Kapitel 20 | Spaß muss auch mal sein

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»...«

»Bonnie?«

»Ich weiß, es ist nicht leicht für dich...«

»...aber ein Lebenszeichen wäre nett.«

»Ich mache mir Sorgen.«

»Wirklich.«

Ich donnerte mein Handy auf mein Bett. Verdammt, Dale sollte aufhören mir solche Nachrichten zu schreiben! Er versuchte mich seit dem Vorfall auf der Party zu erreichen, aber ich blockte jeden Kontaktversuch ab. Ich nahm keine Anrufe entgegen und ich antwortete auch nicht auf seine Nachrichten.

Im Prinzip tat ich so, als würde Bonnie nicht mehr existieren. Aber vielleicht war es ja auch wirklich so. Ich blickte auf meinen Fuß hinab. Mit der Schiene am Bein konnte ich mich unmöglich verkleiden. Durch die Verletzung hatte ich Bonnie also in ihr Grab geschickt.

Ich schmiss mich auf mein Bett und las zur Ablenkung einen Comic. In den letzten Tagen hatte ich eigentlich nichts Anderes getan. Ich drückte mich vor dem Projekt mit Dale, jeglichem Kontakt zur Außenwelt und verkümmerte praktisch nur noch in meinem Zimmer, während ich meine Fußballschuhe streichelte und meiner Leidenschaft nachtrauerte.

Von Harper hatte ich übrigens in der Zeitung gelesen. Aufgrund seines kleinen Überfalls hatte er 18 Stunden im Knast hocken dürfen, bis seine Eltern kamen, um die Kaution zu bezahlen. Inwieweit ihm jetzt Konsequenzen drohten, wusste ich nicht, aber das war mir relativ egal. Ich hatte meine Rache und meinen Spaß gehabt.

Abends stattete Arian mir einen Besuch ab und wir beschlossen Farbknallen zu gehen. So nannten wir ein Spiel, von dem lieber niemand außer uns Bescheid wissen sollte. Ich gab zu, dass das, was wir vorhatten, nicht gerade legal war und wir genauso wie Harper im Knast landen könnten, aber es machte Spaß.

Es war bereits dunkel, als Arian und ich uns auf das alte Industriegelände schlichen. Arian im Normalschritt, ich ein bisschen langsamer. Wir waren kaum hörbar, als wir über die graue Fläche schritten und uns einem verfallenen Gebäude näherten.

Immer, wenn wir das Aufleuchten einer Taschenlampe sahen, bückten wir uns und versteckten uns im Dickicht der Bäume. Nach wenigen Minuten erreichten wir endlich unsere Lieblingswand. Sie überragte unsere Köpfe um mehrere Meter und tauchte alles um uns herum in einen tiefen Schatten.

Arian ließ mich los und packte die mit Farbe gefüllten Ballons aus seinem Rucksack. Insgesamt hatten wir an die 30 Stück mit. Ich zog die Jacke fester an mich und schnappte mir einen der Golfschläger.

Kaum hatte mein bester Freund alle Luftballons ausgepackt, holte ich aus und donnerte die Kugel gegen die Wand. Sie platzte auf und färbte die Wand in einem riesigen Farbklecks gelb.

»Ha!«, machte Arian und schnappte mir den Schläger aus der Hand, um selbst zum Schlag anzusetzen.

Ich rollte die Schultern zurück und lachte. »Ich muss erstmal warm werden.«

Arian grinste. »Ist klar.«

Wir hatten, als wir zwölf waren, doch tatsächlich unser eigenes Spiel erfunden. Man nehme so viele Ballons, wie man Lust hatte, füllte jeweils gleich viele mit den Farben rot, gelb und grün und besorgte sich einen Golfschläger sowie eine leere Wand. Setting: Vorzugsweise nachts, sprich: einen Ort, an dem man nicht so schnell entdeckt werden konnte.

Prinzip des Spiels war es, einen Fleck so hoch wie möglich an der Wand zu erzielen. Aber es gab natürlich Einschränkungen. Die Luftballons waren alle schwarz. Das bedeutete, dass man nicht wissen konnte, welche Farbe genau sich in dem Ballon fand, den man zog und an die Wand donnerte. Hatte man die Farbe grün, durfte man nochmal. Bei gelb, war der andere dran und bei rot... naja, bei rot hatte man die Ehre, sich an die Wand zu stellen und zu hoffen, beim nächsten Wurf nicht getroffen zu werden.

Fooling the Bad BoyWhere stories live. Discover now