Kapitel 6 | Schauspielen will gelernt sein

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»DIESER BLÖDMANN WILL MICH wohl auf den Arm nehmen«, platzte es aus mir heraus, als ich Dales neue Nachricht durchlas.

Meine Mutter sah mich böse an. »Branwyn, wir essen. Pack das Handy weg.« Mein Dad nickte zustimmend.

Ich stöhnte auf und ließ mein Handy in meiner Hosentasche verschwinden. »Was kann ich denn dafür, wenn Dale so ein Arschloch ist? Wir müssen zusammen eine Novelle schreiben, aber er hat angeblich keine Zeit!«

Wütend stopfte ich die Nudeln in meinen Mund. Keine Zeit. Das konnte er sich sonst wohin stecken. Wegen ihm fiel ich ganz bestimmt nicht durch.

»MDale Wilmson?«, fragte mein Dad mit vollem Mund.

Meine Mutter warf auch ihm einen mahnenden Blick zu.

Er kaute zu Ende und wiederholte seine Frage. »Dale Wilson?«

»Ja, Dale Wilson«, erwiderte ich. »Er hat die letzten zwei Wochen Literatur fast komplett geschwänzt und Mrs. Miller fand es wohl ganz toll, uns zu Partnern zu ernennen.«

Meine Mutter legte ihr Besteck mit einem Klirren auf ihrem Teller ab. »Was ist das für ein Projekt?«, wollte sie plötzlich mit hochgezogenen Augenbrauen wissen. »Macht das viel für deine Note aus?«

Ich senkte den Blick. »Ein bisschen«, antwortete ich, gab aber keine genauere Auskunft über das Thema. Wenn Mom herausfand, dass ich in Literatur durchfallen könnte und dieses Projekt die einzige Möglichkeit war, mich zu retten, würde sie ausrasten. Schlimmer noch, sie würde mich an Dale ketten und mich zwingen, jede freie Minute an diesem Projekt zu arbeiten.

Ich wechselte das Thema. »Als was wollt ihr euch denn jetzt an Halloween verkleiden?«

Mein Vater fing an zu lachen, woraufhin meine Mutter nur den Kopf schütteln konnte. »Der ehrenwerte Herr hat versucht sich in einen Latexanzug zu zwängen. Jetzt rate mal, was danach passiert ist?«

Ich lachte auf und sah Dad an. »Du hast das Kostüm zerrissen?«

Er kratzte sich am Hinterkopf. »Ich dachte wirklich, es wäre dehnbar genug.« Schuldbewusst klopfte er sich auf den Bierbauch. Dann hob er den Finger. »Zu meiner Verteidigung: Am Spider-Man-Anzug war eine Naht lose!«

Mein Lächeln verstarb. »Spider-Man?«, wiederholte ich fassungslos und raufte mir dann das Haar. »Das Kostüm wollte ich an Halloween anziehen!« Ich hatte es extra hinten ins Lager gelegt, was sich jetzt im Nachhinein als schlechte Idee herausstellte.

»Ups«, sagte mein Dad nur.

»Oh, das tut mir leid, Schatz«, sagte meine Mutter, »wenn du willst, kann ich schauen, ob ich ein Neues herkriege.«

Ich schnaubte auf. »Ist jetzt auch egal. Ich suche mir was Anderes.« Für die Halloween-Party in der Schule hätte ich es sowieso nicht anziehen können. Dale würde ja sonst sofort herausfinden, dass ich ihn reingelegt hatte. Dann begann die Suche eben von Neuem.

»Apropos Halloween!«, sagte mein Vater plötzlich. »Du hast mir gar nicht erzählt, dass die Schule für Halloween ein echtes Geisterhaus plant!« Die Euphorie stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Ich war mir sicher, dass mein Vater ein Geisterhaus auf dem Jahrmarkt besitzen würde, wenn er nicht diesen Kostümladen hier hätte. Er brannte für Spuk und Grusel. Das zeigte sich auch in unserer Halloween-Dekoration.

»Oh, ja«, erwiderte ich. »Die Sporthalle wird für die Party genutzt und die Umkleiden und Flure als Geisterhaus. Darum kümmert sich das Party-Komitee.« Arian und ich hätten bestimmt auch gerne mitgeholfen, aber wir brauchten einen Teil der Zeit, um unseren Halloween-Streich für Tyron durchzuführen und das war seit Jahren Tradition.

Fooling the Bad BoyOnde as histórias ganham vida. Descobre agora