38 Panik

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„Sie müssen ihre Familie verständigen", erklärte der Kommissar bestimmend. „Das war gleichzusetzen mit einem Anschlag."

„Einem was?" Fill verstand nicht. Seine Kopfschmerzen waren stärker geworden und er fühlte sich elend. Zumindest hatten sie gerade Chelsea endlich rausgeworfen, dafür waren die nächsten Nervensägen da.

„Das war ein Anschlag auf ihre Familie!" Der Kommissar war lauter geworden. „Wir müssen sicher gehen, dass es ihnen gut geht!"

Jetzt verstand Fill. „Rico! Er war auf dem Konzert!"

„Und Ihre Exfrau?"

„Zuhause."

„Allein?"

„Ich habe ihnen privaten Personenschutz geschickt." Die waren auch angekommen, sie hatten ja noch telefoniert. Nur war unter seinen Leuten auch jemand, der Felina auf Guillermos Wunsch zu seiner Suite gebracht hatte. „Aber denen kann man nicht trauen!"

„Wir schicken eine Streife vorbei." Der Kommissar nickte seinem uniformierten Kollegen zu und sah dann wieder zu Fill. „Was meinen Sie damit, man kann ihnen nicht trauen?"

Fill klappte den Mund zu. Was sollte er sagen, wie sollte er das ganze überhaupt erklären? Und wenn möglich würde er das so klären, dass er selbst nicht in den Knast zurückkehrte.

Joe mischte sich ein: „Guillermo Sanchez."

„Dschuli- wer?"

Fill zuckte mit den Schultern. „'N alter Freund von mir. Mehr oder weniger Freund."

„Eher weniger", fand Joe. „Er vertickt Drogen in L.A. und ist in diesen Kreisen ein relativ hohes Tier."

„Sie haben Kontakte zu Kriminellen und erwähnen das erst jetzt?"

Der Vorwurf in der Stimme des Kommissars ließ Fill zusammenzucken, aber dann murmelte er: „Ist doch jetzt egal, er hat mit der Sache eh nichts zu tun. Er würde das Felina nie antun."

„Was laberst du für Scheiße", fluchte Joe. „Der Mistkerl hat doch schon die ganze Zeit die Finger im Spiel und du willst ihn immer noch verteidigen? Was ist los mit dir?"

„Beruhigen Sie sich wieder. Am besten rufen Sie jetzt erst einmal Ihren Sohn und Ihre Exfrau an, dann reden wir weiter über diesen alten Freund von Ihnen."

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Fill konnte Viktoria nicht erreichen. Nicht einmal die Bodyguards, die bei ihr hätten sein müssen. Zumindest einer sollte immer in ihrer Nähe sein, aber niemand nahm ab. Egal wie oft, wie lange, er erreichte sie einfach nicht.

Als er samt Polizei, Lars und zwei weiteren Sicherheitsbeamten die Wohnung erreichte, war es kurz nach ein Uhr.

Es dauerte eine Weile, bis sie sich Zugang zum Gebäude schaffen konnten. Müde Nachbarn öffneten verwundert die Haustür, die Wohnungstür wurde von der Polizei aufgeschlagen.

Drinnen war es dunkel. Fill quetschte sich an den anderen vorbei und stürzte in jedes Zimmer. Er fand Viktoria in ihrem Bett. Sie lag dort regungslos und es sah aus, als würde sie schlafen.

Um sie herum, auf dem Boden, auf der Decke und sogar zwischen ihren offenen Harren, überall lagen weiße Tabletten. Wie zerstörerische Hagelkörner, die nicht schmelzen wollen. 

Wie Glaspapier im Scheinwerferlicht ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt