39. Wieder Vereint

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Ich traue meinen Augen nicht. ,,Was...?". Ich hatte mich voll und ganz darauf eingestellt das er erst morgen früh da ist. Morgen wollte ich stark sein, auf gar keinen Fall weinen und mich die ganze Nacht lang auf ihn freuen.
Und jetzt das. Das ist jetzt aber völlig unerwartet!
Natürlich ist es unerwartet, Zoe!
Selbst meine innere Stimme zittert vor Freude. Er kommt in meiner Schockstarre auf mich zu. Ganz nahe an mich sodass ich seine Anwesenheit auch wirklich auf den Millimeter spüren kann. Ganz zärtlich legt er seine Hände auf meine Hüfte, zieht mich, auch wenn ich geglaubt habe das geht garnicht mehr, noch näher an sich heran und legt sanft, fast federleicht seine Lippen auf meine. In genau diesem Moment schaltet sich mein Körper wieder ein und mit Freudentränen erwidere ich den Kuss mit allem was ich habe.
Dabei stelle ich mich auf die Zehenspitzen und verschränke in Zeitlupe meine Hände in seinem Nacken. Dieser Moment kommt mir wie die Ewigkeit vor. Es ist einfach ein so wunderschönes Gefühl und meine Schmetterlinge im Bauch fahren Achterbahn. Nur zu schade das Menschen atmen müssen. Als wir uns voneinander lösen, schnappen wir erstmal leise nach Luft und schauen uns danach innig in die Augen.
Da fällt mir auch mal ein das ich noch gar nichts zu ihm gesagt habe. Ich grinse ihn überglücklich an, ,,Hey", gebe ich spektakulär von mir.
Hey.... Ist das dein fucking ernst?! Hey.... HEY!? Zoe bist du dumm oder sowas?! Vor dir steht der Junge deines Lebens, ihr habt euch gerade fast lebendig aufgefressen und dann kommst du mit 'Hey'. Ich hasse dich!
Ich ohrfeige mich im Nachhinein selbst für meine geistreiche Idiotie, meine innere Stimme hasst mich und Alex denkt jetzt bestimmt das mein Wortschatz wirklich, wirklich winzig klein ist. Gut gemacht Zoe. Hast die Nacht gerettet. Nicht.
Sein grinsen wird zu einem Lachen und ein 'Hey' seinerseits kommt zurück. Dann bemerke ich auch wieder die Anwesenheit von Seán, Signe, Mark und Amy die uns grinsend beobachtet haben. Peinlich, peinlich.
Nachdem Alex sich dann Mark, Amy und Signe vorgestellt hat und sich noch vielmals bedankt hat hier für zwei Tage übernachten zu dürfen gehen wir auch schon ins Wohnzimmer. Ich bin froh das keine peinliche Stille herrscht, weil sie direkt mit dem befragen beginnen. Okay, die Stille ist nicht peinlich. DAS ist peinlich. Aber Alex macht sich da nichts draus. Er überspielt das alles cool und gelassen. Einfach.... Perfekt!
,,Vor kurzem habe ich einen Job angeboten bekommen, bei dem ich auch sofort angenommen wurde. Ich bin nun Teil eines Bauunternehmens und muss in Deutschland immer und überall abrufbereit sein für die nächsten Baustellen. Es ist zwar anstrengend aber was macht man nicht alles um auf eigenen Beinen zu stehen?", erzählt er und am Schluss hebt er nur beschwichtigend seine Hände und grinst glücklich. Die Stimmung ist angenehm und ich sitze genauso glücklich neben Alex. ,,Hast du vor diesem Job schon etwas anderes gemacht?", fragt Mark neugierig. Ich mache große Augen und schaue nervös zu Alex der allerdings seine Coolnis am verlieren ist und seine Gesichtsfarbe einem Blatt Papier ähnelt. Ich glaube das er seine Vergangenheit, diese Raubüberfälle, Körperverletzung und weiteres nicht preisgeben möchte. Er wurde ja noch vor kurzem von der Polizei gesucht.
Ich muss ihn daraus retten und hoffen das keiner erneut fragen wird. Alex hat in meiner Denkzeit versucht sich rauszureden aber er stottert nur vor sich hin. ,,Alex, es ist schon so spät. Ich bin so müde und wir sollten mal deinen Koffer hochbringen. Dann können wir ja auch gerade ins Bett oder nicht?", frage ich ihn und er sieht mich dankend an.
Mark lässt dann aber auch locker, lächelt und wünscht uns eine gute Nacht.
Alex greift sich seinen Koffer und ich gehe mit ihm die Treppen hinauf. Auf dem Weg nach oben begegnen wir einem verschlafenen Ethan der seine Haare in alle Richtungen stehen hat.
Als er Alex erblickt bekommt er große Augen und versucht seine Haare unter Kontrolle zu bekommen. Auch Alex sieht ihn nun. Keiner sagt etwas, keiner bewegt sich. Ich merke wie Alex meine Hand sucht und sie fest in seine schließt und dabei aber trotzdem noch Blickkontackt zu Ethan hat.
Oh Gott nein! Ich wusste ja das Alex Ethan nicht so gut leiden kann, aber das es so schlimm wird hätte ich nicht gedacht! Und ich stehe jetzt mit den zwei mitten im Treppengang. Ich will garnicht wissen was noch alles in den zwei Tagen passieren wird.
Nichts. Sie starren sich einfach nur dumm an. Wie ein Blickduell das keiner verlieren will. Idioten!
,,Hey Ethan. Entschuldige das du wahrscheinlich durch den Krach unten wach geworden bist. Aber sieh mal wer heute schon angekommen ist", versuche ich die Situation zu lockern.
,,Das ist jetzt zwar eine komische Situation aber hey, darf ich vorstellen. Ethan das ist Alex". Ethan versucht sich an einem Lächeln und streckt ihm zur Begrüßung die Hand hin. Aber anders als erwartet ignoriert Alex ihn komplett und meint nur ein abweisendes 'Jo, hey' und zieht mich an der Hand weiter die Treppen nach oben. Immer noch verständnislos und geschockt von seinem Verhalten gegenüber Ethan der wenigstens versucht hat nett zu sein, schaue ich hinter mich zu ihm und entschuldige mich. Er winkt nur locker mit einem grinsen ab und geht hinunter ins Wohnzimmer.
Als wir in meinem Zimmer ankommen, warte ich noch ruhig bis er die Tür hinter sich schließt. Als dies getan ist, fahre ich ihn sofort an.
,,Sag mal ist das dein scheiß Ernst?! Kannst du mir mal erklären was das gerade sollte?", frage ich ihn fassungslos. Doch anders als erwartet sieht er mich nun verständnislos an. ,,War was?"
Wenn ich nicht schon extrem sauer auf ihn wäre, würde ich es spätestens jetzt sein. ,,Du hörst mir jetzt mal gut zu, Freundchen! Ethan ist mein bester Freund und das wird sich auch nicht ändern! Auch wenn du ihn nicht leiden kannst heißt das nicht das du die nächsten zwei Tage so mit ihm umspringen kannst! Hast du mich verstanden?", frage ich ihn sauer.
,,Klar doch, wir sind wie Brüder", lacht er. Er lacht. Er lacht wirklich über die Situation. Das wird ihm noch leid tun! Gerade als er mir einen Kuss geben will, weise ich ihn ab. ,,Vergiss es!".
Ich gehe zu meinem Kleiderschrank, nehme mir eine kurze Shorts und ein bauchfreies Shirt heraus. Da ich Alex' gaffende Blicke hinter mir gerade ganz und garnicht ab kann, gehe ich provokant in das anliegende Bad und ziehe mich dort um. Ich flechte mir meine Haare und putze mir die Zähne. Schritte nähern sich und direkt danach spüre ich zwei starke Arme die sich auf meine Hüfte legen. Doch ignoriere ich diese gekonnt, putze schnell meine Zähne zuende, schlage seine Arme weg und gehe ohne ihn auch nur anzusehen ins Bett was wohlbemerkt groß genug ist das er auch noch hinein passt. ,,Ach komm schon, Babe. Sei doch jetzt nicht so", ruft er mir vom Bad aus hinterher. ,,Dein 'Babe' kannst du dir so lange in den Arsch stecken, bis du wenigstens versuchst mit Ethan auszukommen!", werfe ich ihm immernoch sauer an den Kopf. Genervt kommt er aus dem Bad und lehnt sich dort in den Türrahmen wo er mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkten Armen zu mir sieht. ,,Warum muss ich mit diesem Spinner auskommen?", fragt er. ,,Ganz einfach. Dieser sogenannte Spinner hat mitgeholfen das ich bei Seán bleiben darf, ist eine herzensgute Person und ist einer der humorvollsten Menschen die ich kenne", zähle ich ihm auf. Er seufzt nur. ,,Ich bitte dich, Alex. Es ist nur für zwei Tage. Ich sage ja nicht gleich das ihr Freunde werden müsst. Außerdem kennst du ihn ja nur von seinen Videos. Das muss also garnichts heißen", versuche ich es nun auf die sanfte Art.
,,Was ist wenn ich nicht will?", fragt er mich mit einem zweifelnden Gesichtsausdruck.
Ich beginne zu grinsen, ,,Ganz einfach. Du kannst dann die nächsten zwei Tage da drüben am Ende des Zimmers in Raksha's Bett schlafen. Oder gleich auf dem Boden. Ist mir auch egal", grinse ich immernoch übertrieben niedlich, drehe mich um und lege mich in mein Bett. Extra schön breit damit er garnicht auf die Idee kommt sich neben mich zu legen. Nachdem er zehn weitere Minuten immernoch wie bestellt und nicht abgeholt im Zimmer steht, kommt er auf mein Bett zu und bleibt davor stehen.
,,Zoe, es tut mir ja leid! Ich versuche mein bestes mit dem Schlumpf", meint er. ,,Versprochen?", frage ich ihn, hebe aber weder meinen Kopf an um ihn anzusehen noch bewege ich mich in irgendeiner anderen Form um abweisend rüber zu kommen.
Er grummelt vor sich hin. Tja, pech. Bei ihm war schon damals die Regel als Ganganführer: Wer das Versprechen bricht, stirbt. Ist so in sein Gehirn eingebrannt. Das ist einfach zu perfekt für mich, also muss er sein Wort halten!
Minutenlang grübelt er angestrengt vor sich hin und mit einem überhaupt nicht begeistertem, ,,Versprochen!", mache ich mit einem zufriedenem Lächeln neben mir Platz. Ich höre wie er sich sein T-Shirt und seine Hose auszieht und sich nur in Boxershorts bekleidet neben mich legt. Er legt sich auf den Rücken und ich lege meinen Kopf auf seinen Bauch. ,,Ich danke dir", flüstere ich gedankenverloren während er mir zärtlich über meinen Rücken krault. Ich bin wahrscheinlich kurz eingenickt denn als ich wach werde ich das Nachtlicht schon aus und ich liege immernoch auf Alex' Bauch. Gerade als ich mich wieder richtig hinlegen will, zieht er mich an meiner Hüfte wieder nahe bei sich sodass ich fast wieder komplett auf ihm drauf liege. Ich habe nichtmal gespürt das seine Hand da vorher gelegen hat. Naja, ist mir auch egal. Ich fahre ihm federleicht im dunkeln mit meinen Fingerspitzen sein Sixpack nach bis ich schlussendlich wieder einschlafe.

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Knappe 3 Wochen ist es her seitdem ich ein Kapitel veröffentlicht habe. Es tut mir unglaublich Leid...

Adoptiert von Jacksepticeye?! Where stories live. Discover now