Was? Rico lachte auf. „Die brave Prinzessin will aus ihrem goldenen Käfig ausbrechen?"

„Nenn' mich nicht so", zischte Lou nur wieder.

Er ignorierte sie und stellte belustigt fest: „Und dafür brauchst du meine Hilfe, weil du es allein nicht hinbekommst."

„J-Ja." Lou mied seinen Blick und errötete.

Das meinte sie wirklich ernst. Überrascht zog Rico die Augenbrauen hoch und musterte das Mädchen vor sich. Für ihn war Lou auch schon immer die Brave gewesen. Die ruhige Schülerin, die gute Noten schrieb, obwohl sie im Unterricht fast immer zeichnete. Was an sich gar nicht so artig war.

„So brav bist du ja schon mal nicht", murmelte er schließlich und sie sah überrascht auf. Ihr Blick war fragend und er konnte ihre hellblauen Augen erkennen.

„Naja. Du hast mich eingeladen, um deine Mutter zu ärgern", erklärte er sich. „Und zu zeichnest im Unterricht."

Perplex hob sie die Augenbrauen. „Das weißt du?"

„Äh." Fuck, fuck! „Ja, keine Ahnung. Ich sitz' schräg hinter dir und hab im Unterricht auch nichts besseres zu tun."

„Zumindest, wenn du dort bist. Du schwänzt ja einfach", fügte Lou hinzu und zögerte kurz. „Und du prügelst dich."

Sie zeigte auf seine rechte Hand, die er sofort unter den Tisch nahm. „Das ist was anderes."

„Ach, ja?"

„Ja." Er verdrehte gereizt die Augen. Ein Aggressionsproblem, wie seine Ma es einmal genannt hatte. Damit hatte sie auch nur seine Lehrer zitiert und eigentlich hatten die keine Ahnung. Er schlug ja nur Leute, die es verdient hatten.

„Bring's mir bei", sagte sie da.

„Was?" Er sah überrascht auf. „Du hast mir eine gescheuert, ich brauch dir gar nichts beizubringen."

„Das war eine Handlung im Affekt."

„Und wenn ich jemanden schlage, ist das etwas anderes?" Irgendwie bekam er wieder das Gefühl, verarscht zu werden.

Lou zögerte mit der Antwort. „Ich meine ja auch eher das Schwänzen."

„Schwänz' doch morgen mit Jasmina."

„Um mir dieses Gekreische am Flughafen anzuhören? Ne."

„Gut. Dann schwänz' morgen mit mir."
Fuck, fuck. Hatte er das gerade wirklich gefragt? Er versuchte, seine Nervosität hinunter zu schlucken. Das funktionierte soweit, dass er sich vorstellte, ein beknackter Mädchenschwarm zu sein. Also grinste er schelmisch.

Lou verdrehte nur die Augen. „Mal sehen. Nicht morgen."

„Wieso nicht?"

„Es soll regnen und außerdem ..." Sie zögerte wieder. Wahrscheinlich fiel ihr keine passende Ausrede ein, weshalb sie keine Zeit mit ihm verbringen konnte. Schön. Danke für nichts.

„Ist auch egal, hab' eh schon Hausarrest", murmelte er und konnte seine schlechte Laune nicht ganz zurückhalten.

Lou schien das nicht zu bemerken, zumindest fragte sie nur ungläubig: „Du hast gerade Hausarrest und bist trotzdem hier?"

„Meine Ma ist arbeiten." Rico zuckte mit den Schultern, denn gegenüber seiner Familie blockte er gerne ab. Wobei, seine üblichen Ausreden hatte er inzwischen ganz gut drauf.

„Und dein Vater?" Lous Mundwinkel zuckten nach oben. „Wenn du jetzt sagst, er ist zufällig Sänger und gerade hier in der Stadt, muss ich mich bei Jasmina entschuldigen, weil sie wohl doch Recht gehabt hat."

Wie Glaspapier im Scheinwerferlicht ✔Where stories live. Discover now