„Also war das wirklich der USB-Stick vom Flieder und kein gefälschter Beweis? Steckt wohl doch mehr hinter unserem spießigen Mathelehrer." Lou schüttelte ungläubig den Kopf.

"Jap. Der anonyme Tipp scheint richtig gewesen zu sein", erklärte er dann. "Der Flieder hat diesen Blogger, der sich bei ihm als Gerhardt vorgestellt hat, zweimal getroffen. Mehr nicht, aber wenn die sich zum Programmieren oder so getroffen haben, wird es für den nicht schwer gewesen sein, einen USB-Stick mitgehen zu lassen."

"Das heißt, der hat das schon früher geplant."

"Oder ist vorsorglich kleptomatisch. Er konnte da noch nicht wissen, wer Felina ist."

"Naja, vielleicht hat er etwas in die Art geplant und dann hat er zufällig von euch erfahren, es hat in seinen Plan gepasst und keine Ahnung", riet Lou. Sie schien unsicher, zuckte mit den Schultern und wagte es nicht, Rico in die Augen zu sehen.

"Du willst sagen, wir waren nur zufällig zur falschen Zeit am falschen - ich meine, im Rampenlicht?"

"Naja. Also er hatte eine Person im Visier, die im Scheinwerferlicht steht, und da kam dein Vater halt in Frage. Dass Cielo live im Fernsehen mit Chelsea Hamilton Schluss gemacht hat, hat für einige Schlagzeilen gesorgt - mal wieder. Die Medien reißen sich darum, was er treibt, insbesondere wenn er wieder offiziell single ist. Ist er doch, oder?"

"Äh."

"Jedenfalls kommt da eine unbekannte Tochter gerade passend, besonders wenn sie nicht hinter zehntausend Sicherheitsleuten versteckt wird. Und weil sie noch niemand kannte, hat das noch mehr Schlagzeilen gebracht. Keine Ahnung, aber das ist doch irgendwie das, was der will?"

"Kranker Scheiß."

"Jap." Lou zuckte mit den Schultern. Sie hatte das Visier ihres Helms hochgeklappt und trotzdem sah man dahinter nicht viel von ihrem Gesicht. Wieder sah sie ihn kaum an, kaute auf ihrer Unterlippe und Rico konnte nicht anders, als sie einfach nur anzustarren.

Ihre Wörter, die Gedanken hinter dem Handeln des Psychopathen, sie kamen nur halb bei ihm an, weil Lou vor ihm stand und ihm erst jetzt bewusst wurde, wie nah sie sich eigentlich gekommen waren. Sie hatte ihn gerettet.

"Hey ...", nuschelte er und fuhr sich verlegen durch die nassen Haare. "Danke übrigens."

"Hä?"

"Naja, für deine Rettungsaktion. Ich hoff, du bekommst keine Probleme mit der Polizei." Rico zuckte leicht mit den Schultern, dann fiel ihm etwas ein. "Wobei du dann deine Mutter ultimativ schocken könntest."

Lou lachte. "Ja, stimmt. Mal abwarten. Wir haben geredet, also meine Mum und ich. Ich konnte sie davon überzeugen, dass Hendrik kein perfekter Schwiegersohn ist, und das ist ein guter Schritt, schätze ich."

"Gott, an den Idioten hab ich schon lange keinen Gedanken mehr verschwendet."

"Ich hab' gehört, er hat dir am Freitag nach der Schule noch aufgelauert? Mit ein paar Jungs aus dem Abschlussjahrgang?"

"Äh." Das war gefühlt schon Wochen her, obwohl es tatsächlich letzten Freitag gewesen war. Vorgestern. Wow. An diesem Wochenende war viel zu viel passiert.

"Unsere Mütter erzählen sich alles. Es ist furchtbar", meinte Lou jetzt und kramte dann ihr Handy heraus. "Sorry, mich ruft jemand an. Oh, es ist Sam. Vielleicht hat er dich nicht erreicht."

"Hab mein Handy auf Flugmodus", gab Rico zu. Das war etwas, was man aus Krimis lernte. Wenn man eine Straftat vorhatte, dann nahm man keine elektronischen Geräte mit, die sich automatisch irgendwo einloggen - oder stellte sie in Flugmodus.

In der Zwischenzeit hatte Lou den Helm abgenommen und hielt sich jetzt ihr Telefon ans Ohr. "Hi Sam. Ja, der ist hier, hab ihn grad vor der Polizei gerettet."

"Weshalb ruft er an?", mischte sich Rico ein und kam näher, um vielleicht die Wörter seines Freundes zu verstehen. Der Regen, der auf das Mofa und den Helm hämmerte, erschwerte das allerdings, deshalb beschloss er einfach zu handeln. So schnappte er sich das Handy aus Lous Hand, drehte es und stellte es auf Lautsprecher.

Sams Stimme rauschte. "... mit einem Link."

"Was?", hakte Rico nach. Panisch hatte er die Augen aufgerissen und erwartete sofort eine Antwort, eine Erklärung, irgendetwas. Was für ein Link, von was sprach Sam und wieso war Lou so geschockt, so leichenblass geworden?

Sie holte tief Luft, dann antwortete sie. "Er hat wieder etwas gepostet. Und es klingt nicht gut."

.

.

.

posted by viscerocranius at 06:31 pm

Tick. Tack. Tick. Tack.
Es hat begonnen. Das Finale.
Felina ihre Eltern. Live.

Hier ist der Link.

Los, ihr Lieben. Teilt ihn, sieht es euch an. Eure Neugier wird es erzwingen, was soll euch denn Schlimmes geschehen? Ich verrate euch sogar noch etwas: Alles, was ich mit der Seite einnehme, wird an den argentinischen Regenwald gespendet. Jeder mag Sauerstoff, oder? Also, klick!

Wie Glaspapier im Scheinwerferlicht ✔Where stories live. Discover now