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Noahs P.O.V.:

Elodie und ich saßen schweigend auf einer Bank, ich auf meinem Sandwich kauend, sie einen Joghurt löffelnd.
Unsere Beziehung glich ungefähr der von England und Russland. Keine Feinde, keine Geliebten. Irgendetwas dazwischen, aber Freundschaft war es auch nicht. Nicht mehr.

Die Erinnerungen an die vielen Küsse lagen schwer in der Luft, aber auch die Erinnerung an den Streit zwischen ihr, Blue, Ryan und mir.

Eben hatten wir Blue und Ryan im Klassenraum zurückgelassen, um ihnen eine Chance zu geben, sich auszusprechen - und ich hoffte inständig, dass sie das auch tun würden.
Ich wünschte mir so sehr, dass zwischen Elodie und mir wieder alles normal werden würde, genauso sehr, wie ich mir dasselbe für Blue und Ryan wünschte.

Vielleicht sollte ich endlich mal mit Elodie reden ...

"Ehm", machte ich zwei Minuten später leise und räusperte mich. "Ich ... können wir uns nicht wieder vertragen? Vollständig? Ich vermisse dich. Ich will wieder mit dir zusammen sein."

Großer Gott. Und dafür hatte ich einen Monat gebraucht?!

Sie zuckte mit den Schultern. "Hab drauf gewartet, dass du damit ankommst."

Okay, dafür hätte ich auch ruhig zwei Monate brauchen können. Uh.

Ich schluckte, wollte "alles klar" sagen, wurde aber von einem sehr verzweifelt klingenden Blue unterbrochen, der hinter einem sehr verzweifelt aussehenden Ryan durch die Tür zur Jungstoilette stürmte.

"Was war das", sagte ich perplex.

"Ryan!"

"Lauf hinterher!", zischte Elodie und schubste mich beinahe von der Bank. "Los!"


Ich hatte Ryan gehasst und hätte vor nicht allzu langer Zeit alles dafür getan, ihm noch ein paar Mal seine Visage polieren zu dürfen, aber ich wünschte nicht einmal ihm, so traurig und wütend zu sein.
Ich wünschte ihm nicht diese Enttäuschung, die wohl immer an einem nagte, wenn Liebe nicht so funktionierte, wie man es sich vorgestellt hatte, oder die Angst, die man bekam, wenn man vor vielen Menschen geoutet worden war und sie alle, alle über einen redeten.

Blue lehnte an der hintersten der zwanzig dunkelblauen Türen, hinter denen sich je eine Toilette befand.
Er sah mich an, die Augenbrauen zusammengezogen, Lippen aufeinandergepresst.

In den letzten Wochen hatte er sich verändert, und ich fragte mich, ob Ryan das wusste.
Ich fragte mich auch, ob Ryan ihn zurückverwandeln könnte, falls sie sich jemals wieder vertrugen.

"Ryan. Mach auf", flüsterte Blue. "Bitte."

Stille.

Jemand stieß die große Tür auf, die auf den Schulhof führte, und das Stimmengewirr hunderter Schüler drang zu uns herein.

Dann war wieder alles ruhig.

"Was ist passiert?", fragte ich vorsichtig, da ich helfen wollte und gleichzeitig das Gefühl hatte, dass Blue lieber allein mit Ryan wäre.

"Das geht dich 'nen Scheiß an! Hau ab!", zischte Ryan.

"Hey." Blue schlug aufgebracht gegen die Tür seiner Kabine. "Red' nicht so mit ihm!"

"Entschuldigung, dass ich wütend bin, weil du mich vor einer ganzen verfickten Klasse geküsst hast! Einfach jedem gezeigt hast, dass wir- okay, dass ich auf Jungs stehe, auch! Bei dir war das ja sowieso klar! Danke, wirklich!", fauchte Ryan zurück.

"Wenn du nicht willst, dass es öffentlich wird, warum brüllst da es dann hier so rum?", rief ein Typ, der sich gerade die Hände wusch. Ich kannte ihn nicht.

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