9. Gefühle

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Zoes Sicht

Er sah nachdenklich aus... Ich dachte daran einfach umzudrehen und weg zu rennen doch diese Entscheidung wurde mir relativ schnell abgenommen, denn er drehte sich um und fragte sauer aber auch verzweifelt: „Was willst du denn hier, wie hast du bitte diesen Platz gefunden?" Krass irgendwie ist der Kerl schon gruselig... Warum war er auf einmal so kalt und gemein? „Ähm ich... ich wollte nur nachdenken. Dieser See wurde mir gezeigt. Ich hatte dich nicht hier erwartet. Tut mir leid, ich gehe wohl besser...", stotterte ich aus mir heraus. Keine Ahnung warum aber ich war plötzlich so traurig und verzweifelt, dass mir eine Träne aus dem Auge lief... Warum bin ich nur so nah am Wasser gebaut? Daraufhin stand er auf und steuerte geradewegs auf mich drauf zu. Oh je, was wird er jetzt machen? Wird er mich etwa schlagen? Oder schubsen? Oder treten? Fuck, ich hätte doch besser wegrennen sollen... „Oh Verzeihung Miss! Ich wusste nicht, dass der See hier nur für dich ist! Und wo warst du heute bitte? Wir waren verabredet, weißt du noch?", sagte er immer noch sauer aber auch sarkastisch. „Ich musste in den Zoo...", brachte ich nur leise von mir zurück. Und schon kamen immer mehr Tränen. Dass Demetri so sein kann, hätte ich nie gedacht. So kalt und gefühlslos... „Ach ja in den Zoo? Eine bessere Ausrede ist dir nicht eingefallen? Und warum muss?", sagte er etwas ruhiger. „Meine Gastfamilie wollte, dass ich mitkomme!", sagte ich immer noch leise und zurückhaltend. Jetzt war es soweit... Ich war total am Heulen! „Gastfamilie?", fragte er weiter. „Kann ich dir das nicht später erklären? Dass ist 'ne lange Geschichte... Demetri es tut mir leid. OK? Ich meine ich kann ja nichts dafür! Und außerdem habe ich ja noch nicht mal deine Nummer, also konnte ich mich nicht abmelden!", brachte ich etwas selbstbewusster aus mir raus. Ich war knallrot und meine Augen hörten nicht auf zu weinen. Es war still. Ich sah einfach auf den Boden und versuchte mich zu beruhigen... Erfolglos... Plötzlich umarmten mich zwei starke Arme liebevoll, woraufhin ich meinen Kopf auf seine Brust legte und meinen Tränen freien Lauf ließ. Die Schmetterlinge in meinem Bauch wurden immer stärker und mein Herz drehte auch durch, es schlug so schnell es nur ging...

Demetri's Sicht

Ich konnte ihr einfach nicht böse sein. „Ist schon OK. Tut mir leid, dass ich dich angeschrien hab.", flüsterte ich ihr ins Ohr. Ich hob ihren Kopf hoch und strich ihr die Tränen von den Wangen. Ich hörte ihr Herz wild schlagen. Ich glaube sie liebt mich genauso wie ich sie. Als wir uns losließen fing sie an: „Also, es begann so: Zuhause in Deutschland wurde uns angeboten einen Schüleraustausch zu machen. Ich hatte eigentlich keine Lust dazu, aber meine Mutter wollte unbedingt, dass ich mitmache. Wir sind alle an verschiedenen Orten, ich hier, meine beste Freundin in Rom und die anderen auch irgendwo. Ich vermisse sie alle total! Ich hasse meine Mutter dafür, dass sie mich hierzu gezwungen hat!" Krass, wie scheiße ist das bitte von ihrer Mum. Ihr strömten wieder die Tränen aus den Augen. Wie gerne würde ich sie jetzt küssen... Aber nein, das geht nicht! Ich möchte sie ja nicht bedrängen. Sie sah total fertig aus. Mein armes Mädchen... Ich habe so Mitleid mit ihr. Sie sah mir in die Augen. Ich kam ihr näher. Wir ließen uns immer noch nicht aus den Augen. Wir kamen immer dichter aneinander. Ich konnte es nicht mehr aushalten, also legte ich meine Lippe auf ihre und küsste sie zärtlich. Sie schloss ihre Augen, das heißt sie genießt es. Denke ich... Also vor hundert oder zweihundert Jahren war das zumindest noch so... Ihr Herz schlug immer wilder. Der Kuss wurde auch immer intensiver. Sie löste sich kurz von mir und schnappte nach Luft. Stimmt ja, Menschen brauchen das ja. Danach küsste sie mich wieder. Ich liebe sie so sehr! Nach einiger Zeit löste ich mich von ihr und gab ihr noch einen kurzen Kuss. „Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt!", flüsterte sie, doch ich hörte es ganz genau. Noch ein Vorteil, ein Vampir zu sein. „Mir geht es genauso, Süße!", flüsterte ich ebenfalls und zog sie wieder an mich ran. Wieder küssten wir uns. Danach hob ich sie hoch (immer noch küssend) und setzte uns ins Gras. Ich kann gar nicht beschreiben, wie schön es für mich ist, jemanden so sehr zu lieben. Die letzten 600 Jahre waren wirklich nicht schön, denn immerhin war ich so allein! Sie kuschelte sich an mich und schloss die Augen. Sie ist so süß! Ich genoss diesen Moment wirklich sehr. Wie lange wollte ich schon so etwas erleben? Wir erzählten uns gegenseitig unsere 'Lebensgeschichten' (außer der Teil, dass ich ein Vampir bin) und anschließend brachte ich sie noch nach Hause. Aber wie gestern Abend auch, beobachtete ich sie die ganze Nacht.

Einmal nach Italien und nie wieder zurückDonde viven las historias. Descúbrelo ahora