Kapitel 7

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»Wo willst du hin?«, hörte ich in meinem Nacken und spürte einen warmen Atem auf meiner Haut, doch ich unterdrückte das prickelnde Gefühl auf der Stelle. »Vielleicht gibt es ja auch hier jemanden, der auf meine Anwesenheit Wert legt. Dir scheine ich ja nur auf den Sack zu gehen«, äußerte ich mich plump. Und genau das verstand ich nicht. Was bezweckte er mit allem? Er war da, obwohl er mich behandelte, als sei ich ein Nichts. Es war komisch und genau aus diesem Grund wusste ich mit Sicherheit, dass er mich definitiv nicht wirklich leiden konnte. Keine Ahnung, warum er das dann alles machte.

»Du gehst mir nicht auf den Sack.« Noch immer hielt er mich am Oberarm fest, wobei ich mich wieder zu ihm drehte. Seine Hand war so groß und die Finger lang, dass er fast herumkam, da waren Jasons ein Scheißdreck dagegen. Das fiel mir auch erst in dem Moment auf, als er mich so berührte. Gerade, weil ich ein ärmelfreies Oberteil trug. Ich schluckte; sah ihm in die blauen Augen, die er nicht mehr von mir abwandte. »Was ist es dann?«, aber auf diese Frage zuckte er bloß mit den Schultern. Am liebsten wollte ich eine Antwort aus ihm herausprügeln, dabei bemerkte ich erst zu spät, dass ich mich extrem nahe vor ihm befand.

Da ich ja nun schon aufgesprungen war und er mich zurück riss, befand ich mich zwischen seinen gespreizten Beinen. Die Enge zu ihm war kaum zu ignorieren und darum konnte ich durch sein darunter liegendes helles Poloshirt ein wenig schwarze Tinte erkennen. Ich starrte prompt auf seine Finger, die mich noch immer umklammerten. Auch da erblickte man die Tätowierungen klar und deutlich. Er musste sie fast überall besitzen. Ich schluckte schwer. Auch wenn ich mich zuvor für so etwas nicht interessierte, wollte ich nun irgendwie wissen, wie der Rest seines Körpers aussah; was er alles in seiner Haut eingebrannt hatte und vor allem, welche Bilder ihn verschönerten.

Ich schluckte erneut, blickte ihm wieder in die Augen, währenddessen er mich noch immer fixierte. Nun bewegte sich auch sein Kehlkopf, wobei seine linke Hand auf meiner Taille lag. Diese Berührung wäre mir wahrscheinlich egal gewesen, hätte sie mich nicht so irritiert. Es fühlte sich ganz anders an. So, als hätte ich gar nichts an und er griff bewusst auf meine nackte Haut. Es war nicht nur eigenartig, sondern auch das Gefühl so extrem, dass mir ein Schauer über den Rücken fuhr. Ich blinzelte, versteifte mich, damit ich diese Empfindung schnellstmöglich wegbekam.

Wenn ich sagen würde, dass es mir nicht gefiel, wäre das glatt gelogen gewesen. Denn ganz im Gegenteil. Auch wenn er ein Blödmann sein konnte und mir doch zeigte, dass ich ihn nicht interessierte, kam ich mir vor, als stimmte das alles hinten und vorne nicht. Als könnte ich mit seiner Berührung wissen, was in seinem Kopf vor sich ging. Doch sollte das so sein? Durfte ich so fühlen? Existierte da noch etwas anderes zwischen uns? Nicht nur, dass ich mich erst von Jason trennte; nein... Daran lag es nicht nur. Damian war nichts für Frauen, wie mich. Wir passten nicht zusammen und auch, wenn er keine Freundin hatte, und auf Mädchen stand, wollte er mich sicherlich eben nicht haben.

Aber weshalb dachte ich überhaupt daran? Das war doch komplett bescheuert. Schon einen klitzekleinen Gedanken daran zu verschwenden, ob er mit mir was anfing oder nicht, schien komplett bekloppt zu sein. Damian hielt allerdings den Mund. Aber ich bemerkte, wie er mich beobachtete. Er schaute mich genau an. Sein Blick war zwar noch immer kühl, doch wahrscheinlich wollte er wissen, wie ich auf ihn wirkte, da er immer wieder versuchte mein Gesicht zu lesen. Seine Mimik sah dabei interessiert aus, wobei ich dann hauchte: »Lass mich los.« Es war besser so.

»Warum?«, antwortete er genauso leise. »Ich weiß nicht«, raunte ich zurück, aber das war sicher nicht das, was ich sagen wollte und innerlich knallte ich mir selbst eine. »Du solltest dir das nächste Mal vielleicht etwas anderes anziehen« und ich bemerkte, dass er mit den Augen direkt auf meinen tiefen Ausschnitt starrte. Allerdings tat er es nur kurz, um mir dann zugleich wieder in die Augen zu sehen. Das Blau veränderte sich plötzlich. Es wurde stetig dunkler und dunkler, als huschte ein Schleier darüber und nun wurde auch seine Stimme rauer. »Jeder starrt dich an.«

Bad Temptation I - DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt