♕ 1 • Widerstand ♛

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Aber eine Sache blieb mir von diesem Tag ganz besonders im Gedächtnis erhalten. Die weißen Hexen praktizieren einen ganz anderen Glauben als wir Menschen, ihrer hängt ganz eng mit der Natur zusammen, sie spricht praktisch zu ihnen. Sie erzählte mir, wie der Regen ihnen mitteilt, wann ein Unheil ihnen bevor steht, denn es gibt zwei Arten von ihm. Es gibt den Regen, der von den Göttern geschaffen wurde um unsere Ernte am Leben zu erhalten und uns Wasser zu schenken, das ist meistens der Fall. Die meisten Tropfen vom Himmel sind ein Geschenk an uns, aber neben ihm gibt es auch den Regen, der großes Unheil ankündigt.

Er ist selten, tritt nur in großen Abständen auf, manchmal vergehen sogar 100 Jahre ohne ihn, denn es sind die Tränen der Götter, die vom Himmel fallen. Es sind die Tränen, die sie vergießen, weil sie wissen wie viele ihrer geliebten Kinder in dem kommenden Unheil fallen werden. Sie sagte mir, dass diese Art von Regen das letzte mal zwei Jahre vor dem großen Krieg auftrat. Er kündigte ihn an, er ist ein Vorbote für etwas, das sich nicht ändern lassen wird und man kann ihn nur auf eine Art erkennen. Dieser Regen färbt pures Silber schwarz, Silber wie das der Münze, die ich in meiner Faust fest umklammert halte.

Meinem Vater kann ich von den Worten der Hexe wohl kaum berichten, er würde mich nur daran erinnern dass das, was ich von mir gebe, Schwachsinn ist. Es gibt keinen Gott, die Hexen beten allerdings sogar mehrere an. Die Worte der Hexe sind bei mir hängen geblieben und auch wenn ich sehr skeptisch bin was das Gerede über Götter und Zauberei anbelangt, so hat mich das mit der Münze seit dem Tag vor zwölf Jahren nicht mehr losgelassen.

Aber selbst wenn ich nicht mit ihm reden kann, so kann ich mir wenigstens Informationen über das verschaffen, was hier eigentlich vor sich geht. Ich bin der Kronprinz und neben seinen Beratern der einzige Mensch, von dem mein Vater sich überhaupt einen Rat holt, denn irgendwann werde ich an seiner Stelle stehen. Irgendwann werde ich über dieses Land herrschen und er kann es sich nicht erlauben einen unwissenden Bengel auf den Thron loszulassen.

Die Soldaten vor der großen, vergoldeten Flügeltür schwingen sie nach innen hin auf und treten zur Seite um mir den Weg frei zu machen. Den Thronsaal so leer zu sehen ist mehr als nur ungewohnt, beinahe erschreckend, denn ohne die ganzen Menschen und den König der auf dem Thron sitzt, ist es nur ein Raum wie jeder andere.

Der Thron wirkt unglaublich unbedeutend, klein, beinahe schwach, wenn niemand auf ihm drauf sitzt. Es ist, als würde erst der Mann, der auf ihm Platz nimmt ihn zu dem furchteinflößenden Objekt machen, für den ihn so viele Menschen halten. Ohne ihn ist es nichts weiter als ein Stuhl.

Ich wende mich von ihm ab und trete nach draußen zu meinem Vater, der das Geschehen trotz dem schlechten Wetter weiterhin beobachtet. Es ist ein riesen Aufwand der hier betrieben wird, hunderte Soldaten, die diese Reise antreten werden und ich weiß nicht einmal wofür.

Ich lege meine Hand flach auf das nasse und kalte Geländer, die Münze direkt darunter und stütze mich so daran ab. Mein Vater sagt nichts, meine Anwesenheit scheint ihm also nicht wichtig genug um mich zu fragen was der Grund dafür ist, viel wichtiger ist das, was da unten vor sich geht.

Mein Vater herrscht seit vielen Jahren und auch wenn ich vielen Methoden von ihm widerspreche, hat er Erfolg mit dem was er tut. Er ist ein guter Herrscher, aber das bedeutet nicht das er Fair ist. Das bedeutet lediglich, dass er gut genug ist um noch am Leben zu sein. Länger als es so manch ein König vor ihm geschafft hat.

"Diese Soldaten", beginne ich und deute mit einem nicken auf die aufgestellten Männer. "Sind sie dazu da um den Widerstand zu unterdrücken, von dem du letztes Mal gesprochen hast? Möchtest du diese Männer auf sie ansetzen? Und wer sitzt in dieser Kutsche?"

Begin |Vkook|Where stories live. Discover now