Kapitel 1

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Wolken aus grauem Rauch verdeckten meine Sicht. Flammen kamen mir zu nahe. Ich spürte die Hitze auf meiner Haut. Schreie waren von der Ferne zu hören. Ein Lächeln lag auf meinen Lippen. Ich stand mitten in einem brennenden Haus. Man hörte die Feuerwehr schon kommen. Ich setzte mich auf das Sofa, das schon auf der anderen Seite Feuer gefangen hatte. Die Hitze war so angenehm auf meiner Haut, dass ich mich einfach hinlegen und die Augen schliessen musste.

Die kleine Stadt, in der ich momentan lebte, war sehr ruhig und Gerüchte verbreiteten sich sehr schnell. Es würde mich nicht wundern, wenn morgen alle über das Geschehen tratschen würden. Ach ja, morgen hatte ich Schule. Das heisst, ich musste heute früh ins Bett.

Ich setzte mich auf und klopfte den Russ aus meinen Kleidern. Die Luft wurde langsam stickig, was mich dazu bewegte, hinaus zu treten. Doch als ich an der Türklinke zog, ging sie nicht auf. Mein Blick glitt nach hinten. Die Flammen hatten schon das Sofa in Besitz genommen. Sie waren nur noch wenige Meter von mir entfernt. Ich hatte keine Angst vor dem Feuer, aber ich musste hier weg. Deshalb blieb mir nichts anderes übrig als um Hilfe zu schreien. Kaum war der Schrei aus meiner Lunge, kam ein Klopfen von der Richtung des Fensters. Ein Mann stand vor dem Fenster und schritt in das brennende Zimmer. Ohne ein Wort hob er mich hoch und "rettete" mich quasi von den Flammen. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass ich selber Beine hätte, doch das Hinaustragen war für mich bequemer.

Kaum setzte ich einen Fuss an den Betonboden, schon stürmten Leute auf mich zu.

"Saphira, geht's dir gut?"

"Was machst du überhaupt in dem Haus von den Black's?"

"Brauchst du einen Krankenwagen?"

Die Fragen wurden immer mehr und das ging mir langsam auf die Nerven. Mein Blick lag stur auf der Strasse und dann lief ich fort; ignorierte komplett die verdatterten Menschen, die ich hinter mir liess.

Nächster Morgen

"Hey Streberin! Pass auf, dass du auch nicht zur Kohle wirst wie dein armseliger Freund.", eine Schulter rammte mich und schon lag ich am Boden. Meine Blätter waren über den ganzen Flur verstreut. Hektisch versuchte ich sie zusammen zu häufen, doch der Junge, der mich vorher angerempelt hatte, nahm den Stapel aus meiner Hand und warf hin direkt in den Abfalleimer.

Mein Gesichtsausdruck zeigte Wut und Unsicherheit, doch in mir lachte ich mich tot. Dachte er wirklich, dass mich das einschüchtern würde? Doch musste ich die Streber-Rolle spielen. Meine wütenden Augen trafen sich mit den angriffslustigen Augen von Casper. Casper war der Badboy der Schule. Er hatte eine Gang und alle Mädchen, mit Ausnahme von mir, fielen vor ihm auf die Knie. Schrecklicherweise war Casper schon vergeben. Sie war nicht die Zicke der Schule, aber die Cheerleader Captain. War schon klar, oder?

Die Zicke der Schule war zu beschäftigt mit den anderen Jungs. Nur dass ihr es wisst.

Leider bin ich heute nicht in der Schule, um über Idioten nachzudenken. Besonders nicht über Casper. Er hält sich nähmlich immer für jemand besseren. Doch wenn er wüsste, wer ich wirklich war, würde er in die Hose machen und wegrennen.

Wie armselig...

Es klingelte und alle stürmten in ihre Klassenzimmer. Und ich fischte meine Blätter aus dem Abfall. Wie amüsant... Kaum hatte ich die Blätter, stürmte ich ins Klassenzimmer. Als ich eintrat, sahen alle mich komisch an und begannen zu lachen. Mein Blick richtete sich zu meinem Shirt. Ein grosser, roter Fleck war auf der weissen Bluse zu sehen. Er musste wohl von dem Abfalleimer gekommen sein.

Meine Wangen glühten auf und ich setzte mich mit eingezogenem Kopf hin.

Als würde mir das Schicksal einen Streich spielen, musste ich vor Casper Platz nehmen. Ich spürte, wie mich seine grünen Augen beobachteten. Nach zwei Minuten konnte ich schon die erste Papierkugel an meinen Haaren spüren.

Nicht ausflippen Saphira. Er ist es nicht wert, die Tarnung auffliegen zu lassen.

Die Stunde verging quälend langsam. In meinem Haar gab es sicher über zwanzig Papierkugeln von Casper höchst persönlich und der Höhepunkt war mein roter Fleck auf der Bluse. Was für ein schöner Anfang für das neue Schuljahr. Schon seit drei Jahren hatte ich mit den Schwachmaten Schule. Jedoch gibt es heute einen weniger. Das Feuer, dass ich gestern bei den Black's angelegt hatte, hatte anscheinend ein Leben angefordert.

Und jetzt musste ich das traurige Mädchen spielen, das ihren "besten Freund" verloren hatte.

"Saphira! Pass auf!", schrie mein Lehrer mit einem harten Blick. Naja, wenigstens hatte ich das alles schon gelesen, was er dort vorne laberte. Wenn ich schon eine Streberin spielen musste, dann richtig. Die ganzen Bücher, die wir bekommen hatten, hatte ich mindestens zweimal durchgelesen.

Heute jedoch hatte ich überhaupt keine Lust auf Schule. Mein Blick hing nur auf der Uhr und verfolgte die Zeiger, wie sie langsam voranschritten. Meine Gedanken hingegen führten mich zu dem Raum. Mein Einundalles. Und Adrian. Ich hatte ihn schon seit langem nicht mehr gesehen, aber ich wusste, dass er beschäftigt war, weswegen meine Gedanken sich wieder der Uhr widmeten.

Noch nie hatte ich solche Freude verspürt, als das Klingeln signalisierte, dass der Unterricht zu Ende war. Alle stürmten nach draussen. Mitten im Chaos war ich natürlich. Die Massen von Teenagern teilten sich auf, als sich die Tür zur Freiheit öffnete.

Meine Beine trugen mich direkt zu einem Baum in der Nähe des Schulgeländes. Ein letztes Mal schaute ich mich um und schloss dann die Augen. Ich konzentrierte mich auf den Raum. Ich stellte mir die Gläser mit den kleinen Welten vor. Einen kleinen Luftzug spürte ich an meiner Haut. Meine Lippen formten sich zu einem Lächeln, als ich meine Augen wieder öffnete.

Das Schulgebäude war weg. Der Baum, hinter dem ich noch vor wenigen Sekunden stand, war weg. Die lauten Kinder aus der Schule. Weg. Dieser Raum war einfach mein Zufluchtsort.

Ich schmiss meine Tasche in eine Ecke und sprang auf die Couch. Aus Frust nahm ich ein Glas und schmiss es ebenfalls in eine  andere Ecke. Es zersprang in Tausende von Stücken.

"Ups, noch ein Universum weniger."

Wenn man vom Teufel spricht...Where stories live. Discover now