Kapitel 22 | Alles, aber nur nicht das

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»ICH MUSS HIER WEG!«, keuchte ich und sprang von meinem Platz.

In meiner Panik vergaß ich meine Verletzung. Schmerzen, die dem eines Blitzschlags ähnelten, schossen durch mein Fußgelenk. Stöhnend verzog ich das Gesicht und setzte mich hin, um meinen Fuß von mir wegzudrücken.

Zoe sah mich erschrocken an. »Bonnie! Alles okay?«

Ich schüttelte den Kopf. Nichts war okay. Ich war hierhergekommen, um Ablenkung zu kriegen. Um alles, was mit der Überraschung meiner Eltern zu tun hatte, zu vergessen. Und jetzt kreuzte Dale hier auf und würde mich als Bonnie sehen. Ich wusste, dass nur ein Blick von ihm genügen würde, um wieder all den Schmerz zu spüren. Ich wollte ihn nicht sehen. Nie wieder.

»Wieso hast du mir nicht gesagt, dass Dale kommt?«, brachte ich entsetzt hervor. »Ich will ihn nicht sehen. Ich...« Für einen Moment versagte meine Stimme. »Ich kann nicht!«

Zoe starrte mich an, ihre Augen waren geweitet. Ein Hauch von Besorgnis lag in ihrem Blick. »Tut mir leid«, sie schluckte. »Ich dachte, du stehst auf ihn und würdest dich freuen.«

Ich war meilenweit davon entfernt, mich irgendwie über seine Ankunft zu freuen. Obwohl ich höllische Schmerzen verspürte, erhob ich mich vom Boden und blickte auf die große Tür, durch die er jeden Moment treten könnte. Ich war gefangen. Ich konnte nicht vor ihm fliehen.

Ich starrte Zoe verbittert an. »Hilf mir«, formte ich mit den Lippen, als ich Schritte hörte.

Ich vertraute darauf, dass Zoe mich dieses eine Mal nicht verarschte, sondern wirklich half. Wenn sie es nicht tat, war ich erledigt. Mein Herz pochte jetzt schon wie wild gegen meinen Brustkorb und ich bekam kaum Luft zum Atmen.

Zoe deutete mit dem Zeigefinger auf einen der kleinen Schränke.

Sofort humpelte ich darauf zu. Ohne auch nur infrage zu stellen, ob ich überhaupt reinpassen würde, riss ich die zwei Schranktüren auf und drückte mich neben die Kuscheltiere in den engen Raum.

Ich presste die Lippen zusammen und versuchte vor Schmerz nicht zu keuchen. Mein Fuß tat so unheimlich weh, dass ich am liebsten aufschreien wollte, aber ich unterdrückte es. Ich presste so fest ich konnte die Hände auf meinen Mund und hoffte nicht gehört zu werden.

»Hey, Himmelsprinzessin«, erklang plötzlich Dales Stimme.

Mein Herz machte einen Aussetzer.

Er war hier.

In diesem Raum.

»Hey, Daly-Baby«, lachte Zoe ihn an.

Unter normalen Umständen hätte ich mich darüber lustig gemacht, dass Zoe ihn soeben wirklich Daly-Baby genannt hatte, aber wir hatten keine normalen Umstände. Ich hockte in der geheimen Comicsammlung von Dale Wilsons bester Freundin, trug eine Verkleidung und versuchte vor Schmerzen nicht zu sterben. War überhaupt irgendetwas in meinem Leben normal?

Durch den schmalen Spalt zwischen den zwei Klapptüren des Schranks konnte ich die beiden sehen. Dale gab Zoe einen flüchtigen Kuss auf die Wange, dann hob er ihre Beine an, um Platz auf der Coach zu finden, und legte sie über seinen Schoß.

Ich verharrte auf meiner Bewegung. Von wegen nur beste Freunde.

»Alles gut?«, erkundigte Dale sich und schnappte Zoe den Comic aus der Hand.

Einen Moment sagte sie nichts, sondern starrte in meine Richtung, was mich nur noch mehr zum Versteifen brachte. Nein, sie durfte mich nicht verraten. Alles, aber nur nicht das.

»Ja, alles in Butter«, erwiderte die Blondine und spielte wieder mit einer Haarsträhne. »Bei dir? Hat sich diese Bonnie endlich wieder gemeldet?«

Fooling the Bad BoyWhere stories live. Discover now