Kapitel 9

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Beschützerisch stellte sich Casper vor mich und schaute den Fremden feindselig an. Jedenfalls war Adrian für ihn ein Fremder, für mich war er nur ein guter alter Freund, der sich schon lange nicht mehr blicken lassen liess. "Saphira, komm ihm nicht näher, er sieht gefährlich aus." Mit einem Augenverdrehen ignorierte ich ihn und ging auf Adrian zu. Er stand mitten im Zimmer und schaute verwirrt zwischen uns beiden hin und her. Ich warf ihm ein ist-schon-in-Ordnung Blick und umarmte ihn. Normalerweise machte ich das nie, aber heute war mir das zumute. Adrian schien genauso verblüfft über meine Taten zu sein wie ich, denn er zögerte, bis er mich endlich zurück umarmte. Diesmal war es Casper, der verwirrt war. Seine Augenbrauen knitterten sich zusammen und er hatte den Ausdruck, als suchte er einen Zusammenhang in dieser Situation.

"Du kennst ihn?", seine Hand hob sich, um mit seinem Lippenpiercing zu spielen, das ich vorher keine grosse Beachtung geschenkt hatte.

"Sicher kenne ich ihn. Er ist mein bester Freund:", ein Grinsen lag auf Adrian's Gesicht, als er das Wort "Freund" hörte. Dafür machte Casper ein langes Gesicht. Er verstand anscheinend die Lage nicht.

"Er ist der mächtigste Dämon, den du je in deinem Leben sehen wirst. Freu dich, dass du solch eine Chance hast!"

"Ein Dämon?!", schrie Casper beinahe. Terror erfüllte sein Gesicht. Man konnte schon fast seine Angst riechen. "Oh Gott, Saphira! Halte das Ding weg von mir!" Er stolperte über einen Stuhl, wobei er ein paar Schritte rückwärts nahm.

"Ding?" Adrian sah Casper zornig an. Nachdem ich endlich aus meiner Starre erwacht war, konnte ich Adrian stoppen, weitere zwei Schritte auf den verängstigten Engel zu unternehmen.

"Leute, beruhigt euch mal! Wenn ihr so rumzickt, könnt ihr jetzt schon weggehen oder verschwinden!", sagte ich streng. Ich fühlte mich schon wie eine Lehrerin in der Grundschule.

"Kannst du mir wenigstens erklären, warum ein Dämon hier ist?" Casper schien sich aus dem Schock wieder zu fangen und seine Kraft zurückzuerlangen.

"Frag doch ihn das selbst.", mit genervtem Blick schaute ich Adrian an und sprach das aus, was das nächste Chaos verursachte. "Adrian, denkst du nicht auch, dass der Engel unseren Plan auch wissen sollte? Weisst du, so haben wir vielleicht ein bisschen mehr Spass?"

"Engel?"

"Plan?"

Beide schrien gleichzeitig.

"Ja Adrian, er ist ein Engel oder der Engel, ist auch egal. Aber jetzt antworte doch! Wollen wir es ihm erzählen oder nicht?"

"Warte Saphira. Halte einfach mal die Luft an. Hast du jetzt wirklich einen Engel geküsst?", ungläubig schaute er zu mir herunter. Sein Blick war geekelt und enttäuscht.

Mein Blick fiel auf den Boden. Ich wollte mit Ja antworten und dann einen fiesen Kommentar anhängen, doch aus irgendeinem Grund wollte ich Casper's Gefühle nicht verletzten. Was redete ich da? Er hatte bestimmt keine Gefühle für mich, einen Monster. Dennoch nickte ich stumm. Mein Blick noch immer auf dem Boden, wie ein schuldiges Kind.

"Weisst du was Saphira? Statt Chaos auf der Erde zu verursachen, machst du Chaos in deinen Gefühlen. Denk nochmal genau nach, auf welcher Seite du bist.", er seufzte und drehte sich um. Bevor er verschwand, sagte er nur: "Denk an deinen Vorfahren. Du willst sie doch nicht enttäuschen?"

Mein Blick fiel auf Casper, nachdem sich Adrian in Luft aufgelöst hatte. Er hatte sich währenddessen auf die Couch gelegt und massierte seine Schläfe.

Leise setzte ich mich auf einen der Stühle und schaute wieder auf den Boden. Die Spannung zwischen uns war immens. Weder ich noch Casper hatten den Mut, etwas zu sagen. Die Stille wurde so laut, dass er es nicht mehr ertragen konnte.

Wenn man vom Teufel spricht...Where stories live. Discover now