Fooling the Bad Boy

Kapitel 4 | Ein etwas anderes Mädchen

MIT SELBSTBEWUSSTEN SCHRITTEN STOLZIERTE ich auf die Villa von Holden Jones zu. Das klappte mehr oder weniger gut, da es für mich äußerst ungewohnt war in hohen Absätzen herumzulaufen. Wenn es kein Keilabsatz wäre, läge ich sicherlich schon im Busch.

Arian wollte ein bisschen warten, bis er kam. Schließlich wollten wir auf keinen Fall zusammen gesehen werden. Ich hatte nämlich echt keine Lust aufzufliegen.

Holden Jones war einer von Dales Kumpels und mindestens genauso schlimm. Er veranstaltete nicht selten Partys, die eskalierten. Er musste definitiv sturmfrei haben. Sonst hätten ihm seine Eltern das niemals erlaubt.

Laute Musik drang aus dem großen Haus. Jugendliche mit roten Pappbechern standen draußen und verloren die Kontrolle. Ich atmete den vertrauten Geruch von Bier ein. Oh, ja, das roch nach einer fantastischen Party.

Arian und ich setzten uns im Sommer nachts gerne auf unser Dach, dachten über Gott und die Welt nach und tranken dabei Bier. Nichts ging über diese unheimlich schönen Abende. Wir waren auch fast jedes Wochenende am Feiern und hatten den Spaß unseres Lebens. Highschool bedeutete oft Stress, aber wir wollten so oft es ging, die Zeit auch genießen. Einfach abschalten und tanzen, als gäbe es keinen Morgen.

Ich grinste die Kerle an der Tür an und genoss ihre Blicke, die an mir hafteten. Wenn ich die schon hatte, dann war mir Dale sowas von sicher. Leise lachte ich in mich hinein und betrat die Villa, die voller war als erwartet. Jugendliche tanzten Körper an Körper, Pärchen machten sich auf den Weg nach oben und im Garten nahm die Party neue Dimensionen an.

Ich blickte auf mein Handy, hatte jedoch keine Nachricht von Dale erhalten. Wahrscheinlich war ich zu früh da. Es war erst zehn. Die richtigen Partys begannen erst um Mitternacht. Und Dale müsste das wohl am besten wissen. Ich war mir sicher, dass er bestimmt noch mit seinen Kumpels durch die Gegend zog.

»Wen haben wir denn da?«, fragte eine Stimme plötzlich ganz dicht neben meinem Ohr.

Im nächsten Moment spürte ich einen Arm um meine Schulter. Ich blickte in die eisblauen Augen eines Fremden, der sich ohne Erlaubnis zu mir gesellt hatte und neigte den Kopf zur Seite. »Jemand, der dir den Arm ausreißt, wenn du ihn nicht da wegnimmst.«

Der Kerl nahm sofort seine Finger von mir. »Sorry, ich dachte–«

»Dass ich eins von diesen Mädchen bin, die sich alles gefallen lassen? Vergiss es.« Nur weil ich jetzt in diesem Kostüm steckte, war ich nicht sofort eine Barbie-Puppe. Ich hatte immer noch meine Prinzipien und die würde auch Dale mächtig zu spüren bekommen.

Als ich mich an die Seite stellte, um mein Handy zu checken, nahm ich lautes Gemurmel wahr. Ich hob den Kopf und blickte in Courtneys Augen, die mich genau im Blick hatten.

»Ich glaube, das ist sie!«, hörte ich Avery - Courtneys mindestens genauso überhebliche Freundin - sagen.

Ich grinste die beiden provokant an und verschwand in der Küche. Courtney weiterhin auf die Nerven gehen? Damit hörte ich nie auf. Es machte einfach zu großen Spaß. Wenn sie sich aufregte, streckte sie ihr Kinn immer so merkwürdig nach vorne und weitete ihre Nasenlöcher. Es war zum Totlachen.

Ich griff nach einer Flasche Bier und lehnte mich gegen die Wand, um die laute Menge besser im Blick zu haben. Ich beobachtete jede einzelne Person und machte mich über die Tatsache lustig, dass niemand mich erkannte. Kleidung und Make-up konnten so viel ausmachen.

Vielleicht würde Courtney ja eine Typveränderung guttun? Dieses reiche Getue ging mir nämlich schon immer auf die Nerven. Einmal war Courtneys Kette kaputtgegangen und ich wurde als Schuldige abgestempelt. Als sie Zicke dann damit gedroht hat, ihre Eltern würden das Gebäude, in dem wir wohnten und unseren Laden betrieben, kaufen, war das echt kein Spaß gewesen. Dann hatte sich jedoch herausgestellt, dass es eigentlich Selena war, die für die kaputte Goldkette verantwortlich war. Die Erleichterung bei mir und Arian war damals groß gewesen. Der Laden und die Kostüme waren nämlich unser Ein und Alles.