34. Kapitel

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Der Fünfte Akt

34. Kapitel




Zack rieb sich die Augen. Kein Traum, keine Verwechslung. Das war definitiv Kunsel. Gekleidet in seiner typisch lilafarbenen Uniform eines SOLDIER zweiter Klasse und mit diesem verdammten, standardmäßigen Helm.


"Kunsel. Kunsel! Hey, wach auf, Mann!" Der Zweite zeigte keinerlei Reaktion, sein Kopf rollte über das Kissen, als Zack ihn schüttelte. Er war blass wie ein Gespenst, der sichtbare Teil seines Gesichts selbst im Schlaf aschfahl und abgehärmt.


Clouds Neffe trat ein wenig unbeholfen zur Seite und erklärte leise, "Er ist krank. Eigentlich wollte ihn in ein Krankenhaus bringen, aber dann hat er gesagt, dass er nicht von ShinRa entdeckt werden möchte. Und ich habe mir gedacht, da er meinen Onkel kennt-"


"Whoa, whoa, whoa - was? Fang bitte von vorne an." Zack schwirrte der Kopf. Er hatte die letzten drei Wochen in einem emotionalen Karussell, hin- und hergerissen zwischen Unentschlossenheit, Ärger, Ungeduld und Kummer zugebracht. Er hatte nicht erwartet, Kunsel jemals wiederzusehen, und auf einmal lag er vor ihm, auf einem abgenutzten Hotelbett in den Slums. Vielleicht nicht ansprechbar, aber immerhin lebendig. Jetzt in diesem Augenblick war er nicht fähig, mehr als nur diesen einen Fakt zu verarbeiten.


"I-ich habe ihn auf dem Bergpfad gefunden", meinte der Blonde stotternd. "Er hat meinen Namen gesagt, bevor er in Ohnmacht gefallen ist. Zuerst war ich verwirrt, aber dann dachte ich, dass er vielleicht meinen Onkel kennt." Er wippte unruhig vor und zurück. "Mr. Ferrey meint, wir würden uns ähnlich sehen."


Zack starrte ihn an. "Nur ein winziges bisschen." Ignorierte man den Altersunterschied und den fehlenden Mako-Glanz in seinen Augen, war die Ähnlichkeit nahezu unheimlich. "Und danach?"


"Danach habe ihn mit nachhause geschleppt." Clouds Stimme hob sich kaum von einem Flüstern ab, als wäre er gerade im Begriff ein todbringendes Geheimnis preiszugeben. "Ma möchte nichts mit ShinRa zu tun haben, also habe ich ihr gesagt, ich bringe ihn alleine in die nächste Stadt. Bei uns in Nibelheim gibt es keinen Arzt."


"Okay. Wieso bist du am Ende trotzdem den ganzen Weg hergekommen? Hat er etwas gesagt?"


"J-ja." Er schluckte. "Er ist unterwegs ein paar Mal aufgewacht und wieder weggetreten. Ich habe nicht viel von dem verstanden, was er mir sagen wollte, während er wach war. Aber, einmal hat er mich am Arm gepackt und, 'Lass nicht zu, dass ShinRa mich findet', gesagt." Er trat von einem Fuß auf den anderen, hielt dabei den Blick auf einen unsichtbaren Punkt auf dem Boden fixiert, als gäbe es auf der ganzen Welt keinen faszinierenderen Anblick. "Das klang richtig ernst. Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Dann habe ich mich an meinen Onkel in Midgar erinnert. Ich dachte vielleicht - wenn sie Freunde sind - kann er ihm vielleicht helfen."


"Heißt, du hast ihn die ganze Strecke mit dir nach Midgar geschleift. Ohne von ShinRa entdeckt zu werden", wiederholte Zack ungläubig.


Der Blondschopf sah ihn mit leicht verwirrter Miene an, nickte jedoch zustimmend. "Mr. Ferrey hat uns aus Nibelheim herausgefahren und uns eine Busfahrkarte zum nächsten Hafen spendiert." Er nibbelte mit den Zähnen an seiner Unterlippe. "Ich wollte schon früher angekommen, aber ich habe fast mein komplettes Taschengeld für die Schifffahrt ausgegeben. Den restlichen Weg mussten wir per Anhalter zurücklegen. Ich, uhm, habe den Leuten irgendwie weisgemacht, dass er mein kranker Bruder wäre, der sich für einen SOLDIER hält und sich deshalb wie einer verkleidet", gestand er verlegen. "Meinst du, wird er wütend sein? Weil ich den Leuten erzählt habe, dass er verrückt ist? Ich habe keine passenden Klamotten für ihn, und ich dachte, der Helm könnte dabei helfen sein Gesicht zu verstecken, falls jemand nach ihm sucht."

Der Fünfte Akt (The Fifth Act - Deutsche Übersetzung)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora