5. Das kann doch nicht wahr sein!

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Ich falte das Papier wieder zusammen und lege es zurück in die vorgesehenen Briefumschläge. Aber eine Sache geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Der letzte Brief kam hier vor zwei Jahren an, indem steht das ihre Schwester um das Sorgerecht kämpft. Müsste sie Vanessa dann nicht schon längst abgeholt haben?
Ich stecke die Briefe in meine Hosentasche, darauf bedacht diese nicht zu sehr zu zerknicken. Das Handy habe ich in der anderen Hosentasche verstaut. Ich gehe wieder zur Tür und merke das ich ja eingeschlossen bin, da Frau Wackelarsch von außen zugesperrt hat.
Mh, wenn von der anderen Seite kein Schlüssel drinnen steckt müsste mein Trick mit der Haarklammer ja funktionieren...
HA, offen! Ich gehe wieder unbemerkt in mein Zimmer und lege Vanessa die Briefe gut sichtbar auf ihr Bett und warte bis sie wieder kommt. Ich setze mich im Schneidersitz auf mein Bett und lege mir ein Buch als Unterlage auf meine Beine. Ich nehme mir ein Blatt Papier und einen Stift und fange an drauf los zu zeichnen.
Ich scheine die Zeit vergessen zu haben, denn als ich wieder aufblicke sitzt Vanessa schon auf ihrem Bett und hält ungläubig die Briefe in der Hand.
,,Vanessa? Ich habe diese Briefe in Miss Taylors Büro gefunden. Sie hatte sie mitsamt meinem Handy weggesperrt und wollte verhindern das wir etwas davon mitbekommen", sage ich leise zu ihr da sie immernoch mit einer Hand vor dem Mund da sitzt und die Briefe ansieht. Dabei bemerke ich wie ihr die Tränen über das Gesicht strömen. Soll ich? Ach egal, ich wäre glücklich wenn das jemand bei mir in der Situation machen würde!
Ich steige langsam von meinem Bett und setze mich neben Vanessa. Ich gebe ihr noch kurz Zeit sich dagegen zu wehren aber sie tut nichts. Also nehme ich sie behutsam in den Arm als sie beginnt den ersten Brief zu lesen und nach dem zweiten bitterlich anfängt an meiner Schulter zu weinen. ,,Es tut mir so leid für dich...", flüstere ich ihr zu.
,,Wie kann sie das so einfach machen?! Wie kann sie mich bei der Beerdigung unserer Eltern vergessen?!", schreit sie völlig fertig mit den Nerven. ,,Sieh es doch positiv. Deine Schwester kämpft jetzt darum das du hier raus kannst! Bei mir wird sich nie jemand darum kümmern das ich da leben kann wo ich mich wohl fühle, weil ich keinen mehr habe und es auch sonst niemanden interessiert wie es mir geht und welche Wünsche ich habe! Und jetzt kommst du und jammerst das dich deine Schwester vergessen hat! Wenigstens macht sie sich Sorgen um dich und du wirst hier bald rauskommen und dir erneut ein glückliches Leben aufbauen!", jetzt bin ich die jenige die weint, aber es musste einfach mal gesagt werden. ,,Jeder in diesem Gottverdammten Waisenhaus ist am rumheulen wie schrecklich das Leben doch ist, obwohl sie alle noch ihre Familie besitzen, aber die Liebe nicht von ihnen bekommen. Sie haben alle gute Chancen adoptiert zu werden und ein neues Leben zu beginnen und doch meckert ihr alle! Ich war genau so! Aber man weiß erst was man hatte, wenn es nicht mehr da ist...", sage ich weinerlich und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich spüre wie sich zwei Arme um mich legen und Vanessa nun mich umarmt. Damit hätte ich niemals gerechnet, aber ich bin froh das sie es tut.
,,Tut mir leid!", dringt die gedämpfte Stimme in mein Ohr. ,,Was hast du gesagt?", frage ich nach, weil ich durch mein schluchzen nichts verstanden habe. ,,Ich habe gesagt das es mir leid tut. Einfach alles, was ich dir bisher angetan habe und ich hoffe das ich das noch irgendwie hinbekomme und du mir verzeihst...", sagt sie traurig. Ich bin kein nachtragender Mensch also lächel ich sie an, ,,Machen wir einen Deal? Ich vergesse all das was zwischen uns geschehen ist, wenn du mit mir zu Miss Taylor gehst und wir sie zu Rede stellen!", schlage ich vor. Sie nickt.
,,Okay, dann auf nach unten!", ich greife Vanessa am Handgelenk und schleife sie mit nach unten, weil ich Miss Taylors dämlichen Gesichtsausdruck kaum erwarten kann.
Wir kommen die Treppen des Mädchenkorridors herunter und laufen schnell zu ihrem Büro. Ich klopfe und nichts passiert. Ich schaue Vanessa an die ihr Gesicht mittlerweile vor Wut verzieht. Kurzerhand stürmt sie einfach in den Raum hinein, wobei wir merken das sie gerade am Telefonieren ist was Vanessa so hoch wie breit ist und nimmt Miss Taylor den Hörer ab und legt auf.
Wow. ich feier sie gerade dermaßen für diesen Move!
,,Aber Vanessa Kindchen, was ist denn in dich gefahren?!", fragt sie aufgebracht. ,,Genau das gleiche könnte ich Sie auch fragen!", schreit sie vorwurfsvoll. ,,Die ganzen Jahre... die ganzen Jahre hatten sie die Briefe meiner Schwester und haben mir nichts davon erzählt?!", sie zückt die Briefe und wedelt mit ihnen vor Miss Taylors Gesicht. ,,WO HAST DU DIR HER?!", schreit sie wütend. Jetzt muss ich einschreiten, ,,Das geht sie 'nen feuchten Dreck an! Das Problem was jetzt hauptsächlich gilt ist, das sie Vanessa die Briefe verschwiegen haben, die sie einige Tränen gekostet haben!", ,,Wenn ich diese Briefe schon vor Jahren bekommen hätte, währe ich jetzt nicht mehr hier sondern würde wieder ein glückliches Leben bei meiner Schwester haben, als hier zu versauern!", schreit Vanessa sauer.
,,Jetzt beruhigt euch doch bitte wieder! Der Grund warum ich eure persönlichen Sachen abfange die ihr bekommt ist die, weil eine der Regeln lautet das man nur fünf persönliche Dinge mit ins Waisenhaus mitnehmen darf. Dazu zählen auch Briefe!"
,,Hey Vanessa!", ich drehe mich grinsend zu ihr die mich nur komisch anschaut. ,,Das ist bis jetzt der dümmste Satz den ich je gehört habe!", fange ich an zu lachen, wobei Vanessa mit einsteigt was bei Miss Taylor das Fass zum überlaufen bringt.
,,RAUS MIT EUCH! IHR WERDET ALS STRAFE DAS GANZE HAUS ZUSAMMEN SAUBER MACHEN!", schreit sie uns hinterher als wir das Büro lachend verlassen. ,,Einen hab ich noch", grinse ich zu Vanessa. Diese lacht nur wissend. ,,Wissen sie was? Die Strafe können sie sich da hin stecken wo die Sonne niemals scheinen wird!", rufe ich ihr frech hinterher. Vanessa und ich laufen beide lachend zusammen in unser Zimmer und schließen zur Sicherheit die Tür ab.
,,Du Luchs du! Ich wette du hast unseren Zimmerschlüssel auch von Miss Taylor stebizt!", lacht sie. ,,Nein, nein ich habe ihn mir jediglich hinter ihrem Rücken ausgeborgt und habe nicht so schnell vor ihn wieder zurück zu geben", grinse ich.
,,So, jetzt können wir uns auf einen Untergang gefasst machen. Die hat uns jetzt bestimmt im Visier...", denkt Vanessa. ,,Ach, so schlimm ist das garnicht... ich war ihr schon die ganze Zeit ein Dorn im Auge. Man gewöhnt sich dran", lache ich.
,,Und was machen wir jetzt? Raus gehen ist im Moment der Selbstmord", ,,Ich schreibe jetzt auf jeden Fall einen Brief an meine Schwester!", sagt sie voller Energie. ,,Gute Idee! Ich zeichne so lange weiter."
Ich nehme mir wieder ein Buch als Unterlage und zeichne an dem Bild weiter was ich schon vor ein paar Stunden angefangen habe. Als ich fast fertig bin, fällt mir noch ein Streich ein den ich Miss Taylor unbedingt spielen muss. Den schaffe ich aber nicht ohne die Hilfe von Jungs!
Ich grinse innerlich dumm vor mich hin als ich schon meinen Plan aushecke.
,,Du, Vanessa?", sie blickt von ihrem Blatt auf. ,,Ich muss noch einmal nach draußen. Miss Taylor muss entgültig untergehen", grinse ich dreckig. Vanessa grinst genau so, ,,Ja, das was sie mir, dir und uns allen bestimmt angetan hat kann man nicht mehr gut machen. Lass uns ein wenig mit ihr spielen", ,,Und ob! Aber ich werde dir nicht sagen was ich vor habe. Du wirst es selbst merken. Bleib einfach hier und warte auf mich. Wenn ich drei Mal ganz schnell und zwei Mal langsam hinterher an der Tür klopfe musst du mich so schnell es geht hinein lassen!" Sie nickt verstehend. ,,Na dann, lass uns einen Drachen stürzen", grinse ich und verlasse das Zimmer. Ich schleiche mich in den Korridor der Jungs der für uns Mädels eigentlich tabuu ist und klopfe bei jemanden an, der als Anführer tauglich ist. Er ist 21 und hat eine hohe Position bei den Jungs. Er könnte eigentlich schon das Haus verlassen. Er hat nur keinen Bock darauf. Auch gut! Er kam in das Waisenhaus, da ihn seine Eltern als schwer erziehbar bezeichnen und ihn hierher abgeschoben haben. Das erste Jahr hat er hier so viele illegale Dinge angestellt die man nicht mehr alle aufzählen kann. Deswegen hat er auch diese Position als Anführer. Sein Deckname lautet Akhela und müsste auch bei der ganzen Polizei im Umkreis unter diesem Namen bekannt sein. Er hasst Frau Wackelarsch genauso wie wir alle und ist ein schlaues Köpfchen. Ich bin mir sicher das wenn ich ihn überzeugen kann, alle mitziehen! Also, keine Angst zeigen! Augen zu und durch. Ich atme einmal tief ein und klopfe an seiner Tür.
Die Tür öffnet sich und vor mir steht ein 1,90 Meter großer Kerl, der ein breites Kreuz hat, gut gebaut ist und Tattoos seine Haut zieren. Er schaut kritisch auf mich herab. Klaro, würde ich auch wenn ein Kind vor dir steht das drei Köpfe kleiner ist. Ich würde ihm sogar noch auf den Kopf spucken... Nein Spaß! Oder etwa doch nicht?
Ein räuspern seinerseits holt mich aus dem Traumland zurück. ,,Was willst du hier, Kleine?", fragt er mit seiner tiefen, brummigen Stimme. ,,Ich will Miss Taylor loswerden und habe einen totsicheren Plan. Ich brauche aber deine Hilfe um ihn durchführen zu können", ich schaue ihm dabei ununterbrochen in die Augen.

Nach langem Diskutieren habe ich ihn davon überzeugt. Innerlich atme ich auf. ,,Komm mit Kleine, wir trommeln die Jungs zusammen."
Es gibt kein Zurück mehr!

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Ich lade ein Kapi hoch wann möglich. Zur Zeit habe ich noch 10 vorgeschriebene zum hochladen. Danach wird es wohl 'länger' dauern bis ein erscheint.
Aber ich bleibe dran!

Speed is Key!

Adoptiert von Jacksepticeye?! Where stories live. Discover now