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Taehyung

Die Verwirrung war Jungkook deutlich ins Gesicht geschrieben, aber ich konnte es ihm nicht übel nehmen. Wahrscheinlich dachte er noch immer, ich hätte keine Ahnung, aber nach seiner Reaktion heute morgen war es mehr als offensichtlich, dass er irgendwelche Gefühle für mich hatte.

Wie stark diese jedoch genau waren, das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Perplex erwiderte der Jüngere nach meinen Worten meinen Blick und sah vermutlich genau so aus, wie ich nach seinem Ausbruch gerade. Ich kannte ihn nicht wütend, er war immer sehr lieb und warmherzig gewesen, aber ich musste ihn wohl ordentlich verletzt haben.

Dabei hatte ich nicht einmal groß nachgedacht, als ich ihn wieder küsste, ich hatte einfach nur dieses Verlangen, das so stark war, dass ich mich dagegen nicht wehren konnte. Und dieses Mal war ganz sicher nicht der Grund, weil ich ihn sich dadurch besser fühlen lassen wollte.

Ich wollte es wirklich. Und am liebsten hätte ich es in diesem Moment wieder getan.

Doch das Kopfschütteln Jungkooks hinderte mich daran, erneut einen Schritt auf ihn zuzugehen und ich realisierte in diesem Augenblick, was für ein Konflikt in meinem Inneren eigentlich herrschte. Am liebsten hätte ich auch einmal mit dem Kopf geschüttelt, denn das, was ich gesagt hatte, war widersprüchlich zu dem, was ich wollte.

Aber da waren immer noch meine Erfahrungen, die Erinnerungen, die sich nicht einfach wegwischen ließen. Für mich persönlich war das Ganze noch zu frisch, auch wenn es bald fast ein Jahr her war, aber ich wollte Jungkook ehrliche Gefühle schenken, die ich auch wirklich gewissenhaft empfand. Und nicht nur aus einer Laune heraus.

»Taehyung, ich verstehe nicht, was du meinst. Was, denkst du, erwarte ich denn von dir?«

Jungkooks Stimme riss mich aus diesem Konflikt und ließ mich meine eigenen Worte noch einmal Revue passieren. Sollte ich nicht endlich damit anfangen, in die Zukunft zu sehen? Ich musste Jungkook ja nicht erzählen, warum ich nun so war, wie ich war. Ich könnte es doch einfach versuchen, oder?

»Jungkook, ich...«, begann ich, doch unterbrach mich auf die Unterlippe beißend noch einmal selbst. »Ich habe mich wohl nicht ganz korrekt ausgedrückt. Also lass es mich ein wenig anders formulieren. Die Liebe, die du einem anderen Menschen als deinem Bruder gegenüber empfindest...gilt die mir?«

Die Frage war direkt und wirklich gewagt und eigentlich war seine Reaktion genug Antwort darauf.
Wie ein Fisch auf trockenem Boden, der nach Luft schnappte, öffnete er immer wieder seinen Mund und vergrößerte seine dunklen Augen, als hätte ich ihn bei einer Straftat ertappt. Seine Worte danach waren meiner Meinung nach ein reiner Verteidigungsmechanismus, aber ich hatte die Antwort, die ich wollte, bereits aus seiner Mimik herausgelesen.

»S-So ein Quatsch, Taehyung. Nein.«

Aber er konnte es leugnen, so sehr er wollte. Jungkook war in mich verliebt und ich war es vermutlich auch schon immer gewesen, seitdem ich enger mit ihm in Kontakt war.

Ich war nur zu blind und stur gewesen, um es zuzulassen.

𝐂𝐚𝐦𝐛𝐨𝐲│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Where stories live. Discover now