Ich hätte das auch alleine geschafft!

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Mein Messer hielt ich fest umklammert, als ich mich den Beißern nährte. Es waren ungefähr 10 Stück. Daryl gab mir durch ein Nicken zu verstehen, dass er bereit war. Ich nickte zurück und zusammen griffen wir die Beißer an. Zogen einen raus und stachen ihm das Messer in den Kopf. Immer und immer wieder wiederholten wir dieses Vorgehen, bis der letzte Beißer erledigt auf dem Boden lag. Keuchend holte ich tief Luft. Es war jedes Mal anstrengend und nervenaufreibend.

„Ich hätte das auch alleine geschafft" brummte Aaron und steckte sein Messer ein.

„Natürlich hättest du das geschafft. Hatten aber gerade nichts Besseres zu tun" erwiderte ich und erntete einen bösen Blick von ihm. Plötzlich überkam mich ein beängstigender Gedanke. Wollte er etwa sterben? Legte er es vielleicht genau darauf an?

„Lasst uns die Häuser durchsuchen und dann ab zurück" knurrte Daryl und ging zurück zur Straße, wo unser Auto stand. Aaron und ich folgten ihm. Am Supermarkt angekommen, klopfte Daryl ein paar Mal an das große Schaufenster und wartete ab, doch es kam kein Beißer. So schlichen wir hinein und schauten vorsorglich in jeden Gang. Doch hier war keiner. Wir durchstöberten die Regale, doch viel war hier nicht mehr zu holen. Wir stopften das wenige in unsere Rucksäcke und verstauten diese anschließend im Auto.

„Ich halte am Auto Wache. Diesmal klaut es uns keiner" erklärte ich und setzte mich auf die Motorhaube. Ich konnte sehen, wie es in Daryl seinem Kopf arbeitete. Ich ahnte, dass ihm das nicht passte. „Es ist in Ordnung. Ihr seid in Rufreichweite. Alles gut" erklärte ich ihm leise. Zögerlich nickte er und verschwand mit Aaron in eines der Häuser. Es war eines von diesen typischen amerikanischen Reihenhäusern. Es hatte eine kleine Einfahrt, wo das Auto parken konnte. Ein paar Stufen führten zur Haustür hinauf. Verschieden große Fenster sorgten für genügend Licht und es hatte kleine Vorbögen um die Fenster. Es hatte ein blaues Spitzdach und eine gelbe Fassade. Es gefiel mir. Ich mochte diese Art von Häuser.

Aufmerksam behielt ich die Umgebung im Auge, doch es passierte nichts auffälliges. Ab und zu verirrte sich ein Beißer in die Nähe des Autos, doch die waren schnell und leise erledigt. Es dauerte nicht lange, da kamen beide mit gefüllten Taschen wieder und verstauten diese im Auto. Misstrauisch betrachte Daryl mich.

„Es ist alles ruhig. Ihr könnt unbesorgt weitermachen" erklärte ich ihm, als Aaron auch schon im nächsten Haus verschwunden war. Leise fluchend folgte Daryl ihm schnell. War sein Beschützerinstinkt mir gegenüber noch im normalen Bereich? Oder war das schon zu viel des Guten. Noch störte es mich nicht und ich fand es auch süß von ihm. Aber ob es mir auf Dauer auch noch gefiel oder nicht vielleicht doch zu viel wurde, konnte ich jetzt noch nicht sagen.

Innerhalb weniger Stunden hatten sie ein Großteil der Häuser leergeräumt und das Auto war vollgestopft. Mehr würde gar nicht mehr hineinpassen. Aaron wollte sich gerade auf den Fahrersitz setzen, doch ich hielt ihn davon ab. Er hat seit gestern nicht mehr geschlafen und sich keine Pause gegönnt. Es war ein weiter Weg nach Alexandria und er sollte nicht mehr fahren. Erst nach einer langen Diskussion gab er nach und ließ sich genervt auf die Rückbank nieder. Daryl setzte sich auf die Beifahrerseite, so setzte ich mich hinters Lenkrad und fuhr los. Misstrauisch behielt ich dabei die Tankanzeige im Auge. Es war nicht viel Benzin drin und so könnte es knapp werden, dass wir es mit Auto zurückschaffen. Daryl und Aaron behielten die Umgebung im Auge, um eventuell weiteres Benzin zu finden.

Doch es dauerte nicht lange, da sah ich im Rückspiegel, dass Aaron eingeschlafen war. Mein Blick fiel zu Daryl, doch er war wieder in dem Modus, wo er mich ignorierte. Vielleicht sollte ich ihn auch eine Zeitlang ignorieren... Doch vermutlich würde ich das gar nicht übers Herz bringen.

Nach wenigen Stunden fanden wir ein paar Autowracks, in denen tatsächlich noch etwas Benzin drin war. Daryl zapfte es ab, während ich ihn einfach nur beobachtete. Sein Gesicht. Es wirkte so hart und abweisend. Kalt. Was nur ging in seinem hübschen Köpfchen vor sich? Was quälte ihn so sehr?

Bald schon konnten wir weiterfahren. Nun war es nicht mehr weit bis nach Alexandria. Aber es wurde schon dunkel. Doch so kurz vor Zuhause wollte ich nicht noch einmal stoppen. Wollte keine Unterkunft für die Nacht suchen. Ich wollte einfach nur zurück. Ich fühlte mich unwohl. Nicht krank unwohl. Es lag eher an Daryl, beziehungsweise, wie er sich mir gegenüber verhielt. Es zerrte an meinen Nerven und an meiner Substanz. Es tat mir weh und ich wusste nicht, was ich machen soll.

Das Tor wurde geöffnet und ich fuhr hinein. Parkte ein und Daryl stieg sofort aus und war in der Dunkelheit verschwunden. Seufzend drehte ich mich zu Aaron um und weckte ihn vorsichtig.

„Bis morgen" nuschelte er noch im Halbschlaf und war ebenfalls in der Dunkelheit verschwunden. Innerlich fluchend steig ich aus und zündete mir eine Kippe an. Ich grüßte Abraham und Rosita, die am Tor waren und fing an, dass Auto auszuladen. Ich musste jetzt was machen, musste mich etwas abreagieren. Ich war ja nicht sauer. Aber... etwas enttäuscht und auch genervt. So konnte es nicht weitergehen.

„Josie" vernahm ich gerade, als ich die letzten Dosen zu Olivia brachte. Lächelnd drehte ich mich um.

„Hey mein großer" begrüßte ich Carl lächelnd und hielt schon meine Arme auf. Er kam angerannt und ließ sich in meine Arme fallen. Fest drückte ich ihn an mich. „Wie geht es dir?".

„Ganz gut soweit. Habe nur nicht wirklich geschlafen... Wie geht es dir? Warum kommt ihr so spät?" erkundigte er sich.

„Dann gehen wir gleich ins Bett. Könnte eine große Kuscheleinheit gebrauchen" erwiderte ich verlegen grinsend, „Mir geht es soweit. Unser Auto wurde geklaut und auf der Suche nach einem neuen Auto kam ein Gewitter und dann die Nacht dazwischen" ich erzählte ihm noch den Rest, was passiert war und nun drückte er mich fest an sich.

„Kuscheln klingt perfekt" grinste er schief. Lächelnd nahm ich seine Hand und ging mit ihm nach Hause. Dort wurde ich gleich stürmisch von den anderen begrüßt. Zum Schluss nahm mich Samu fest in den Arm und aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass Michelle ihre Mundwinkel nach unten zog, doch machte ich mir keinen weiteren Kopf darüber. Auch ihnen erzählte ich eine Kurzform dessen, was passiert war. Anschließend aßen wir noch zu Abend und sie erzählten mir, was in den letzten zwei Tagen in Alexandria passiert ist. Doch irgendetwas war anders. Sie warfen sich immer wieder verstohlene Blicke zu. Und man konnte deutlich hören und spüren, dass sie etwas verschwiegen. Genauso, wie vor meiner Abfahrt. Nur Michelle war verdächtig ruhig.

„Ist alles okay bei dir?" fragte ich sie.

„Ja klar" erwiderte sie ziemlich zickig und ich sah sie erstaunt an, doch sie starrte nur ihren Teller an. Auch Samu sah sie verwundert an. Okay... Irgendwas stimmte nicht. Irgendwas stimmte hier gewaltig nicht.

Joseline - Mein Weg 2 (Daryl Dixon, Sunrise Avenue, TWD FF)Where stories live. Discover now