8. Diego & Violetta

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"Schatz, aufstehen. Wir müssen bald los." flüstere ich meinem Freund ins Ohr und küsse ihn dann auf dem Hals.

"Wohin denn?" grummelt dieser und dreht sich um.

Sein verschlafener Blick und seine kratzige Stimme am Morgen liebe ich.

"Wir gehen einen Baum fällen und danach noch Weihnachtsschmuck kaufen um ihn zu beschmücken." teile ich ihm mit und gebe ihm einen Kuss auf den Mund.

"Wann haben wir das denn entschieden?" 

"Jetzt gerade. Komm schon Diego. Ich hab das jedes Jahr mit meinem Papá gemacht, das ist eine Tradition bei den Castillos." versuche ich ihn zu überreden.

Da Diego und ich seit ein paar Monaten in Madrid wohnen und mein Papá mit Angie in Buenos Aires feiern wir dieses Jahr Weihnachten nicht zusammen. Das erste mal seit zwanzig Jahren, das ich Weihnachten ohne ihn bin.

"Dann flieg doch nach Argentinien und mach das mit deinem Vater." brummt Diego und dreht seinen Kopf wieder weg von mir.

"Bitte bitte bitte." höre ich nicht auf und setze mich auf seine Beine.

"Violetta, ich will schlafen." jammert mein Liebster und hält sich die Hände vors Gesicht.

"Schlafen kannst du, wenn du tot bist."

"Bäume fallen auch." seufzt er und ich nehme seine Hände aus dem Gesicht, sodass er mich ansieht.

"Was hab ich denn von diesem blöden gefällten Baum? Kann ich nicht einfach einen Plastikbaum im Laden kaufen?"

"Ich wäre super glücklich, willst du das denn nicht? Willst du mich unglücklich sehen?" mache ich ihm ein schlechtes Gewissen und er verdreht die Augen.

"War das ein ja?" frage ich nochmal nach und beiße mir auf die Unterlippe.

"Natürlich war das ein Ja, du kennst mich." brummt er und ich küsse ihn glücklich auf den Mund.

Zwei Stunden später befinden wir uns auch schon auf den Weg zum Wald. Ich habe mich vorher schlau gemacht und es gibt tatsächlich einen kleinen Wald hier in der Nähe, wo man für wenig Geld einen Baum selbst fällen kann.

Mit einer Säge bewaffnet schlendern wir die einzelnen Bäume entlang. 

"Wie wäre es mit dem? Der sieht doch gut aus." sagt Diego und bleibt bei einem Baum stehen. Ich begutachte ihn und schüttel dann meinen Kopf.

"Nein, der ist zu klein." begründe ich mein Kopfschütteln.

"Oh mein Gott Violetta! Mal ist er zu groß, mal zu klein, mal zu gerade, mal zu schräg. Was kommt als nächstes? Er hat zu viele oder zu wenig Nadeln?" regt Diego sich meiner Meinung nach viel zu übertrieben auf.

"Entschuldige das ich keinen kahlen, schiefen Zwergbaum in unserer Wohnung haben möchte."

"keinen kahlen, schiefen Zwergbaum." äfft Diego mich in hoher Tonlage nach, was ich mit einem Augenrollen erwidere.

"Hier." murrt er und drückt mir die Säge in die Hand.

"Hol du uns doch einen hübschen Baum und ich setze mich so lange hier hin." sagt er und setzt sich auf einen Baumstumpf.

"Wirklich jetzt? Sind wir im Kindergarten gelandet?" frage ich und verschränke meine Arme vor der Brust.

"Sag dus mir, immerhin benimmst du dich wie ein kleines Kind. Die Bäume sehen alle gleich aus. Ich gebe zu das manche sich in der Größe unterscheiden, aber ansonsten sehen sie gleich aus, absolut gleich."

"Daran merkt man wieder das du kein Auge fürs Detail hast." schnaube ich entrüstet und Diego beginnt zu lachen.

"Was ist?" will ich von ihm wissen.

24 DaysWhere stories live. Discover now