Kapitel 31

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Damian

Ich schaute in grüne Augen, die mich eisern anblickten. Tompson war sauer auf mich, weil ich Jasmin wie Scheiße behandelte und um ehrlich zu sein, war ich selbst gar nicht mehr im Klaren, weswegen ich das überhaupt tat. Lag es daran, dass sie mir nicht mehr aus dem Kopf ging, oder weil mich ihre aufmüpfige Art manchmal ankotzte? Das war jedoch ebenso nicht der Rede wert. Ihr sonst so vorlautes Mundwerk war nun geschlossen und ich musste zugeben, dass ich es ziemlich vermisste. Viel zu schnell. Mir war bewusst, dass sie die ganze Zeit Recht hatte und das ich Aiden zustimmen musste, aber sie ging mir tierisch auf den Sack. Mein ganzer Körper angespannt. Meine Geduld am Ende.

Meine Gedanken waren Dank dieser Frau komplett verwirrt, ließen sich nicht mehr ordnen. Ich wollte nicht, dass ihr etwas passierte und nun erzählte mir Aiden auch noch die Sache mit diesen Nachrichten, die sie auf ihr Handy bekam? Das konnte doch nicht wahr sein. Das machte mich irre, wenn ich etwas zum Schluss erfuhr. Erst recht, weil es um dieses Mädchen ging. Ich wollte auf sie aufpassen und das konnte ich nicht, wenn ich nicht wusste, dass man sie beobachtete. Zwar benahm ich mich die ganze Zeit immer daneben; das bekam ich auch selbst mit; ich war ja nicht ganz bekloppt, allerdings konnte ich an dieser Situation nichts ändern. Ich verstand mich nicht mal selbst.

Natürlich lag es im Allgemeinen an Jasmin. Nicht, dass sie anwesend war, sondern dass meine Gefühle deshalb durchdrehten. Den Kampf, den ich vor zwei Stunden in den Bronx begann, verlor ich fast, weil ich bloß an diese Frau denken konnte und genau das war der Grund weswegen ich mir niemanden ans Bein binden wollte. Keine Freundin, die mir den Verstand raubte. Vor allem jedoch nicht so ein vorlautes Mädchen. Aber als ich sie in der Küche mit Aiden sah wurde ich etwas klarer. Mich packte die Wut.

Freilich hatte ich mich eindeutig im Ton vergriffen. Ungeachtet dessen störte mich, dass sie sich extrem nahekamen, obwohl die beiden sich nicht einmal kannten und ich wollte ihr genauso wehtun, wie es mich in diesem Moment verletzte. Stopp halt. Verletzte? Genauso? Mir wurde ziemlich schnell klar, sie würde für mich immer mehr sein, als es sein durfte und genau das musste ich verhindern. Nicht nur, weil ich nicht wollte, sondern ich brachte sie dadurch bloß in Gefahr. Definitiv. Man sah es schon die ganze Zeit. Sonst ging ich extrem bescheuert mit ihr um, weil es die Wut auf mich selbst war. Ich wollte ihr im eigentlichen Sinne nichts tun und sie sollte auch nicht auf dem Boden schlafen. 

Und so, wie sie nun auf der Matratze lag, die Beine bis zum Kinn anzog und sich die Tränen verbiss, rüttelte etwas tief in mir drin. Ich war eigentlich kein Mensch, der andere ekelhaft behandelte. Was war dann plötzlich in mich gefahren? Warum war ich so? Weil ich nach dem Tod meiner Mutter niemanden an mich heranlassen wollte und wegen dieser bescheuerten Fotze, die mich damals so linkte? Ich hatte keinen Plan; verstand mich nicht einmal mehr selbst, aber in meinem Schädel existierte nur noch Gulasch. »Geh raus!«, sprach ich ein bisschen leiser zu Tompson und er sah mich sauer an. »Willst du mich verarschen? Ich lasse dich doch nicht mit der Kleinen allein, solange du dich nicht wieder in den Griff bekommst. Sie kommt zu mir und damit basta.« Zugleich verdrehte ich die Augen.

»Das wird sie nicht. Ich werde sie mit zu mir nehmen. Dort kann sie schlafen und ich reiße mich auch zusammen. Außerdem vergiss nicht, wer ich bin. Auch, wenn du vielleicht recht mit deinen Worten hast, bin ich noch immer dein Boss.« Man sah selbstverständlich, dass es Aiden nicht passte, aber viel konnte er auch nicht machen. Das wusste er ebenso. Nun hatte ich nichtsdestotrotz auch keinen Bock mich mit ihm bloß noch mehr in die Wolle zu bekommen, weil ich mein Verhalten nicht im Griff hatte.

Mit einem Blick auf Jasmin sah ich, dass ihr Atem flacher wurde. Sie war hundemüde, hatte sich viel zu wenig ausgeruht und dann auch noch die Aktion von mir in der Küche. Zorn brodelte in meinem Innersten, wenn ich nur daran dachte, dass Tompson ihr womöglich zu nahekam. Er hatte bei Frauen genügend Chancen. Würde sie diese ebenso ergreifen? Auch, wenn ich ihr sagte, sie sei eine Schlampe, wusste ich schon fast mit Sicherheit: Sie war nicht so. Trotz alledem wollte ich ihr damit wehtun. Aus dem einfachen Grund, weil es mich extrem störte, dass Aiden ihr auf die Pelle rückte. Natürlich war es schwer, ihr zu widerstehen. Nicht nur was ihr Aussehen betraf schien sie eine perfekte Frau zu sein; glich mit ihrem goldenen Haar einem Engel. Die Rundungen waren an den richtigen Stellen... Aber ihr Charakter machte dieses Mädchen noch viel mehr aus. Ihre aufmüpfige Art mochte ich schon... irgendwie.

Bad Temptation I - DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt