frau? Nicht mal zehn Minuten?" versuche ich es erneut, doch sein Blick wird eisig.

"Ich habe nicht mal zwei Minuten. Würdest du mich jetzt bitte arbeiten lassen? Danke."

"Was ist nur aus dem Mann geworden, der mir versprochen hat immer für mich da zu sein? Gibts den nicht mehr?" konfrontiere ich ihn mit seinem Ehegelübde.

"Dieser Mann sorgt dafür das du alle Rechnungen bezahlen kannst!"

"Ich hab dich nie drum gebeten. Du hast gesagt ich soll nicht mehr arbeiten gehen. Wir wollen eine Familie gründen, da werde ich sowieso Hausfrau sein. Das waren deine Worte, aber schön wie ernst du sie genommen hast!" kontere ich und er knallt seinen Laptop zu, sodass ein Stapel Papier von seinem Tisch fällt.

"Was willst du Francesca? Auf der Straße sitzen oder in einer tollen Wohnung leben? Dieser Luxus kostet was!"

"Dir ist doch egal was ich will. Für dich gibt es nur noch Arbeit, Arbeit, Arbeit!" 

"Geh, sonst sagen wir noch was, was wir dann bereuen." setzt er dem Streit ein Ende, schiebt mich aus seinem Zimmer und schließt die Tür ab.

Ich will nur meinen Mann und besten Freund zurück, mehr nicht. 

Ich gehe ins Schlafzimmer und packe meinen Koffer für den Flug. Auch in der Zeit bewegt Diego sich keinen Zentimeter aus seinem Arbeitszimmer. Ich nehme alle Reiseunterlagen die ich brauche, inklusive der beiden Flugtickets und verlasse die Wohnung leise.

Diego wird das Ticket ja eh nicht brauchen, weswegen ich es einfach zerreiße und wegwerfe. Dann steige ich ins Auto und fahre zu Camila. 

"Wieder Streit?" fragt sie, als ich mit einem Tee versorgt auf ihrem Sofa sitze.

"Wann ist es denn mal nicht so?" erwidere ich sarkastisch und lache. Diese Situation ist eigentlich so absurd. 

Diego war mal das komplette Gegenteil, von dem was er jetzt ist. Allerdings ist sein Vater genauso und es heißt ja nicht umsonst, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Mittlerweile kann ich Diegos Mutter verstehen, also warum sie sich von seinem Vater getrennt hat.

Mit so einem Menschen kann man nicht mehr zusammenleben. Es war ja nicht mal mehr richtiges zusammenleben. 

"Und was ist mit New York?"

"Ich fliege allein. Wir brauchen ein paar Tage Abstand zueinander. Er hätte sowieso keine Zeit für Urlaub."

"Wirklich? Du fliegst allein und verbringst die Feiertage dort?"

"Ich bin schon groß Cami, mach dir keine Sorgen."

"Doch, du bist meine kleine Schwester, natürlich mache ich mir da Sorgen." 

24 DaysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt