7. der Deal

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Das einzige Geräusch, das noch in meine Ohren drang war das Rauschen der Bäume und eine weit entfernte Stimme, die mir plötzlich so tief im Nacken saß, dass ich drohte in die Erdgrube vor mir zu fallen.

"Samantha!", schrie eine tiefe Männerstimme, belegt mit Zorn und dem Kratzen eines Kettenrauchers.
"Samantha!"

Nun war die Stimme so laut, dass ich mich umdrehte und direkt vor dem Gesicht meines Onkels stand. Er starrte mich wütend an und packte anschließend grob mit seiner Hand meinem Oberarm.
"Hör auf um dieses Weichei zu trauern, Kleines. Er hat dich allein gelassen. Akzeptiere es."

Der Versuch mich unter seinem Griff zu winden scheiterte, als er mich dadurch nur noch näher an sich zog.

"Er ist tot, Samantha", zischt der Mann vor mir direkt in mein Ohr. Ich konnte seinen heißen Atem an meiner Haut spüren. Seinen Körper, wie er sich gegen meinen presste und seine Brust, wie sie bebte als er amüsiert über meine Angst lachte.
"Kind, er ist tot. Wach endlich auf, hörst du? Wach auf!"

Sofort riss ich meine Augen auf und schreckte dabei so schnell in die Höhe, dass ich mit meiner Stirn gegen etwas hartes knallte. Es dauerte einen Moment, bis meine Augen nicht mehr von der schwachen Deckenlampe geblendet wurden und ich Gabriel sah wie er lachend auf meinem Bett saß und sich mit der flachen Hand über die Stirn rieb.
"Verdammt, Sam. Kannst du mich das nächste Mal nicht vorwarnen?"

Ich ließ meinen Rücken gegen das Bettende sinken und atmete ein paar Mal tief ein und aus.
"Ich habe dich sicher nicht darum gebeten mich beim Schlafen zu stalken", murmelte ich und hielt mir nun ebenfalls meinen Kopf als ich merkte wie meine Stirn anfing leicht zu pochen vor Schmerz.

"Ich habe dich nicht gestalkt", antwortete er und sah mich mit hochgezogener Augenbrauen an.
"Du hast im Schlaf geschrien und wie verrückt um dich geschlagen. Ich hab versucht dich aufzuwecken. Wovon hast du geträumt?"

Ich hab geträumt.
Es war nur ein beschissener Traum.
Cole ist nicht hier.
Jonah auch nicht.

"Wovon hast du geträumt, Sam", fragte er erneut, nur lag dieses Mal etwas Besorgnis in Gabriels Stimme. Verwirrte blickte ich zu ihm. "Wieso interessiert dich das? Ich sollte wohl eher fragen, aus welchem Grund du in dieses Zimmer gekommen bist."

Mir entging nicht das Schmunzeln das seine Lippen zierte, als er seufzend zu mir sah und sich dabei durch die pechschwarzen Haare fuhr.

"Caleb hat mir davon erzählt, dass du dich weigerst uns mit der Suche nach deinem Bruder zu helfen."

"Das hört sich an, als hättest du vor mir zu drohen."

"Wieso gehst du denn sofort davon aus, dass ich böse Absichten habe?"

Als Antwort sah ich mich kurz im Raum um, bevor ich ihm mit gerunzelter Stirn klar machte, dass es nicht ausserordentlich nett war jemanden in einem Raum einzusperren.

"Sam, ich will dir wirklich nichts böses. Doch je eher du uns hilfst, desto schneller kannst du wieder nachhause."

Konnte ja stimmen.
Aber wieso sollte ich ihnen helfen?
Als wären sie meine einzige Rettung gewesen um hier jemals wieder raus zu finden. Ich fehlte schon viel zu lange bei der Arbeit damit es noch keinem aufgefallen sein konnte. Außerdem musste Aimee doch klar sein, dass Jason der letzte war, der mich zu Gesicht bekommen hatte.
Wenn sie die Polizei auf Jason ansetzte, wäre ich hier in spätestens zwei Tagen wieder raus.

Was war eigentlich mit meinen ganzen Sachen passiert?

Mein Telefon. Mein Geldbeutel. Alles war weg. Sie mussten es irgendwo versteckt haben. Und wenn ich es schaffte irgendwie an meine Sachen zu kommen, konnte ich vielleicht schon morgen hier raus sein, meinen Bruder wieder vergessen und diese Typen erst vor Gericht wieder sehen.
Vielleicht wäre es gar keine so schlechte Idee, ihnen zu helfen. Oder zumindest so zu tun, als würde ich ihnen helfen wollen.

Als ich wieder Gabriels Anwesenheit wahrnahm, musterte er mich interessiert und ich fing an einige Haken an meinem Plan zu erkennen.

Würde ich es schaffen dafür zu sorgen, dass nur Jason und Caleb vor Gericht kamen? Und sogar noch meinen Bruder dazu?

Gabriel hatte mir kein einziges Haar gekrümmt, seit ich hier war.

Er versuchte mich vor Jason zu beschützen.
Brachte mir Essen und kam als einziger regelmässig in dieses Zimmer.

Caleb war zwar ebenfalls ziemlich untätig, jedoch konnte ich davon ausgehen, dass er diese ganze Aktion geplant hatte, nachdem was mein Bruder mit seiner Schwester angestellt hatte.
Wenn Jason und Caleb vor Gericht kommen sollten, dann Cole am besten gleich mit ihnen.

"Okay", antwortete ich leise und warf die Decke auf meinem Körper zur Seite.
"Ich helfe euch. Aber nur unter einer Bedingung."

"Wir können dich nicht sofort gehen lassen", unterbrach mich Gabriel und stand im selben Moment wie ich vom Bett auf.

"Das ist mir klar." Lachend zog ich meine Kleidung zurecht, die bereits anfing einen unangenehme Geruch anzunehmen. Oder war das etwa ich, die anfing zu stinken?

"Ich will endlich aus diesem schrecklichen Zimmer raus."

Grinsend schweifte sein Blick über meinen Körper. "Nur wenn du dich davor duschen gehst."

Also war es doch ich, die anfing zu müffeln.
Wie peinlich.

Genervt ignorierte ich jedoch seine Aussage und hielt ihm überzeugt meine Hand entgegen.

"Deal?", fragte ich.

Er blickte auf meine Hand und verzog kurz angeekelt das Gesicht, bevor er leise losprustete und mit einem festen Händedruck mein Angebot entgegen nahm.

"Deal"

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Hier ist nun das 3. Kapitel meines Adventspecials und somit das 2. Kapitel des 2. Adventsonntags.

Zwei Kapitel in einer Woche zu posten habe ich noch hingekriegt. Aber nächste Woche werden es 3.
Help.

Naja ich hoffe ich schaffe das trotzdem noch irgendwie ^^
(Trotz Mathe Arbeit für die ich lernen muss lol)

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen und ich wünsche euch einen schönen 2. Advent.

lg ines

♡♡♡

Finding Truth Where stories live. Discover now