Kapitel 1

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"Du musst mich jetzt in den Kindergarten bringen", erinnert mich meine 5 jährige Schwester Lina zum gefühlten tausendstenmal.

"Warum hast du es denn heute so eilig?", frage ich sie leicht genervt.

"Wir dürfen heute unser Lieblings Kuscheltier mitbringen und ich möchte den anderen unbedingt meinen Diddy zeigen." Sie hält mir
mit funkelnden Augen ihr Kuscheltier unter die Nase, woraufhin ich nur die Augen verdrehe.

Ich bringe meine kleine Schwester zum Kindergarten und mache mich daraufhin auf den Weg in die Schule. Kurz bevor ich dort ankomme ziehe ich mir meine Kapuze über den Kopf.

"Hat der kleine Jannik etwa angst?", ertönt plötzlich die Stimme von einem Junge den ich nur zugut kenne hinter mir. Ich drehe mich um und sehe hinter mir Leon mit seinen Anhängseln. Meinen Blick lasse ich star auf den Boden gerichtet. Die Jungs fangen an mich zu beleidigen, zu schubsen und zu treten, wie jeden Morgen. Was hab ich eigentlich Falsch gemacht das die mich so behandeln? Ich wehre mich nicht und lasse es wie jeden Tag über mich ergehen. Mir laufen Tränen die Wange runter, während die Jungs auf mich eintreten. Nicht nur wegen der Schmerzen, nein vielmehr aus Hass auf mein Leben.

Irgendwann verschwinden sie lachend, weil es ihnen wahrscheinlich zu langweilig wird. Mühselig rappel ich mich vom Boden auf und renne ins Schulgebeude. Ich setze mich auf meinen Platz in der hintersten Reihe am Fenster und warte bis der Unterricht beginnt.

Da es noch 5 Minuten dauert, bis der Unterricht anfängt, packe ich meinen Block aus, der mir aber sofort von jemandem aus der Hand gerissen und in den Müll geschmissen wird. Genervt stehe ich auf und hole mir meinen Block  wieder. Was hat es jetzt gebracht?Nichts. Irgendwann kommt der Lehrer rein und labert was von irgendwelchen Theorien, wie die Pyramiden gebaut worden sein könnten.

Seuftzend betrachte ich die lehren Plätze neben mir. Wieso mag mich eigentlich niemand? Nicht mal meine Eltern mögen mich. Sie arbeiten den ganzen Tag und bezeichnen mich als nichtsnuts, weil ich nicht in allen Fächern eine eins hab, wie sie früher.

"Jannik, was ist deine Theorie, wie die Pyramiden gebaut wurden?", reißt mich der Geschichtslehrer aus meinen Gedanken.

"Ich glaube dass...ähm...die Pyramiden durch ganz viele Menschen die die großen Steine getragen haben entstanden sind.", antworte ich schnell, auch wenn mir die Antwort nicht ganz logisch erscheint. Der Lehrer nickt nur und lässt dann zum Glück wieder von mir ab. Die ganze Stunde werde ich mit Papierkügelchen abgeworfen, was ich aber gekonnt ignoriere. Sollen sie mich doch abwerfen, wenn es ihnen Spaß macht.

Der Rest des Tages verläuft vergleichsweise friedlich ab. Mir werden ein paar Beleidigungen zugerufen, aber ansonsten werde ich in ruhe gelassen. Ich renne fast schon zum Kindergarten, damit ich niemandem mehr aus meiner Klasse begegne. Dort angekommen springt mir meine Kleine Schwester fröhlich in die Arme und berichtet mir auf dem Heimweg, wie ihr Tag war. Ich bin froh, dass ich meine kleine Schwester habe und ich werde dafür sorgen, dass es ihr später besser geht als mir.

Wir wohnen in einer großen Villa am Rand der Stadt, da meine Eltern sehr viel Geld haben und es unbedingt zeigen wollen. Ich krame den Haustürschlüssel aus meiner Hosentasche, woraufhin meine kleine Schwester sofort in ihr Zimmer rennt. Ich gehe in die Küche und koche mir und meiner kleinen Schwester etwas zu essen. Eigentlich wollten meine Eltern eine Küchenhilfe einstellen, aber ich wollte lieber selbst kochen. Deshalb haben sie nur eine Putzfrau und ein Kindermädchen für meine kleine Schwester angestellt.

Ich esse mit meiner Schwester zu Mittag und gehe daraufhin in mein Zimmer um zu lernen. Gegen Abend kommen meine Eltern nachhause und ich gehe nach unten um sie zu begrüßen.

"Welche Note hast du in Mathe?", fragt mein Vater sofort ohne vorher vielleicht mal hallo zu sagen.

"Eine zwei", nuchel ich leise.

"Womit habe ich nur so einen Sohn verdient, der nicht mal in der Lage ist gute Noten zu schreiben?", meckert er sofort rum.

Meine Mutter schaut mich nur böse an und mein Vater fängt an mich zu beschimpfen. Wieso hasst mich eigentlich jeder?

Ich renne die Treppen hoch und schließe die Tür hinter mir ab. Mein Vater ruft mir noch irgendetwas nach, aber dass ist mir egal. Ich öffne mein Fenster und springe etwa 2 Meter in die Tiefe. Als ich aus unserem Garten raus bin, laufe ich die Straßen entlang, bis ich auf einen Feldweg komme, der in den Wald führt.

Ich bin den Weg schon oft gelaufen und weiß ihn deshalb ohne Probleme. Mitten im Wald liegt ein schöner See, der zwar nicht groß ist, aber trotzdem sehr schön ist. Hier an dem Ort bin ich oft, wenn ich einfach mal meine Ruhe haben will oder auf andere Gedanken kommen möchte.

Gedankenverloren starre ich in das klare Wasser und beobachte wie ein Blatt langsam vom Baum segelt und ins Wasser fällt. Kleine Ringe breiten sich auf dem See aus, die immer größer werden, bis sie irgendwann verschwinden. Als ich gerade aufstehen will um zum Wasser zu gehen, spüre ich plötzlich einen harten Schlag auf meinen Hinterkopf. Ich Taumel nach hinten und schlage auf dem Boden auf.

Der Sohn des Entführers//BxB//abgeschlossen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt