Kapitel 9

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Mir war bewusst, dass er sich die Worte von meiner Mitbewohnerin gemerkt haben musste. Nur warum? Nur um mir eines reinzuwürgen? So ein Arschloch, dachte ich so bei mir und bemerkte bloß einen Moment später, dass ich das laut gesagt hatte. »Na ist doch so. Anders kann ich das mir nicht erklären«, murmelte ich schnell, um meine lauten Gedanken zu rechtfertigen und Damian eilte mir hinterher, was mir schon wieder extrem auf den Puffer ging. »Weißt du was?«, wendete ich mich schlagartig um, als er fast hinter mir ankam.

Kurzerhand blieb er schlagartig vor mir stehen und sah zu mir herunter. Er war nahe. Sehr nahe. Somit konnte ich eine leichte Note seines Parfüms riechen, was sich mit einem metallischen Geruch vermischte. Es war sein Blut. Nichtsdestotrotz versuchte ich den Gedanken wegzuschieben, denn in diesem Augenblick dachte ich daran, dass es ihm recht geschah, wenn er solchen Scheiß von sich gab. »Du weißt doch überhaupt gar nichts von mir, also rede nicht so einen Stuss.« Es kotzte mich tierisch an, dass er meinen Ex erwähnte. Natürlich verletzte mich das und auch, wenn wir uns kaum noch zuvor sahen. Immerhin war ich nicht aus Stein. 

»Du doch auch nicht und trotzdem musst du zu allem deinen Senf dazu geben«, äußerte er sich geladen. »Es ist nicht meine Schuld, dass du mir auf den Sack gehst«, ranzte ich nun lauter und ich wusste, dass auch die anderen beiden uns hören konnten. »Das wird nicht mehr passieren. Wenn du oben bist, dann werden wir getrennte Wege gehen. Kapiert?« Das sagte er mit so einer Überzeugung, dass ich ihm das auch abnahm, doch trotzdem störte mich das irgendwo, das zu hören. Keine Ahnung weshalb es so war und darüber wollte ich mir auch nicht den Kopf zerbrechen, aber dieses Gefühl nagte ungeachtet dessen unaufhaltsam in meinem Körper.

»Weißt du was?«, schimpfte ich und er zog fragend die Brauen in die Höhe, da er darauf wartete, was nun aus meinem Mund drang, doch das ging mir am Arsch vorbei. »Ach... leck mich doch.« und ich drehte mich wieder nach vorn, um weiter in Richtung Wohnheim zu rennen, was ich nun auch schon klar und deutlich erkannte. »Nein. Danke.« War ja klar, dass er so etwas sagte, aber darauf achtete ich gar nicht mehr. Melanie hingegen hatte die Wahl. Da sie sowieso niemanden mit in unsere Wohnung nahm, kam sie entweder allein, oder verbrachte die Nacht mit Thomas. In diesem Moment ging mir das allerdings sonst wo vorbei. Genau wie Jason. Ich wollte einfach bloß nach drin und die letzten Stunden vergessen. Am besten den ganzen Abend. Seitdem Punkt, als ich meinen Ex am Handy hörte und erst recht, als ich mit McCain zusammenstieß. Beide konnten mich mal kreuzweise. 

Dennoch spürte ich klar und deutlich die Schritte hinter mir. Es waren die von Damian. Andererseits versuchte ich ihn weiter zu ignorieren. Als ich dann jedoch an der großen schwarzen Tür ankam, um diese zu öffnen, hielt ich inne und knurrte: »Du kannst mich jetzt in Ruhe lassen.« Nachdem ich mit meinen Augen seine suchte, schaute er mich nicht an, sondern hinter mir auf das dunkle Holz. Mittlerweile schien es auch immer frischer zu werden. Der Alkohol verlor seine Wirkung und ich wurde stetig nüchterner, wohingegen ich am liebsten nach oben gehetzt wäre und mich meinetwegen auch allein auf die Couch, mit einer Flasche Wein, gesetzt hätte.

Gerade wollte ich zu neuen Worten ansetzen, als Thomas hinter uns auftauchte, sich zugleich neben McCain stellte und in einem ruhigen Ton sagte: »Ich werde hierbleiben! Soll ich jemanden anrufen, der dich abholt?« Damian zog seine Augenbrauen in die Höhe und schaute auf Melanie, die sich langsam aber sicher von dem Schock erholte. Nun auch das noch, dachte ich so bei mir. Eigentlich schleppte sie keine Typen mit in unsere Wohnung und so wie es den Anschein hatte, wollte sie nicht nur mit ihm eine Nacht verbringen, sondern den jungen Blondschopf kennenlernen. Liegt es daran, dass er zu den bösen Jungs gehört? Kein Plan. Ich konnte ihr trotz alledem logischerweise nicht verbieten ihn reinzulassen. Immerhin war es unsere gemeinsame Wohnung, so lange wie wir aufs College gingen. »Ich hoffe für euch, dass ihr leise seid«, pampte ich, da meine Laune nur noch weiter in den Keller rutschte.

Bad Temptation I - DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt