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Jungkook

Meine Augen brannten von den vielen Tränen, die ich während den Nachrichten an Taehyung vergossen hatte, welche er niemals lesen wird. Seit langem war ich wieder unglaublich verzweifelt, wobei ich mich nicht mehr an den Moment erinnern konnte, an dem ich überhaupt mal unbeschwert oder gar glücklich war.

Ich legte das Handy zur Seite, nachdem ich minutenlang noch die Meldung angestarrt hatte, Taehyung nun wieder blockiert zu haben und griff nach einem Taschentuch von meinem Nachtschrank. Ich musste mich unbedingt beruhigen, denn heute würde ich meinen Hyung endlich besuchen gehen. Und sollte er mich so sehen, würde er sich nur wieder unglaubliche Sorgen machen, dabei war er derjenige von uns beiden, dem es schlecht ging. Meine Probleme dagegen erschienen wahnsinnig mickrig.

Ich entschied mich, noch einmal schnell duschen zu gehen und wechselte schließlich zu normaler Alltagskleidung, richtete vor meinem Spiegel noch schnell meine feuchten Haare, ehe ich nach den Schlüsseln griff und meine Wohnung dann verließ.

Diesen Weg bin ich im letzten Jahr beinahe täglich gegangen und auch wenn man sich nicht darüber freuen sollte, tat ich es. Es bedeutete für mich immer einen winzigen Moment Glück, wenn ich wusste, dass ich gleich meinen Hyung wiedersehen würde und für einige Minuten nicht an mein Leben außerhalb dieses Krankenhauses denken musste.

Sofort empfing mich, nachdem ich durch den großen Haupteingang gegangen war, der typische Geruch von Desinfektionsmittel und Krankenhaus, bevor ich an den langen Tresen herantrat, an dem eine junge Frau saß, die ich schon öfter begrüßt hatte.

»Jungkook«, erkannte sie mich auch gleich und schenkte mir ein Lächeln, was im Gegensatz zu anderen Mitarbeitern nicht aufgesetzt war. »Er hat bereits nach dir gefragt«, fügte sie noch leicht vorwurfsvoll hinzu, was mich betrübt den Kopf hängen lassen ließ.

Mein Hyung war schon immer ein Charmeur gewesen und flirtete gern mit den Frauen, die hier arbeiteten, wobei keine davon sein wirkliches Interesse bekam. Ich wusste nicht, ob es an dem Geschlecht selbst lag oder an der Tatsache, dass er wahrscheinlich eh nicht lange leben würde und niemandem Hoffnungen machen wollte. Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, den Frauen schöne Augen zu machen, was ihm auch jedes Mal aufs Neue gelang.

»Ist er in seinem Zimmer?«, fragte ich schließlich und atmete erleichtert auf, als sie nickte und mir noch einmal zum Abschied winkte.

Zielstrebig ging ich auf die Station, die in dem letzten Jahr sein Zuhause geworden war. Sein Immunsystem war zu schwach, als dass er einfach draußen herumlaufen konnte, so wie es jeder normale Mensch tat. Doch er liebte die Freiheit schon immer, umso mehr wollte ich, dass er dieses Gefängnis endlich - oder besser gesagt irgendwann - verlassen konnte.

Leise klopfte ich an seine Zimmertür und schob schließlich meinen Körper in den Raum, bevor ich in sein strahlendes Gesicht sehen konnte. »Jungkookie!«, begrüßte er mich direkt und breitete seine Arme aus, in die ich mich nur allzu gern fallen ließ.

Erleichtert sog ich den Geruch meines Bruders ein, der für mich Geborgenheit und Zuhause bedeutete, während er mir sanft durch die Haare strich. »Ich habe dich vermisst, Jimin«, murmelte ich leise an den Stoff seines T-Shirts, woraufhin er unsere Umarmung nur noch mehr verinnerlichte.

𝐂𝐚𝐦𝐛𝐨𝐲│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt