10. Federico & Ludmila

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Endlich wieder Schnee! Gott, wie ich den vermisst habe. Buenos Aires ist wirklich schön, aber der Schnee fehlt einfach. Deswegen liebe ich es, wenn ich im Winter mal in Europa bin.

"Argh, ich hasse Schnee. Warum habe ich nur zugestimmt?" regt sich Ludmila auf, als wir mit dem Taxi zu unserem Ferienhaus gefahren werden.

Wir beide machen das erste mal Winterurlaub, in Österreich. Es hat mich so viele Stunden gekostet Ludmi davon zu überzeugen. Jetzt kann sie zum Glück nicht mehr absagen, denn wir sind schon fast da.

"Den nächsten Urlaubsort such ich aus." brummt sie und ich lege den Arm um sie.

"Hey, das wird lustig. Du musst dem ganzen nur mal eine Chance geben." versuche ich sie positiv zu stimmen und küsse ihre Wange.

"Aber es ist kalt und nass. Wie kann man das denn schön finden?"

"Das wirst du heute merken, wenn wir Snowboard fahren."

"Ich gehe heute nirgendwo mehr hin, außer ins Bett." 

Ich kann verstehen das sie müde ist, die Zeitverschiebung bringt dich die ersten Tage wirklich um, aber ich bin so oft schon zwischen Argentinien und Italien gependelt, ich habe mich dran gewöhnt.

"Wir haben noch den ganzen Tag hier vor uns, wir können doch eine Runde snowboarden und wenn du dann keine Lust mehr hast machen wir morgen weiter."  unterbreite ich ihr den Vorschlag, den sie mit einem energischen Kopfschütteln ablehnt.

Ich bekomm sie schon noch dazu. Während der Taxifahrt bekommen wir die Möglichkeit uns die Winterlandschaft um uns herum anzuschauen. Es hat ordentlich geschneit, also das perfekte Wetter für den Wintersport!

Ich war schon öfters mit meiner Familie hier im Skiurlaub, es ist sozusagen meine dritte Heimat.

Fast zwei Stunden später befinden wir uns schon im Ferienhaus, was meine Eltern seit ich klein bin haben. Ich gebe Ludmila einen kleinen Rundgang und dann packen wir die Koffer aus.

"Wollen wir gleich los, oder noch was essen vorher?"

"Fede, ich will einfach nur schlafen." jammert die Blondine und wirft sich aufs Bett. Mit Schwung springe ich zu ihr und ziehe sie an mich heran.

"Ich weiß das du schlafen willst, aber wenn du das jetzt tust, dann komm dein Biorhythmus hier gar nicht in Gang und du bist immer nachts wach. Etwas frische Luft und Sport und schon wirst du wach."

"Etwas Schlaf und ich bin auch wieder wach." kontert sie und ich verdrehe grinsend die Augen.

"Dafür koche ich die ganze Woche." 

"Und du wäscht ab." fügt sie noch hinzu.

"Und ich wasche ab." wiederhole ich ihre Worte schmunzelnd und sie schüttelt mir die Hand.

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Da Ludmila noch etwas 'Respekt' vor dem Lift hatte watscheln wir jetzt den Berg hoch. Ich muss beide Snowboards tragen und wehe ich beschwere mich, dann zischt die Señorita nämlich sofort ab. 

Ich füge mich meinem Schicksal, denn immerhin geht sie überhaupt mit und Streit am ersten Tag kann ich nicht gebrauchen.

Außerdem sieht sie mit ihrer pinken Schneehose und ihrer pinken Schneejacke zu süß aus, sodass ich bei jeglichem Streit einfach nur grinsen würde. Eigentlich muss ich immer grinsen, wenn wir streiten. Ihre Stimme geht dann meist eine Oktave höher und sie wird ganz rot vor Wut. 

Nach zehn Minuten sind wir auf dem kleinen Hügel angekommen. Da ich Ludmila erstmal beibringen muss wie man fährt, ist es besser noch nicht ganz nach oben zu gehen.

Ludmila ist noch nie Snowboard gefahren, weswegen ich ihr erstmal helfen muss, wenn das in irgendeiner weise überhaupt möglich ist. 

Das Snowboard hab ich ihr vor ein paar Monaten zum Geburtstag geschenkt und meine Familie hat uns den Urlaub hier 'finanziert', so als vorträgliches Weihnachtsgeschenk.

Zunächst zeig ich ihr wie man das Board an den Füßen befestigt. Das funktioniert noch reibungslos, aber dann fangen die Probleme auch schon an.

Ludmila kann oder will nicht ihr Gleichgewicht halten und fällt somit ständig um.

"Schatz, du bist Tänzerin, also tu jetzt nicht so, als könntest du nicht stehen." 

"Reiz mich nicht Federico!" giftet sie zurück und ich hebe abwehrend die Hände nach oben, ehe ich weiter versuche ihr das snowboarden nahe zu bringen.

Nach etlicher Zeit verbuchen wir kleine Erfolge. Immerhin schafft sie es schon ein paar Meter zu fahren, ehe sie hinfällt. Nach mehreren Versuchen - und Stürzen sind wir dann wieder unten angekommen.

"Nochmal?" frage ich hoffnungsvoll.

"Bis ich es kann, nicht eher gehen wir hier weg." 

Oh, Ludmila hat wieder ihren Kampfgeist gefunden. Ich hoffe nur bis heute Abend hat sie es drauf, sonst nimmt sie wohlmöglich den kleinen Hügel hinter dem Ferienhaus als Übungsort und hält mich die ganze Nacht wach.

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"Bereit?" 

"Aber sowas von." 

Gemeinsam fahren wir nebeneinander den kleinen Hügel hinunter. Ludmila ist immer besser geworden, hat es allerdings noch nicht bis ganz runter geschafft, was sie jetzt aber möchte.

Ich bete zu Gott das sie es schafft, denn ich bin langsam wirklich fertig. Ich muss ja immer wieder die Snowboards hochtragen, da wir den Lift ja nicht nehmen.

Gekonnt fahre ich den Hügel hinunter und warte unten auf Ludmila, die eher mit mäßigen Tempo hinunterfährt.

"Du schaffst das!" rufe ich ihr zu, was sie wahrscheinlich noch mehr pusht, denn zielstrebig fährt sie munter weiter nach unten. Direkt vor mir kommt sie zum stehen und ich halte sie fest, damit sie den Halt nicht verliert.

"Wer ist der beste Lehrer der Welt?" frage ich und werde von ihr geküsst.

"Dafür bin ich die beste Schülerin."

"Und jetzt fahren wir mit dem Lift zum großen Hügel. Das ist sozusagen die nächste Lektion." 

"Oder, wir gehen jetzt nach Hause und nehmen ein schönes warmes Bad und legen uns dann in das wunderschöne Bett." 

"Es ist doch aber erst.." beginne ich den Satz und schaue dann auf mein Handy.

"Es ist schon um fünf?!" starre ich ungläubig auf die Uhrzeit. 

Wir haben über fünf Stunden hier verbracht bis Ludmila es geschafft hat ohne hinzufallen einen Hügel hinunterzufahren? Ich bin ein mieser Lehrer, ein ganz mieser Lehrer.

"Ja, und der Lift ist sowieso nur noch eine halbe Stunde in Betrieb. Das könnten wir ja morgen machen, wenn du unbedingt willst."

"Was willst du denn morgen machen?"

"Wie wäre es mit Schlitten fahren?"

"Du willst Schlitten fahren?"

"Ja, das ist um einiges besser als dieses blöde Teil hier." antwortet Lu und lässt sich in den Schnee fallen, damit sie sich leichter vom Snowboard lösen kann.

Ich löse meine Füße ebenfalls vom Snowboard und lasse mich neben meiner Freundin in den Schnee sinken. 

"Was ist?" 

"Nichts." grinse ich schulterzuckend nur um im nächsten Monat Ludmila in den Schnee zu schubsen.

"Du spinnst ja wohl." faucht sie und nimmt eine Ladung Schnee, die dann in meinem Gesicht landet.

"Okay nein, stopp, stopp. Ich wusste nicht das du direkt so eskalierst...Gott ist das kalt." kapituliere ich und wische den Schnee aus meinem Gesicht.

"Leg dich niemals mit mir an mein Freund." lächelt sie siegessicher.

Das werde ich für den Rest des Urlaubs wohl wortwörtlich nehmen, sonst wird das nicht die letzte Ladung Schnee in meinem Gesicht gewesen sein.


Heute wieder besonders früh *hust* ich faule Sau *hust* :D 


24 DaysWhere stories live. Discover now