33. Kapitel

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Am nächsten Morgen betreten Elli und ich pünktlich zur ersten Stunden das Klassenzimmer, das schon voll gefüllt ist. Diesen verregneten Morgen mit einer Erdkundestunde bei Isabell zu starten, ist in meinen Augen eine echte Bereicherung für den Tag.

Ich lasse mich auf meinen Platz fallen, hänge meine Jacke über den Stuhl und hole meinen Hefter aus meiner Tasche, was Elli mir gleich tut. Bevor wir unser Gespräch über Ellis neuen Schwarm, der irgendein Kumpel von Daniel sein soll, fortsetzen können, ertönt das Stundenklingeln, und Isabell betritt auf die Minute genau den Raum. Meine Mitschülerinnen, die bis eben noch wild im Raum herumgeschwirrt sind, begeben sich auf ihre Plätze und es kehrt sofort Ruhe ein. Wie könnte es auch anders sein, stockt mir beim Anblick meiner Lehrerin für einen kurzen Moment der Atem, als würde ich sie heute zum ersten Mal sehen. Es ist Isabells anmutige Schönheit, die mich immer wieder aufs neue fasziniert. Ihre Beine sind in eine dunkelgraue Röhrenjeans gehüllt, die sich perfekt an ihre Kurven schmiegt. Unter ihrem beigen Pulli lässt sich wage ein weißes Hemd identifizieren, dass ihrem Outfit das gewisse Etwas verleiht. Ihre schwarzen Ankelboots runden das ganze ab, sowie der roter Lipgloss auf ihren Lippen, an denen meine Augen sofort wie hypnotisiert kleben bleiben. Gott, diese Lippe. Wie gerne würde ich jetzt.....

Elli zu meiner Linken stupst mich unauffällig in die Seite, und holt mich so wieder zurück in die Realität.

>>Sag mal, kann es sein, dass dir Miss Lane gerade eben zugezwinkert
hat?<<,flüstert sie mir zu.

Ich reiße für einen kurzen Moment erschrocken die Augen auf, bis mir klar wird, dass das doch schon ziemlich auffällig ist.

>>Was? Ach quatsch, warum sollte sie das tun?<<,stelle ich mich dumm.

Elli zuckt ahnungslos mit den Schultern. >>Keine Ahnung. Ach, vielleicht habe ich mich auch geirrt. Normalerweise sollte ich auch eigentlich eine Brille tragen<<,erklärt sie gleichgültig.

>>Aber?<<

>>Nein Danke<<,Ellis Stimme nimmt einen abfälligen Unterton an, >>Das Ding, das meine Mutter mir da aufdrücken wollte, sah schlimmer aus, als alles, dass du je zu Gesicht bekommen hast. Da lauf ich lieber blind durch die Gegend.<<

Ihre abschätzende Aussage bringt mich zum kichern, was Elli nur mit eine kurzen Schmunzeln quittiert. Dann versuchen wir uns beide auf den Unterricht zu konzentrieren, was mir bei dem Anblick hinter dem Lehrertisch heute ungewöhnlich leicht fällt.

Wie gebannt lausche ich noch den letzten Worte Isabells engelsgleicher Stimme, ehe das laute Pausenklingeln ertönt. Die Mädchen springen von den Stühlen, als würde es um Leben und Tod gehen, und packen eilig ihre Sachen ein. Ich tue es ihnen gleich, lasse mir aber deutlich mehr Zeit. Schließlich genieße ich jede einzelne Sekunde in Isabells Gegenwart. Bevor die Ersten durch die Tür stürmen könne, meldet sich Isabell erneut zu Wort.

>>Würde mir bitte einer von euch noch helfen, die Atlanten hoch in den Vorbereitungsraum zu bringen?<<

Meine Mitschülerinnen schauen sich fragend im Zimmer um, wissend, dass sich sicher keiner freiwillig melden wird. Immerhin stehen fünfzehn kostbare Minuten Pause an.

>>Nicht alle auf einmal<<,spaßt Isabell.

Bevor sich noch jemand anderes dazu hinreißen lassen kann, schnellt meine Hand in die Höhe.

>>Ich mache das.<<

Die Mädchen verlassen den Klassenraum, so auch Elli, die mir noch ihre Hilfe anbietet. Ich lehen dankend ab, mit der Begründung, dass ich sowieso noch etwas mit Miss Lane klären müsste.

Captured- Im Netz der GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt