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Noahs P.O.V.:

"Noah? Wach auf!" Irgendjemand rüttelte an meiner Schulter und riss mich so aus meinem Schlaf. Wo ich doch gerade so schön geträumt hatte.
Ich blinzelte verwirrt und wartete, dass meine Sicht wieder klar wurde. Vor mir stand Elodie.
"Oh, hi", sagte ich rau. Hätte sie doch auch noch eine halbe Stunde warten können .... "Was gibt's?"
"Nichts, wollte dich nur mal besuchen kommen. Soll ich wieder gehen?" Sie musterte mich unsicher und verlagerte ihr Gewicht von einen Fuß auf den anderen.
Ich richtete mich auf und strich mir durch die wirren Haare. Was für eine Frage, als ob ich sie jemals wegschicken würde ... "Nein, du sollst bleiben! Ich freu mich! Bin nur ein bisschen müde." Entschuldigend sah ich zu ihr hoch. "Setz dich."
"Okay." Sie grinste und ließ sich neben mich fallen.
"Hast du wieder Kekse?"
"Nee, alle alle."

Enttäuscht schniefend ließ ich mich nach hinten kippen, weswegen ich erstmal loshusten musste. "Oah, fuck."
"Junge, du wärst fast mit dem Kopf gegen die Wand geknallt! Was meinst du, was dann los wäre!" Meine Freundin sah mich ziemlich erschrocken an.
Ich grinste träge. "Dann hättest du mich halt trösten müssen ... kannst du jetzt aber auch schon. Kranksein macht echt depri."
"Und wie soll ich dich denn trösten?" Leise lachend legte sie sich neben mich und sah mich an.
Ich schaute wortlos zurück. Im Halbdunkel konnte ich ihre Augenfarbe nicht besonders gut erkennen, aber ich hatte ihr schon so oft in die Augen gesehen, dass ich sie garantiert über drei Din A4-Seiten beschreiben könnte.
"Noah ... "

Mein Mundwinkel zuckte, weil ich versuchte, nicht nervös zu kichern. Mein Herz schlug irgendwie ziemlich schnell, dafür dass ich hier nur so im Bett lag.
"Also ... ", flüsterte ich dann. "Ich wüsste vielleicht, wie- "

Die Tür flog auf und Wes stürmte ins Zimmer. "Noah! Elodie! Spielt ihr mit mir Mario Party?"
Ich fuhr hoch und seufzte genervt auf. "Wes! Klopf an, verdammt!"

"Ich dachte, dass muss ich nur bei Blue machen." Er grinste verlegen und schob seinen rechten Fuß hin und her. "Du weißt schon, mit dem Po ... "
"Wes! Zum letzten Mal, weder ich noch Blue machen so was!" (Obwohl ich mir Blue und Ryan besser vorstellen konnte als beispielsweise Blue und Lana.)
"Wetten doch? Und, spielt ihr jetzt mit?"

Ein bisschen später saßen wir alle bei Wes im Zimmer auf seinem Krümelmonster-Teppich und zockten Mario Party. Irgendwie war das nicht die Wendung, die ich mir erhofft hatte. Danke, Wes.
Aber als ich ausschaute und Elodie lachen sah, hatte ich meinem Bruder schon fast wieder verziehen.



Den nächsten Tag quälte ich mich wieder in die Schule, zum einen, da wir in Englisch bald die nächste Arbeit schreiben würden und ich ein bisschen Übung gut gebrauchen konnte. Zum anderen, weil die Vormittage ohne meine Freunde echt langweilig waren. (Auch wenn Blue vorgeschlagen hatte, ich sollte Castle gucken "Ey, Noah! Die Folge von heute Nachmittag war mega geil, mit so einem aufgeschlitzten Rockstar! Guck dir die Wiederholung an!" ... aber nee. Ich hatte es nicht so mit wortgewandten Detektivassistenten mit lächerlichen Comebacks. Und es lag zu einhundertdrei Prozent nicht daran, dass ich keine Serien und Filme guckte, wo es Morde gab, wenn ich allein zuhause war. Ich schwöre.)

Die erste Stunde, Französisch, zog sich hin wie halb getrockneter Flüssigkleber. Meine Fresse. Je déteste la français.( Hoffen wir mal, dass das jetzt auch korrekt war.)
Dann war Sport an der Reihe, und zum Glück machten wir nur Entspannungsübungen und eine kleine Traumreise.
Blue, Elodie und ich schnappten uns eine Matte ganz in der Ecke, ziemlich weit weg von den anderen Schülern.
"Höhö. Ich liebe sowas!", grinste Blue und rollte sich zusammen.
Elodie legte sich neben ihn, dann kam ich.
"Leute?", flüsterte Blue.
"Ja?"
"Gestern, da ... Ryan- "
"So ... habt ihr alle einen Platz? Dann legt euch bitte alle auf den Rücken, sonst wird es eng ... ihr sollt euch ja nicht gegenseitig stören. Fertig?", rief Miss Bloom.
Wir hörten auf zu reden und legten uns richtig hin. "Erzähl's nachher, okay?"
"Hmmh."
Da Blue sich natürlich nicht normal wie alle anderen auf den Rücken legte, mussten Elodie und ich uns ziemlich aneinanderquetschen.
"Entspannt euch und schließt eure Augen ... "

Während der Geschichte, bei der wir uns vorstellen sollte, wie wir langsam aus unseren Körpern stiegen und wegflogen, und die zu allem Überfluss auch noch mit seltsam fließenden Klängen untermalt war, driftete ich immer mehr weg. Es ging über die Stadt, dann über eine Wiese mit ein paar Tannen, und schließlich ....
Vielleicht sollte ich mich mal bewegen, damit ich nicht einschlief...

"Alter, ich glaube, hier war ich mal mit Mum und Dad im Urlaub. Wir sind so rumgewandert und haben dann da Picknick gemacht. Es gab irgendwas Deutsches. Leberkäse oder so." Blue zeigte über die Wiese, auf der wir standen. Ich folgte seinem Blick und schaute am Ende wie er auf ein paar Tannen.
"Ich geh da mal hin! Kommt ihr mit?"
Elodie schüttelte ihren Kopf. "Ich glaub, ich schlaf hier ein bisschen. Die Sonne scheint so schön sanft. Da kriegst du den perfekten Teint."
"Ich schlafe auch lieber", sagte ich und legte mich in das kurze Gras. Elodies Schulter berührte meine, als wir nebeneinanderlagen.
"Schön, gehe ich halt alleine! Ich glaube, da in den Bäumen waren Affen. Wenn ich nicht wiederkomme, müsst ihr die Krankenschwester von Ryan rufen ... " Blues Stimme wurde immer leiser.
Ich atmete tief aus. Sollte ich ... sollte ich Elodies Hand nehmen? Ich meine, was konnte schon passieren?
Außer dass sie aufsprang und wegflog. Oder nie wieder mit mir redete. Oder die Affen rief.
Ich atmete wieder ein und griff einfach nach ihrer Hand. Oh Gott.

" ..... und laaangsam erreicht ihr wieder die Turnhalle und findet zurück in eure Körper ... "
Ich riss erschrocken meine Augen auf. Oh Himmel, ich war eiskalt weggepennt. Und-

Kurz erstarrte ich, bevor ich ganz vorsichtig die Finger meiner einen Hand bewegte. Ach du Scheiße.
Ich hatte Elodie wirklich an der Hand. Wtf?!

"Atmet noch einmal tief durch ... "

Ich hörte die anderen schnaufen und beschloss, dass mir das vielleicht auch ganz gut tun würde.
Schon besser. Eigentlich fühlte sich ihre Hand ja echt gut an ...

Aber dann musste ich husten und richtete mich schnell auf, bevor ich noch erstickte.

Den ganzen Tag traute ich mich nicht mehr, meine Freundin richtig anzusehen.





Auf dem Nachhauseweg waren Blue und ich allein. Elodie musste noch etwas besorgen, für Mike, weil der bald nochmal kommen würde. Zu ihrem Geburtstag.

"Ehm ... was schenkst du ihr?", fragte ich Blue und blieb kurz vor einem kleinen Laden stehen, der hauptsächlich Süßigkeiten verkaufte.
"Sag ich nicht. Aber es ist nichts besonderes." Lachend schubste er mich Richtung Eingangstür. "Los, wir gehen mal rein."
"Geh du vor."

Er zog an der Tür, aber sie ging nicht auf. "Fuck, zu! Aber da brennt doch Licht!"
"Ernsthaft? Blue, du Blindfisch! Da steht dick und fett 'Push'!"
"Oh, stimmt. Hehe." Er richtete seine bunten Haare nochmal und trat dann ein.
Eine kleine Glocke bimmelte, als er die Tür aufdrückte.
Er begrüßte die Verkäuferin, der ich leicht zulächelte, und drückte mir dann eine Schokoladenschachtel in Herzform in die Hand. "Hier."
"Was soll ich damit? Ist Valentinstag?"
"Für Elodie, du Idiot."

"Und wieso schenkst du ihr das nicht?" Ich spürte, wie meine Wangen sich rot färbten.
Er zog seine Augenbrauen hoch. "Ich dachte, ich stehe auf Ryan?"
"Trotzdem. Nein. Ich stehe nicht auf Elodie." Ich legte die Schachtel dahin zurück, wo er sie herhatte, und sah mich weiter um.

"Tss. Dann kauf ich sie halt für dich. Meine Güte, Noah. Tu doch nicht so, als würdest du sie nicht gerne kaufen." Er ging damit zur Kasse.
"Also ehrlich, Blue! Was hast du genommen? Wie kommst du auf sowas?"
"Ich hab aus dem Kelch der Weisheit getrunken", kam es diplomatisch zurück, bevor er der Frau an der Kasse einen gekonnten Augenaufschlag schenkte und mich dann wieder aus dem Laden zog.

"Hier." Er drückte mir die Schokolade in die Hand. "Heute Nachmittag schon was vor? Sollen wir ein bisschen Üben?"

Was meinte er mit Üben? Bandprobe? Oder ... was anderes? Bei dem Gedanken musste ich grinsen. Aber dann schüttelte ich den Kopf. "Sorry, ich hab keine Zeit."

Das stimmte zwar nicht, aber ich musste mal über ein paar Sachen Nachdenken.

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