Mir ist so komisch

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Der Lärm der Mülltonne lockte ein paar Beißer an, die röchelnd aus den Häusern herauskamen. Ohne zu zögern stürzte Aaron, mit gezogenem Messer, auf die ersten Beißer und streckte diese nieder. Schnell eilte ich ihm zur Hilfe, während Daryl uns den Rücken freihielt.

„Das heißt dann wohl laufen. Zum Glück lassen wir nie was Wichtiges im Auto" meinte Aaron, als der letzte Beißer erledigt war.

„Vielleicht waren das nicht alle und wir sind hier nicht alleine" erwiderte ich leise und versuchte meine Umgebung im Auge zu behalten, während wir langsam losliefen. Aaron und ich vorne, Daryl hinter uns. Wenn wir kein Auto oder genügend Benzin finden, würden wir es heute nicht zurück nach Alexandria schaffen. Zu Fuß würden wir sicher zwei bis drei Tage brauchen. Doch wir würden das packen. Auch wenn die Stimmung eher frostig ist.

„Wir sollten aufmerksam bleiben. Wir sollten auch in den Häusern nach Wasser und Vorräten schauen. Hab nur eine Feldflasche im Rucksack, der Rest ist im Auto" meinte Aaron. Gesagt, getan. Wir nahmen uns eines der kleinen weißen Wohnblöcke vor. Es hatte ein rotes Spitzdach und bestand aus zwei Etagen. Vier Wohnungen gab es hier insgesamt. Jeder nahm sich eine vor, wobei ich vermutete, dass Daryl mehr auf mich achtete, als auf die Wohnung, die er sich vornehmen sollte. Leise klopfte ich an die Haustür und lauschte. Doch ich konnte kein röcheln oder schlürfen der Beißer vernehmen. So öffnete ich vorsichtig die Tür und spähte hinein. Der Flur war sehr altmodisch eingerichtet. Dunkelbraune Möbel und einige schwarz-weiß Fotografien hingen in goldenen, verschnörkelten Bilderrahmen an der Wand. Freundlich aussehende Menschen jeden Alters schauten lächelnd in die Kamera.

Mein erster Blick ging ins Badezimmer, doch dieses war leer. Schnell durchschaute ich auch die anderen Räume, doch ich konnte keinen Beißer erkennen. So durchsuchte ich erst das Badezimmer, aber hier fand ich nichts Brauchbares. Im Wohnzimmer fand ich nur ein paar Teelichter und Streichholzer.

Im Schlafzimmer standen auf den Nachtschränkchen Fotos eines älteren Ehepaares. Ich schätzte sie auf ungefähr 70 Jahre. Ich betrachtete die Fotos eine Weile. Sie erinnerten mich an meine eigenen Großeltern. Diese waren ein paar Jahre vor dem Chaos hier verstorben. Lange habe ich mit ihren Tot zu kämpfen gehabt. Heute bin ich froh, dass sie das hier nicht mehr erleben mussten. Sie hätten ohne Hilfe keine Chance gehabt, dass zu schaffen. Sie waren nicht mehr die jüngsten und das Alter machte auch vor ihrer Gesundheit keinen Halt.

Im nächsten Zimmer, es schien ein Zimmer für Enkelkinder zu sein. Oder dass ihrer eigenen Kinder von ganz früher. Es stand ein Doppelstockbett an der Wand, beide Betten voll mit Kuscheltieren. Jede Menge Autos, Hubschrauber und Eisenbahnspielzeug gab es hier. Hellblaue Wände und einen großen Schreibtisch. Ein richtig schönes Zimmer für Jungs. Gedankenverloren nahm ich einen der verstaubten Teddybären in die Hand.

Flashback

Heute, es war ein Freitag, mussten meine Eltern beide sehr lange arbeiten. Das hieß für mich, dass ich Zuhause bleibe und auf meine kleinen Brüder aufpasste. Doch das störte mich nicht, ich hatte sie gerne um mich herum. Es gibt nichts schöneres, als die Familie. Auch wenn sie beide durchaus anstrengend und nervend sein konnten, doch welche Geschwister waren das nicht? Und sollte etwas sein, war Papa jederzeit sofort über sein Handy erreichbar. Mama konnte nur in kurzen Pausen aufs Handy schauen.

Gerade stand ich in der Küche und machte Abendbrot für uns. Spaghetti Bolognese. Wir waren alle Nudel Junkies und konnten diese ständig in allen möglichen Variationen essen.

„Josie... Mir ist so komisch..." vernahm ich Pascal seine Stimme hinter mir, doch diese klang mehr wie ein krächzen. Besorgt drehte ich mich zu ihm um.

„Was meinst du mit komisch?" fragte ich besorgt nach. Er sah ein wenig blass aus und ich legte meine Hand auf seine Stirn, diese war etwas warm.

„Mir ist so warm und ich habe Halsschmerzen" jammerte er leise und lehnte seine Stirn an meine kühle Hand.

„Ich glaube, du wirst krank. Deine Temperatur ist erhöht. Soll ich die Couch ausklappen und deine Decke holen? Dann kannst du dich etwas hinlegen" fragte ich ihn und strich ihm sanft durch seine Haare.

„Ja" krächzte er nur leise und hielt seine Arme hoch. Ich nahm meinen 6jährigen Bruder auf den Arm, machte den Herd aus und ging ins Wohnzimmer. Dort lag sein ein Jahr jüngerer Bruder auf dem Teppich und hielt sein Teddy fest im Arm.

„Marcel?" rief ich ihn leise, doch von ihm kam keine Reaktion. Ich setzte Pascal in den Sessel und schaute nach Marcel. Er schlief etwas unruhig und auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gesammelt. Auch seine Haare waren ganz nassgeschwitzt. Er hatte ebenfalls Fieber. Schnell, aber leise, klappte ich die Couch aus und verteilte Decken und Kissen darauf. Zuerst legte ich Pascal auf die Couch und miss bei ihm Fieber. Anschließend wiederholte ich bei Marcel dasselbe. Zum Glück hatten wir ein Thermometer, womit man im Ohr die Temperatur messen konnte. Anschließend zog ich beiden einen Schlafanzug an.

„Kannst du mit uns kuscheln?" fragte Marcel leise, nachdem er wachgeworden war und kuschelte sich mit seinem Teddy unter die Decke.

„Ich koche euch noch schnell einen Tee, dann komme ich kuscheln" liebevoll gab ich beiden einen Kuss auf ihr Haar und ging wieder in die Küche. Dort setzte ich Wasser auf, dann nahm ich mein Handy in die Hand.

Josie: Hey Papa. Die beiden werden wohl krank. Marcel hat 38,6 Grad Fieber und Pascal 38,5 Grad. Pascal hat zusätzlich Halsschmerzen. Jetzt liegen sie beide dick in Decken eingemurmelt auf der Couch und ich mache ihnen einen Tee.

Papa: Ich komme gleich nach Hause.

Josie: Das brauchst du nicht. Noch nicht. Marcel schläft sicher gleich wieder und Pascal bestimmt auch.

Papa. Okay. Aber sobald es schlimmer wird, sag bitte sofort Bescheid, dann komme ich sofort nach Hause. Ich mache heute früher Schluss. Kannst die beiden auf der Couch liegen lassen. Habe dich lieb.

Josie. Das mache ich. Habe dich auch lieb. Bis später

Ich brachte die beiden Tassen Tee ins Wohnzimmer und stellte sie auf den Couchtisch.

„Machst du uns einen Film an?" fragte Marcel und man konnte hören, dass er gleich wieder einschlafen würde. Nickend machte ich Cars an, dass ist der Lieblingsfilm von den beiden. Anschließend legte ich mich zwischen die beiden auf die Couch und kraulte beiden den Rücken. Fest hielten beide ihre Teddybären in der Hand. Keine fünf Minuten später schliefen beide selig und ich schaute den Film alleine weiter. Konnte ihn auch schon auswendig.

Flashback Ende

Daran konnte ich mich noch sehr gut erinnern. Am nächsten Tag haben wir alle drei flachgelegen. Papa kam früher von der Arbeit nach Hause und hat sich mit dazu gekuschelt. Ich vermisste sie. Vermisste sie so sehr und schmerzlich. Leise seufzend stellte ich den Teddybären zurück und drehte mich um. Dort stand Daryl im Türrahmen und ich zuckte erschrocken zusammen. Hatte ihn wieder einmal nicht gehört.

„Seid ihr fertig?" fragte ich ihn. Er nickte nur kurz und drehte sich um. Verließ die Wohnung genauso leise, wie er gekommen war. Er schaffte mich echt mit seinem Verhalten. Schnell ging ich in die Küche und durchsuchte die Schränke. Ich fand ein paar Gläser mit eingelegten Gurken und 2 Wasserflaschen. Besser, als nichts. Ich verstaute diese in meinem Rucksack. In den Kühlschrank schaue ich schon seit Monaten nicht mehr. Schließlich funktionierte kein Strom und somit war alles darin verdorben. Dementsprechend roch es auch darin. Ich schulterte meinen Rucksack, ging raus auf die Straße und schaute mich suchend um. Wo sind sie denn? Ich dachte, sie wären fertig?

Joseline - Mein Weg 2 (Daryl Dixon, Sunrise Avenue, TWD FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt