24. Kapitel

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Der Fünfte Akt

24. Kapitel




Der Monitor piepte. Und piepte. Und piepte.


Mit einem Seufzer blätterte Angeal die Seite des Buches um, obwohl er einsah, dass er wahrscheinlich schon nach zehn Seiten aufgehört hatte zu lesen. Literatur war mehr Genesis' Sache. Strife lag reglos und unbeweglich auf dem Tisch. Er wünschte, sie hätten wenigstens daran gedacht ihn auf eine Matratze zu legen. Das Metall musste wegen der Klimaanlage kalt sein. Gut, dass der Blonde bewusstlos war.


Der Monitor piepte.


Er fühlte sich wegen dieser ganzen Misere unvorstellbar schuldig, aber ihnen war keine andere Wahl geblieben. Strife war ein harter Brocken. Selbst mit dem dem Element der Überraschung und dem Effekt eines Hast-Zaubers zur Hand, war ihn zu überwältigen es nicht gerade ein Kinderspiel gewesen. Es gab nicht viele SOLDIER, die nach einem solchen Hieb noch bei Bewusstsein geblieben wären, geschweige den in der Situation noch genügend Geistesgegenwart aufbringen konnten, um Materia einzusetzen. Dass es Angeal, einem Spezialisten im Nahkampf, satte vier Treffer verlangt hatte um ihn außer Gefecht zu setzen, war in gewisser Weise ein Schlag gegen seinen Stolz.


Und dann hatte der Blonde einfach so mir nichts, dir nichts die Fesseln durchbrochen.


Angeal runzelte die Stirn. Seine Finger ruhten auf der Kante der Buchseite, Papier raschelte unter der Berührung. Er hatte eine negative Reaktion erwartet. Sicher. Aber er dachte, Strife würde kooperativer sein, sobald er sich weit genug beruhigt hatte um ihm Gehör zu schenken. Womit er jedoch nicht gerechnet hatte, war das Auflodern von animalistischer Furcht in diesen blauen Augen, kaum nachdem er wieder bei Besinnung war.


Ein Blick auf diesen Gesichtsausdruck, und er wusste, es würde weder Argumente noch Zusammenarbeit geben. Das war keinesfalls nur die milde Phobie vor Ärzten, wie er zuvor angenommen hatte - was ihnen entgegenschlug war reine Ur-Angst gewesen. Dagegen ließ sich nichts ausrichten. Das netteste was sie in der Situation tun konnten, war den SOLDIER solange unter Narkose zu setzen, bis er das Schlimmste überstanden hatte.


Der Monitor piepte.


Trotzdem befürchtete Angeal, dass er am Ende womöglich nicht mehr dazu in der Lage sein würde, ihn um Vergebung zu bitten. Er hatte es vermasselt. Gründlich. Himmel, er konnte sich nicht einmal vorstellen wie sie Strife wieder entlassen wollten, ohne dabei körperliche Verletzungen zu riskieren. Vielleicht ihn zurück in sein Quartier verfrachten solange er noch betäubt war, und dann eine Reise zum Westkontinent unternehmen, bevor er zu sich kam. Oder zu dem Unterwasser-Reaktor in der Nähe von Junon. Oder sich mit dieser Rakete ins Weltall schießen.


Ein Klappern von Aktivität in der Nähe der Türöffnung kündigte Hollanders Ankunft an. Als er Angeal erblickte blinzelte er träge, dann kehrte er zu seiner Geschäftigkeit zurück. "Gut, du bist noch immer hier."


"Ich bin letzte Nacht nur gegangen um mir ein paar Stunden Schlaf zu holen, und in der Früh musste ich kurz weg um etwas zu erledigen", meinte er, während er Hollander dabei zusah, wie dieser wie ein zu groß geratener, rundlicher Nadelvogel durch das Zimmer flatterte. "Ist etwas passiert?"

Der Fünfte Akt (The Fifth Act - Deutsche Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt