Kapitel 16 | Auf Nimmerwiedersehen

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ALS ARIAN UND ICH DIESES MAL vor dem Haus von Holden Jones standen, war die Bude los. Allein der Vorgarten war voller als beim ersten Mal. Jugendliche jubelten, tranken und hatten Spaß.

Ich lächelte. Freiheit. Süße, süße Freiheit.

Gott sei Dank war ich doch gekommen. Ich sehnte mich nach nichts mehr als ein bisschen Spaß und Ablenkung.

Arian und ich zwängten uns an außer Kontrolle geratenen Jugendlichen vorbei und betraten das Haus. Sofort trennten sich unsere Wege. Grinsend sah ich meinem besten Freund hinterher, der sein Ziel schon gefunden zu haben schien. Es war die schwarzhaarige Schönheit vom letzten Mal.

»Bonnie! Hey!«, rief eine Stimme plötzlich.

Ich drehte mich um und erblickte Brook. Im Schlepptau hatte er Harper und Holden.

Harper machte nicht einmal Anstalten stehenzubleiben. Er verschwand einfach in der Menge.

Ich grinste. Verschreckt für immer.

»Hey, Leute!«, begrüßte ich die beiden verbliebenen Kerle.

Ehe ich reagieren konnte, drückte mir Brook einen roten Plastikbecher in die Hand. »Ich wusste doch, dass du es schaffst.«

Ich hob den Becher an und trank ihn mit einem Zug aus. Meine Kehle brannte. Auf die gute Art.

Brook grinste. »Wow, da hat jemand aber Durst.«

Ich hatte Durst. Ich dürstete nach Ablenkung.

Und genau die bekam ich. Ein Holden, der sich kaum auf den Füßen halten konnte, war urkomisch. Vor allem, wenn er tanzte.

Wir verbrachten die nächste halbe Stunde auf der Tanzfläche und gerieten in den puren Wahnsinn. Der Alkohol berauschte meine Sinne, ich hatte das Gefühl zu fliegen.

Ich vergaß sogar, dass ich mich eigentlich mit Dale treffen wollte. Ich tanzte und tanzte, bewegte mich zur Musik und versuchte nicht vor Lachen zu sterben. Holden bescherte Brook und mir den Lachflash unseres Lebens. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle und erfand neue Tanzmoves. Moves, die noch nie jemand auf diesem Planeten gesehen hatte.

Ich wippte im Beat der Musik auf und ab und wurde eins mit der Melodie, die laut durch das Wohnzimmer hallte. Jubelschreie ertönten, alle amüsierten sich prächtig und waren für eine Nacht abgelenkt.

Ich grinste, als ich nur noch die Musik in meinem Kopf hatte und nichts Anderes. Keine Überraschung. Kein Geschwisterkind. Keine Sorgen um Moms mögliche Schwangerschaft.

Der Spaß endete, als Holden sich auf die eigene Hose kotzte.

Brook und ich stützten ihn, um ihn hoch ins Badezimmer zu bringen. Dort legten wir Holden in die Badewanne und zwangen ihn, Wasser zu trinken. Er lallte nur noch unverständliche Laute vor sich hin und schien nicht mehr zu wissen, wer wer war. Immer wieder verwechselte er mich und Brook, obwohl wir uns nicht im Geringsten ähnlich sahen.

Brook griff zum Duschkopf und verpasste Holden einen Strahl Wasser ins Gesicht. Es wurde besser. Zumindest ein bisschen.

»Gott, Leute. Ich glaub, ich muss pissen.« Holden fuhr sich mit der Hand über das nasse Gesicht.

Brook und ich starrten uns an. Eine Mischung aus Ekel und Schrecken lag in unseren Gesichtern.

»Das ist jetzt, glaube ich, der Part, in dem ich verschwinde.« Ich hob die Hände und verließ auf der Stelle das Badezimmer.

Ich schloss die Tür und lehnte mich dagegen. Holden hatte heute Abend mal wieder übertrieben. Zum Glück war ich noch bei Verstand. Der Gedanke, dass ich in dieser Badewanne liegen könnte und in der Anwesenheit von anderen plötzlich für kleine Mädchen müsste – ich wollte es mir nicht vorstellen.

Fooling the Bad BoyWhere stories live. Discover now