30. Touchdown!

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Ich drehe mich einmal um mich selbst. Alles was ich sehe sind Hochhäuser und normale kleinere Amwesen die trotzdem sehr gewaltig wirken. Dann heißt es wohl Augen zu und durch, oder? Langsam schländere ich durch die gewaltige Stadt und mache mich ein wenig mit der Gegend vertraut. Ich komme an einem dunklem Viertel vorbei, in der mir nur gruselige Gestalten entgegen blicken, mich creepy anlächeln und in meine Richtung kommen. Ängstlich weiche ich ein paar Schritte zurück und falle über eine Mülltonne die auf dem Boden liegt. Dabei trete ich falsch auf, bei dem Versuch nicht zu Sturze zu kommen.
Scheiße verdammt! Der Typ kommt mir immer näher und zückt ein Messer. Das ist jetzt nicht sein Ernst oder?! Ich schaue mich hilflos um, bemerke aber das wir völlig allein und abgeschottet von den belebten Straßen sind. War ich so in Gedanken das ich vom Weg abgekommen bin?! Ich rappele mich langsam wieder auf und bemerke beim Auftreten das etwas mit meinem Fußknöchel nicht stimmt.
Mal wieder nur Pech, Zoe...
Schnauze, Gewissen! Ich habe gerade keine Zeit mich mit dir anzulegen!
Er drängt mich in eine Ecke und steht nun sehr nahe an mir. Er grabscht mich an der Schulter an und ich verziehe angewidert mein Gesicht. Wie komme ich hier wieder lebendig weg? Denk nach Zoe! Denk nach!!
Er kommt mir gerade mit seinem ungepflegten Gesicht näher als ich wie aus Reflex mein Knie hochschnellen lasse und voll in seine Kronjuwelen treffe. Mit einem ersticken und erschrockenen Schrei geht er vor mir in die Knie. Mir fällt ein Stein vom Herz.
,,Ha! Touchdown du Arschloch! Hole in One!! Peace du Idiot!", schreie ich beim davon sprinten und bin überglücklich wieder auf den belebten Straßen anzukommen.
Aua, mein Fuß! Hinkend entferne ich mich von dem Viertel und schaue nun auf mein Handy. Dreizehn Anrufe von Signe, zwanzig Nachrichten von Ethan und vier Anrufe von Mark. Und Seán? Wirklich? Überhaupt nichts von ihm?
Mein Herz zerreist gerade in meiner Brust, ich spüre es ganz deutlich. Ich drücke alle Nachrichten bei Seite und sehe nach wo ich überhaupt bin.
Es wird schon dunkel und ich bin so dankbar das der Strand an dem ich gestern war nur anderthalb Stunden Fußmarsch von hier ist. Wenigstens etwas was ich halbwegs kenne. Also mache ich mich schnell auf den Weg bevor es stock dunkel ist.
Die Beleuchtungen in der ganzen Stadt gehen an und es ist atemberaubend schön! Nach einer Stunde ist es leider bereits dunkel, aber die Lichter der Stadt machen es für mich erträglich. Es sind immernoch neunundzwanzig Grad also eindeutig zu warm für diese Uhrzeit. Hier ist die Hitze wahrscheinlich normal.
Wäre das schön hier zu wohnen. In Irland hat es nur geregnet und es war kalt. So wie in Deutschland meistens. Es ist sehr ungewohnt alleine irgendwo zu sein. Und mehr als unangenehm alleine in einem fremden Land zu sein und Leute dich angaffen weil du mit deinen deutschen Genen anders als die Amerikaner aussiehtst. Schnell weg hier. Endlich!
Nach höllischen Fußknöchelschmerzen, komme ich am Strand an der durch vereinzelte Laternen leicht beleuchtet wird. Das Wasser plätschert ruhig, die Wellen geben ihre beruhigenden Töne von sich und keine Menschenseele ist in Sicht. Die Meeresbriese tut mir gut und mein Herzrasen normalisiert sich wieder. Der heutige Tag war einfach zu viel für mich. Ich setze mich einsam ans Wasser, sodass meine Füße das Wasser berühren und schaue in den sternenklaren Himmel. Er lässg mich kurz vergessen, vergessen wo ich bin, wer ich bin, mit wem ich hier bin, das ich Schmerzen habe.
Aber, was mache ich jetzt bloß?
Ich sitze bestimmt schon eine Ewigkeit am Meer. Es ist zwar wunderschön und atemberaubend aber, alleine macht es keinen Spaß. Der Mond spiegelt sich auf der Meeresoberfläche und ich schaue mir dieses Schauspiel verträumt an. Wie geht es jetzt weiter? Ich kann niemandem mehr in die Augen schauen ohne mich abgrundtief schlecht zu fühlen. Ich schäme mich so sehr.
Ich ziehe meine Beine nahe an meinen Körper heran und vergrabe meinen Kopf darin. Meine Arme lege ich eng um diese und weine bitterlich. Ich bin so verzweifelt. Ich habe einfach den Menschen die ich am liebsten habe von mir weggestoßen, ohne ihnen auch nur annähernd den Grund zu sagen. Naja, außer Ethan. Dieser Idiot! Wieso hat er das nur zu mir gesagt? Ich dachte er ist mein Kumpel! Er war schon fast wie ein großer Bruder den ich mir nie gewünscht, aber trotzdem sehr lieb habe. Er hat mich einfach im Stich gelassen!
Ich weine so bitterlich das ich mir selbst schon wieder Leid tu.
Nichtmal Seán hat versucht mich zu erreichen. Wahrscheinlich sucht er nichtmal nach mir. Er hat wohl die Schnauze voll von mir und ist froh mich endlich los zu sein.
Bei dem Gedanken wird mir schlecht und ich kralle meine Finger so fest in meine Schultern hinein das ich schon Blut spüre.
,,Warum...?", flüstere ich im Selbstmitleid. ,,Das frage ich mich auch, Zoe", sagt eine sehr bekannte Stimme leise hinter mir. Ich schrecke hoch und sehe hinter mich. Mit vor Schock weit aufgerissenen Augen sehe ich ihn an. Seán?!
Er setzt sich dann einfach neben mich in den Sand und nimmt mich in den Arm. Ich lasse es zu. Ich bin immer noch zu geschockt das er plötzlich hier ist. Woher weiß er wo ich bin? Wie ist er so leise gewesen? Wieso ist er hier?!
Er fährt mir durch meine Haare und sieht mir tief in meine verweinten Augen aus denen noch sämtliche Tränen strömen. Ich erwidere seinen Blick und erkenne, das aus seinen sonst so fröhlich ausstrahlenden blauen Augen nichts mehr von Freude und Glück wiederspiegelt. Seine blauen Augen wirken ausdruckslos, matt und voller Kummer. Er weint sogar.
,,W-Was...?", frage ich fassungslos. ,,Shh, es ist alles gut. Du bist hier, gesund und munter! Ich habe dich wieder!", weint er und umarmt mich ganz fest und legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Ich kann gerade nichts erwidern. Mein Herz rast, mein Adrenalin steigt und alles zu was ich noch fähig bin ist vor Glück zu weinen. Es tut so gut zu wissen das er doch ein klein wenig an mir hängt. ,,Wir haben alles versucht um dich zu erreichen, zu finden! Wo warst du?!", weint er verzweifelt. ,,I-Ich weiß es selbst nicht", gestehe ich. ,,Wieso hast du dich nicht gemeldet?". ,,Ich dachte ihr seid besser dran ohne mich. So wie ich mich gegenüber euch verhalten habe und so wie ich mit euch umgegangen bin. Ich schäme mich so deswegen. Ich konnte euch nicht mehr unter die Augen treten. Ich fühle mich so elendig deswegen!", erkläre ich ihm schluchzend. ,,Bitte hasst mich nicht!!", schreie ich laut voller Trauer und Verzweiflung und kralle mich in Seán's T-Shirt hinein. ,,Sonst wäre mein letzter Lebenswille auch noch zerstört worden", flüstere ich. ,,Ich könnte dich niemals hassen. Sieh mich an", ich löse mich aus seiner Umarmung und schaue ihm wieder in seine Augen. ,,Du, Raksha und Signe seid das Beste was mir jemals passieren konnte. Ich könnte niemals die Menschen hassen die ich über alles liebe", sagt er fest entschlossen und schenkt mir ein kleines Lächeln. Ich weiß gerade nicht was ich fühle. ,,Da ist es ja wieder", schmunzelt er. Verwirrt schaue ich ihn an. ,,Dein Funkeln in den Augen was du schon heute Morgen nicht mehr hattest", erklärt er mir.
,,Bitte glaube nicht, das ich nicht hinter dir stehe. Ich werde egal wie die Situation aussieht, egal ob du jemanden umgebracht oder sonstiges getan hast, ich werde immer hinter dir stehen und dir aus der Situation heraus helfen. Niemals stellen ich oder Signe uns gegen dich und Raksha."
Erneut umarme ich ihn und weitere Tränchen laufen mir über die Wange. ,,Danke".
,,Ich wusste von Ethan das du hier bist", sagt er. ,,Woher wusste er das ich hier sein könnte?", ,,Er meinte es ist zwar sehr unwahrscheinlich das du dahin gehst, wo wir bereits gestern waren und du den Ort kennst. Dort würden wir zuerst suchen. Mark und Signe hielten das für eine dumme Idee, weil das zu einfach wäre. Aber, du bist hier", grinst er heilfroh.
,,Er hat mir erzählt warum du so warst und was Mia dir gesagt hat. Ich verspreche dir. Ich werde nicht zulassen das du uns weggenommen wirst! Ich werde alles dagegen unternehmen damit du bleiben darfst.
Keine Sorge, ich verspreche dir das du bleiben darfst. Du gehst nirgendwo hin, wo du nicht hin willst!"
,,Ich danke dir so sehr. Du weißt überhaupt nicht wie glücklich ich gerade bin. Ich liebe dich so sehr!", weine ich erneut. ,,Ich dich auch Kleine", lächelt er sanft und küsst meinen Haaransatz.
,,Lass uns wieder zu Mark's Haus. Sie machen sich alle furchtbare Sorgen um dich", meint er, steht auf und klopft sich den weichen Strandsand von seiner Shorts. ,,Sie wissen nicht das du hier bist?", frage ich erstaunt.,,Nur Ethan, und als er mir seine Vermutung genannt hat bin ich sofort hier her. Ich schätze das auch sie mich bereits suchen. Schließlich bin ich schon so lange außer Haus wie du. Fast sieben Stunden. Ich habe dich überall gesucht aber nicht gefunden", gesteht er mir.
Lächelnd möchte auch ich aufstehen und spüre sofort einen stechenden Schmerz in meinem Fußknöchel. Direkt setze ich mich zischend wieder hin. ,,Was hast du?", fragt er mich wieder leicht besorgt und schaut auf meinen Fuß den ich mir festhalte. ,,Ich bin vor jemandem weggelaufen und habe mich dabei am Fuß verletzt. Ich  kann nicht aufstehen", gebe ich zu. Ohne Worte hebt er mich hoch und trägt mich huckepack in Richtung Mark's Haus. ,,Hat diese Person dich verletzt oder bedrängt?", fragt er angespannt. Ja, nicht nur das sondern-,
,,Nein alles gut. Ich hatte nur ein wenig Angst im dunklen", lüge ich ihn an damit er sich wieder beruhigt. Ich lebe ja noch. Mehr braucht er nicht zu wissen. Erleichtert atmet er aus. Und so gehen wir gemeinsam durch die verlassenen, sperlich beleuchteten Staßen und genießen unsere Gemeinsamkeit. Endlich, ein Lichtblick!

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Heute mal wieder ein extra langes Kapitel für euch was hoffentlich alle Fragen beantwortet undi ihr glücklich seid 😘🖤

Adoptiert von Jacksepticeye?! Where stories live. Discover now