"Was für einen Plan?"

Wie hätte ich denn anfangen sollen? Ihm alles zu sagen und eine Reaktion abwarten, oder eine Lüge auftischen und einfach weggehen?

Mit einem Augenrollen entschied ich mich für die erste Variante.

"Adrian und ich hatte vor langer Zeit einen Plan entworfen. Wir, jedenfalls ich, wollten auf der Erde Chaos errichten und dann das Glas zerstören. Die Menschen gingen mir wirklich auf die Nerven. Sie sollten sich entscheiden. Entweder sind sie gut oder böse. In diesen 16 Jahren haben sie mir bewiesen, dass sie sich nicht entscheiden können."

"Warum müssen sie sich denn entscheiden?", fragte er neugierig. Keine Anzeichen, dass er angeekelt war.

"Vor Millionen Jahren. Oder sogar vor Milliarden Jahren, ich weiss es nicht genau. Jedenfalls, bevor der Urknall entstand, wie die Menschen ihn nennen, wurde dieser Raum hier erschaffen. Es gab damals keine Planeten, keine Universen. Nicht mal ein Glas stand in einem der Regale. Der Raum hier war leer. Niemand bewohnte es. Und weil dieser Raum hier etwas Besonderes ist, hatte er den Wunsch, nicht alleine zu sein. Er wollte, dass jemand ihn bewohnte. Ich mache keine Witze, Casper!", schwer unterdrückte ich ein Lächeln, als Casper loslachte. "Hör mir zu! Also dieser Raum wollte jemanden haben, der ihn benutzte. Er erschuf zwei menschenähnliche Gestalten. Um das Gleichgewicht in dem Raum zu behalten, veränderte er den Charakter der Wesen. Einer sollte gerissen, gnadenlos und boshaft sein. Der Andere sollte das genaue Gegenteil besitzen. Warmherzig, selbstlos und hilfsbereit. Um den Ausgleich zu vollenden, stattete er den Warmherzigen mit einem männlichen Körper aus. Der Gerissene war zu intelligent. Es war fast unmöglich, ihm auch einen starken Körper zu hinterlassen, weswegen er ihm einen weiblichen Körper übergab. Am Anfang verstanden sie sich ziemlich gut und erschufen zusammen diese Gläser hier.", ich zeigte mit meinen Finger auf die schimmernden Lichtbeutel. "Die beiden erschufen die menschliche Rasse. In jedem Glas sieht jedoch die Rasse ein bisschen anders aus. Sie hatten Spass, ihre Kreativität auszuleben, bis es einen heftigen Streit gab. Die beiden stritten sich über einen Planeten, wie er sein konnte. Der Streit beeinflusste die Gläser massiv. Jeder nahm sich so viele Gläser wie möglich und verwandelte die Kreaturen zu lieb oder böse. Die Erde wurde damals in gut umgewandelt, dennoch hatte sich über die Millionen Jahre alles verändert. Die meisten wurden brutal und hinterlistig, als hätten sie etwas von dem Gerissenen geerbt. Das Gleichgewicht verschwand. Damals, wo die beiden die Gläser aufteilten, zerstörten sie die Planeten, die nicht mit der Aufteilung einverstanden waren oder die zu keiner Seite gehörten."

"Das ist aber keine Entschuldigung, um die Erde zu zerstören! Nur, weil unsere Vorfahren so waren, heisst noch lange nicht, dass wir auch so sein müssen."

"Adrian und seine Familie führten diese Tradition weiter, die ungleichgewichtigen Planeten zu zerstören. Der Teufel und Engel verschwanden plötzlich, also unsere Vorfahren. Niemand wusste, wo sie waren, bis heute. Jetzt, wo wir wieder hier sind, können wir unsere Bestimmung folgen und den einzig übrig gebliebenen, ungleichgewichtigen Planeten zerstören."

"Saphira, hörst du dir überhaupt zu? Du willst deine Heimat zerstören? Deine Familie lebt dort. Meine lebt dort. Meine Freunde sind dort. Und Jessy.", den letzten Teil hatte er nur geflüstert, trotzdem schnappte ich die Wörter auf.

"Du denkst noch immer an Jessy? Sogar nachdem du mich geküsst hast?", Wut und Traurigkeit waren in meiner Stimme zu hören. Was für ein Engel war er, wenn er sogar seine eigene Freundin betrügte?

"Es war ein Fehler." Mein Herz brach ein Stück, als ich den Satz hörte. Mich wunderte sogar, dass ich ein Herz hatte.

"Wenn es nur ein Fehler war, dann antworte ich lieber deine vorherige Frage. Ja, ich will meine Heimat zerstören, um solche wie dich endlich nie mehr in meinem Blickfeld zu haben." Ich drehte mich um und ging mit grossen Schritten zu der hintersten Ecke im Raum. Das letzte Glas auf dem letzten Regal stand ganz alleine und schimmerte vor sich hin. Vorsichtig nahm ich es und warf einen letzten Blick hinein.

"Auf Wiedersehen." Ich wollte schon loslassen, doch eine dritte Hand kam und rettete das Glas in letzter Sekunde.

"Du bist wahnsinniger als ich dachte." Casper lag am Boden und hielt das Glas hoch. Vorsichtig stand er auf und stellte das Glas behutsam auf seinen Platz.

"Casper, wir müssen das Gleichgewicht wieder herstellen!"

"Hast du dich schon einmal angeschaut?", verwirrt schaute ich nach unten, nur um meine Schuluniform zu sehen. Fragend blickte ich auf.

"Ich meinte das nicht wortwörtlich. Ich meinte das so; du bist der Teufel, oder?", ich nickte nur als Antwort, noch immer verwirrt, was er damit sagen wollte. "Du bist der Teufel, der ein intelligentes, kleines, schutzloses Mädchen spielt."

"Casper, ich weiss nicht, worauf du hinaus willst."

"Ich will sagen, dass wir selber nicht im Gleichgewicht sind! Ich bin der Engel und spiele einen gepierceten, voll tätowierten Jungen, der sogar seine eigene Freundin betrügt!" Ich liess seine Worte für eine Sekunde auf mich wirken. Er hatte Recht. Er hatte vollkommen recht, aber ich konnte meine Bestimmung deswegen nicht aufs Spiel setzen.

"Dann verändern wir uns halt. Ich werde morgen in die Schule als mein wahres Ich kommen." Casper's Augen weiteten sich.

"Nein, bitte mach das nicht!" Er ging sogar so weit, dass er auf die Knie fiel und mich bittend ansah. Ich seufzte und strich mit der Hand durch seine sanften, braunen Locken.

"Wenn du nur wüsstest, zu was wir fähig wären.", flüsterte ich. "Wir haben nicht die gleiche immense Kraft wie unsere Vorfahren, nur weil sie mit Menschen etwas zu tun gehabt hatten,", ich zog eine Grimasse, "dennoch könnten wir selber zusammen Universen erschaffen. Selber eigene Kreaturen erschaffen." Wieder verliess ein Seufzer mein Mund und ich drehte mich um. Ich konnte nicht in Casper's Augen schauen, als ich meinen endgültigen Satz sagte: "Du hast zwar mit allem Recht, dennoch darf ich nicht meine Bestimmung gefährden."

Ein Rascheln war zu hören; das Zeichen, dass Casper aufstand.

"Und ich dachte, du könntest dich ändern. Wehe, du fasst das Glas an!", hinterher fügte er noch, "Ich weiss, dass du das Feuer bei den Black's angezündet hattest." Dann war er weg.

Geschockt blickte ich auf die Stelle, wo Casper noch vor wenigen Sekunden war.

Woher wusste er das?

Wenn man vom Teufel spricht...Where stories live. Discover now