~Chapter 72~

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~Nica's Sicht~

Nachdem ich wieder zu Maxim zurück gegangen war, verließen wir den Friedhof. Maxim schwieg den ganzen Weg über und starrte nachdenklich vor sich hin. Ich wusste nicht genau was in seinem Kopf vorging und ich traute mich auch nicht zu fragen, aber ich konnte mir denken, dass es etwas mit seinen Eltern oder sogar Dan zu tun haben könnte.
Irgendwann blieb er dann einfach so an der Straße stehen. Er hob seinen Arm und rief ein Taxi herbei. Das erste Taxi was angefahren kam, blieb genau vor ihm stehen. Maxim öffnete mir die Tür und wartete darauf bis ich eingestiegen war bevor er sich selbst in den Wagen setzte. Maxim nannte dem Fahrer, welcher sich als Frau entpuppte, eine Straße und lehnte sich dann wieder zurück in den Sitz.
"Alles in Ordnung mit dir?", fragte mich Max und strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr. "Du bist so still."
"Ich hab mich genau das Selbe gefragt."
"Ich dachte ich habe etwas falsch gemacht, weil ich dich mit auf den Friedhof gebracht habe."
"Nein, nein. Du hast nichts falsches gemacht. Es hat mir sehr viel bedeutet, wirklich. Ich hab nur nichts gesagt, weil du nichts gesagt hat. Ich wollte dich nicht unnötig voll labern." Er lächelte auf einmal und zog mich zu sich. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsgrube und atmete seinen vertrauten Geruch ein.
"Es hat mir übrigens auch sehr viel bedeutet, dass du mit mir gekommen bist. Ich hatte schon lange vorgehabt, dich hierhin zu bringen aber ich wollte dich damit nicht überrumpeln. Ich hab noch nie jemandem das Grab meiner Eltern gezeigt. Nicht einmal Dan.", sagte er und überraschte mich mit dieser Aussage. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich die einzige Person war, die er je mitgenommen hatte. Zu der er das Vertrauen hatte, so etwas persönliches zu zeigen. Ich hätte wenigstens mit Dan gerechnet, da er sein bester Freund gewesen war.
"Also war ich die erste?", fragte ich ihn.
"Du bist in so vielen Dingen meine Erste, Babe.", sagte er und küsste mich sanft auf meine Lippen. "Ich-"
"Eine Frage.", sagte auf einmal die Frau am Steuer. Maxim brachte den Satz nie zu Ende. Wir hatten uns die ganze Zeit über in einem Flüsterton unterhalten und nur auf uns beide geachtet, sodass ich die Frau bereits vergessen hatte.
"Ja?", meinte Max und sah von mir zu ihr rüber.
"Sind sie das?", fragte sie. Wir standen an der roten Ampel und rechts vor uns war ein riesiger Billboard auf dem Maxim war. Er stand vor einem dunkelgrauen hintergrund und trug nur eine weiße Boxershorts.
"Ja das bin ich.", meinte Maxim unbeeindruckt, als wäre es keine große Sache, dass er fast nackt auf einem riesengroßen Billboard, mitten in Orlando, zu sehen war. Dazu auch noch für so eine bekannte Marke.
"Wirklich? Sie sind Model für Calvin Klein?", fragte sie erstaunt und fuhr wieder los, da die Ampel auf grün umschaltete.
"Ja", sagte er gleichgültig.
"Wow!", erwiderte sie. Erst jetzt wo ich sie wirklich ansah, fiel mir auf, dass sie höchstens Ende 20, Anfang 30 sein müsste. Ich hätte sie viel älter geschätzt, vor allem an ihrer Stimme. Ich konnte im Rückspiegel erkennen, dass sie Maxim beobachtete. Auf einer Art und Weise, die vollkommen unangebracht war, erst recht, wenn die Person in einer Beziehung war und die Freundin neben ihm saß.
Wir bogen in ein Viertel ein, wo wunderschöne Familienhäuser standen. Ein sehr wohlhabendes Viertel, wie man an der Größe und an dem Stil der Häuser unschwer erkennen konnte.
"Halten sie gleich vor dem grauen Haus.", meinte Maxim nach einer Weile. Wie er ihr angewiesen hatte, hielt sie genau vor dem dunkelgrauen Haus. Ohne einen Preis genannt zu bekommen reichte Maxim ihr einen 50$ Schein und verließ das Auto. Ich tat es ihm gleich. Die Taxifahrerin schenkte Max noch ein reizendes Lächeln bevor sie endlich wegfuhr.
"Mein Freund ist auf riesigen Billboards in ganz Amerika, trägt nur Calvin Klein Boxershorts und ich erfahre davon als letztes.", sagte ich empört und er fing an zu grinsen.
"Zu meiner Verteidigung: ich wusste nicht wann genau die Campaign raus kommen würde, ich hatte mit nächstem Monat gerechnet. Ich hätte dir bescheid gesagt wenn ich davon erfahren hätte. Aber so sauer kannst du ja garnicht sein; ich seh ziemlich gut aus in der Werbung."
"Du bist ziemlich eingebildet, mein Schatz.", erwiderte ich, obwohl er recht hatte, er sah wirklich sehr gut aus.
"Wo sind wir hier überhaupt?", fragte ich ihn als mir bewusst wurde, dass wir auf dem Gehweg standen uns aber allerdings nicht bewegten.
"Das ist mein Haus. Beziehungsweise das Haus meiner Eltern.", erklärte er.
"Hier hast du früher gelebt?"
"Jep"
"Wer wohnt da jetzt drin? Weißt du das?", fragte ich ihn.
"Ja. Ich."
"Du?", fragte ich überrascht, "Ich dachte du bist offiziell nach Miami gezogen."
"Bin ich ja auch. Aber ich konnte es nicht übers Herz bringen es zu verkaufen. Laut dem Testament bin ich der einzige der über das Haus entscheiden darf, ich hätte es mit 18 verkaufen können. Aber ich könnte niemals mit dem Gedanken leben, dass in meinem Haus jemand anderes leben würde."
"Hast du dir mal überlegt wieder da einzuziehen?"
"Ja, vielleicht wenn ich älter bin.", meinte er, "Willst du reingehen?", schlug er vor.
"Wir können reingehen? Dürfen wir das?"
"Natürlich dürfen wir das, du Trottel, es ist mein Haus!", lachte er und zog mich zur Tür. Er nahm einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und steckte ihn in das Türschloss. Ich konnte ihm ansehen, dass er unsicher war, da er für einen Moment verharrte bevor er dann letztendlich die Tür öffnete und das Haus betrat.  Der Eingangsbereich war sehr hell und einladend eingerichtet, das gleiche traf auch auf das Wohnzimmer zu. Es gab eine riesige Wohnlandschaft genau in der Mitte des Raumes. Dann gab es auch einige Blumentöpfe in denen einst schöne Pflanzen gewesen sein müssten.
"Das ist so komisch wieder hier zu sein.", hörte ich Maxim sagen. Er stand in der Nähe des Fernsehers, welcher an der Wand hing, und ließ seinen Blick von der einen zur anderen Seite des Zimmers wandern.
"Wie lange warst du nicht mehr hier?", fragte ich ihn.
"Mit 12, kurz nach dem Autounfall, bin ich zusammen mit einer Frau aus dem Kinderheim hierhin gekommen und musste meine Klamotten und sonstige Sachen mitnehmen. Seit dem Tag war ich nicht mehr hier.", erzählte er, "Es riecht immernoch genauso.", meinte er und lächelte traurig. Ich ging auf ihn zu und legte meine Arme um seine Mitte und schmiegte mich an seine Brust.
"Ich liebe dich, das weißt du doch oder?", murmelte ich.
"Ja.", meinte er und legte den einen Arm um meine Schulter und den anderen um meinen Kopf und drückte mich so an sich, "Ja, ich weiß. Ich bin so froh, dass du bei mir bist, Veronica!"
"Ich bin froh, dass du mich mitgenommen hast!" Er drückte mir einen Kuss auf meinen Scheitel und murmelte etwas in meine Haare was ich allerdings nicht verstand.
"Willst du den Rest des Hauses sehen?", fragte er mich dann.
"Ja, gerne."

Is he really a bad boy?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt