Sternenstern on fire

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"Eindringlinge!", schrie Pelzpelz laut und kam ins Lager gestürmt. Ja, er musste nicht mehr rollen. Er hatte jede Menge trainiert und war nun endlich wieder in der Lage zu laufen. Neben ihm lief seine Gefährtin, die "Bitte-friss-mich-nicht" genannt wurde, weil sie eine riesige Echse war und die Normalos zwischen den ganzen Heldenkatzen riesige Angst vor ihr hatten.
"Schon wieder?", maulte Sternenstern und erhob sich, um nach dem Rechten zu sehen, doch als sie aus dem Lager trat, sah sie dort etwas Seltsames: Eine große Gruppe, die sich im Halbkreis um zwei Junge versammelt hatte.
"Hallo!", miaute Blütenblüte ihr entgegen, "Eigentlich bin ich hier mit unserer gesamten Streunerbande hergekommen, um grausame Rache zu nehmen, aber diese zwei Engel hier haben mich vom Gegenteil überzeugt." Und sie deutete auf Katzenjunges und Blutjunges vor ihnen.

"3!", miaute Katzenjunges.
"Das war äußerst amüsant.", schnurrte auch seine beste Freundin.
"Ähm...Schön.", meinte Sternenstern, "Also wollt ihr mit reinkommen, oder was?"
"Ja. Die Reise war lang."
"Und zwar ziemlich lang. Fast so wie mein-", fing ein Kater aus der hinteren Reihe an.
"Halt die Klappe, Lumpi!", schnauzte Blütenblüte ihn an, doch er fuhr unbeirrt fort:
"Wie mein Heilungsprozess. Man, das war echt eine Qual! Aber ich bin gesund und hege keinen Groll. Ich bin jetzt bei den Streunern dabei!"

"Genial.", brummte Krallenkralle, der seiner Gefährtin gefolgt war und etwas grummelig wirkte.
Und so kam es, dass die beiden einst verfeindeten Gruppen zusammen im Lager saßen und sich nicht stritten oder gar bekämpften.
Bob hatte sich gleich zu Schleimbart gesellt und nun debattierten sie über die guten, alten Zeiten und das Wetter.
"Na, ihr Knirpse?", fragte Einauge und kam auf Blutjunges und Katzenjunges zugeschlendert, "Ihr seit ja offenbar auch ganz dicke miteinander."
"10 + 1."
"Nun...Ja. Ich würde unsere Freundschaft als sehr wertvoll bezeichnen."
Die ältere Kätzin seufzte.
"Glaubt mir...Spätestens, wenn ihr Schüler seit, verknallt sich einer von euch beiden in den anderen und alles geht den Bach runter."
Damit verschwand sie.
Die beiden Jungen zuckten mit den Schultern und gingen Multiplizieren spielen.

Aus dem gemütlichen Nachmittag wurde eine ausgelassene Party mit reichlich Katzenminze und als Pelzpelz mit Bitte-friss-mich-nicht in einem Gebüsch verschwinden wollte, beschloss Sternenstern die beiden wieder herauszuzerren und alle Katzen ins Nest zu schicken. Sie mussten ordentlich zusammenrücken, um alle unterzubringen, und einige mussten draußen schlafen, was bei dem aufziehenden Gewitter nicht sehr klug war, aber sie waren so bekifft, dass es ihnen egal war. Außerdem war das ganze Lager relativ gut geschützt, weshalb sich niemand Sorgen machte.
Einige Momente vor Mondhoch schlug der erste Blitz ein.

Es geschah weiter weg, tief im Wald, wo er auf einen Ast traf und dabei eine schlafende Taube erschreckte, die so schnell sie konnte davonflog, während der nun lichterloh brennende Ast zu Boden fiel. Sie sollte noch mit ein paar verkohlten Federn davonkommen.
Der zweite traf die uralte Eiche, auf der die Schüler immer so gerne kletterten, wenn es warm war.
Die erste Katze im Lager, die merkte, dass etwas nicht stimmte, war Blutjunges. Sie hob die Nase und schnupperte. Da war ein seltsamer Geruch und sie wollte gerade etwas zu Katzenjunges sagen, als ein weiterer Blitz einschlug und diesmal direkt ins Lager.
Sofort waren alle hellwach.
Sternenstern kam aus ihrem Bau gestürmt und sah sich hektisch um, es war hell und ihr trat der beißende Geruch von Rauch in die Nase. Die Büsche und Sträucher rund um das Lager standen in Flammen und ein Streuner, der dicht daneben geschlafen hatte auch. Er sprang wie wild jaulend im Lager herum, bis er schließlich zusammenbrach und sich nicht mehr rührte.
Daraufhin brach die Panik aus. Sämtliche Katzen waren inzwischen auf den Pfoten und die meisten von ihnen rannten hektisch im Lager herum und suchten den Ausgang, jedoch war da nur das Feuer und durch den Rauch in ihren Augen sah man fast nichts.
"Stop!", schrie Sternenstern laut und versuchte, die Angst zu unterdrücken. Alle sahen zu ihr, hofften, dass diese starke Kätzin sie retten konnte.
Fieberhaft überlegte sie und plötzlich hatte sie eine Idee. Ihre Fähigkeit...
Sie zögerte keine Sekunde und ihr Fell wurde flauschiger als je zuvor.
"Schnell!", rief sie und dann rollte die los, inständig hoffend, dass es klappen würde.
Sie brach durch die Flammen und kurzzeitig wurden diese erstickt und die schnellen Katzen konnten noch aus dem Lager gelangen, bevor das Feuer wiederkam und der Rest nun endgültig in der Falle saß.

Sternenstern wusste, wohin sie musste: Zum Fluss. Doch als sie durch die Flammen gerollt war, hatte ihr Pelz ebenfalls Feuer gefangen. Ihr Fell brannte, verkohlte, und auch wenn sie das am Anfang nicht mal gemerkt hatte, drang die unerträgliche Hitze nun langsam zu ihrer Haut vor.
Sie schrumpfte wieder und fing nun wirklich an zu rennen.
Als sie zur Seite schaute, erkannte sie weitere ihrer Clangefährten, die ebenfalls Richtung Fluss hetzten:
Da war Krallenkralle, Pelzpelz, die Katzenjunges und Blutjunges im Maul trugen, sowie Felsenstein, der aber zurückfiel und von einem herunterfallenden Ast getroffen wurde und starb.
Sternenstern rannte schneller, ihre Sicht war vernebelt, ihre Augen tränten und die Schmerzen, die unerträglichen Schmerzen, ließen schließlich alles um sie herum schwarz werden.

Als sie ihre Augen öffnete, befand sie sich auf einer Lichtung. Mühsam rappelte sie sich auf und als sie sich umsah, entdeckte sie Blassblaustern und Staubgraustern.
"Hallo. Sternenstern.", sagten sie ernst, viel ernster, als sie es gewohnt war.
"Was...Mäusedung, wo bin ich! Ich habe keine Zeit, ich muss zum Fluss!"
"Ganz ruhig. Du hast ein Leben verloren."
Ein Leben...verloren? Sternenstern erschauderte. Das war ihr noch nie passiert.
"Schickt mich zurück!", verlangte sie ungeduldig.
Blassblaustern neigte den Kopf.

Die Anführerin hatte gedacht, dass sie auf die Schmerzen vorbereitet wäre, aber das war sie nicht. Ihr Körper brannte immer noch und obwohl sie versuchte, aufzustehen, schaffte sie es nicht. Ihr wurde wieder schwarz vor Augen.
Wieder befand sie sich auf der Lichtung, wieder standen die beiden ehemaligen Clankatzen vor ihr.
Irgendetwas lief hier doch gewaltig schief... Sollte sie nicht heilen, wenn sie wieder in ihren Körper schlüpfte?
"Schickt mich zurück! Ich muss zurück! Sofort!", schrie sie panisch.
"Bist du sicher, dass du das willst?", fragte Staubgraustern vorsichtig.
"Ja! Ich muss...Ich muss mich und meinen Clan retten!"
Der Kater berührte ihre Nase und sofort kehrten die Flammen und der Schmerz wieder zurück, die Asche und der Rauch. Sie sah nichts mehr, sie roch nichts mehr, aber kam trotzdem auf die Pfoten und stolperte einige Schritte, bevor sie erneut zusammen brach.

Diesmal befand sie sich auf einer Wiese.
"Was soll das? Löscht das Feuer! Schickt mich zurück!"
Doch Blassblaustern schüttelte den Kopf.
"Du willst das nicht. Du wirst es nicht nicht schaffen, nicht einmal du kannst jetzt noch überleben."
Vor ihr auf dem Boden befand sich eine Pfütze und sie sah hinein, also beugte sich auch Sternenstern widerstrebend vor und riskierte einen Blick hinein.
Was sie dort erblickte, ließ ihr den Atem stocken.
Da lag ihr eigener Körper, umgeben von Feuer, dass ihn langsam verschlang.
"Nein! Ich kann nicht sterben! Ich kann nicht einfach verbrennen.", schrie sie, stolperte zurück und wirbelte zu Staubgraustern herum, "Seit ihr nicht der verdammte Sternenclan? Tut etwas! Löscht die Flammen, heilt mich!"
Doch der Kater schüttelte traurig den Kopf.
"Es tut mir Leid. Letztendlich sind wir wohl doch nur ein Haufen toter Katzen."

"Sie haben Recht. Bitte, Sterni. Lass es gut sein.", miaute Krallenkralle, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
In seinem Pelz schimmerten Sterne.
"Komm zu uns.", fuhr er fort, "Komm zu mir."
Nach und nach füllte sich die Lichtung mit Clangefährten, die alle funkelten und aussahen wie der Nachthimmel selbst.
"8-8.", sagte Katzenjunges mit einem so ernsten Gesichtsausdruck, den kein Junges jemals haben sollte.
"Ja.", murmelte Blutjunges, "Manchmal ist es an der Zeit, loszulassen."
Als Sternenstern sich umsah und in die Gesichter schaute, in die von Streifenstreif, Jungjunges, Mondherz, Pfotenpfote und vielen anderen, kamen ihr zum ersten Mal, seit sie denken konnte, so wirklich die Tränen.
"Ich...", flüsterte sie und brach dann ab.
Hatte es denn noch einen Sinn, zurückzukehren? Selbst, wenn sie es durch ein Wunder schaffte, zu überleben, waren alle, die ihr wichtig waren tot. Weg. Ausgelöscht von Feuer. Nur hier im Sternenclan konnte sie bei ihnen sein.
In diesem Moment stand ihre Entscheidung fest.
Langsam nickte sie.
"Ich gebe auf. Bitte, lasst mich zu euch kommen."
Die Katzen nickten, als hätten sie diese Antwort sowieso erwartet.
Nun versammelten sich alle um die kleine Pfütze.
Sie sahen zu, wie Sternensterns Körper bis auf die Knochen verbrannte, dann liefen sie einer nach dem anderen los und zogen sich in die Sterne zurück.
Sternenstern war die Letzte, die ging, aber schließlich lief auch sie los, ihrem neuen Zuhause entgegen.
Bis sie vergessen war, würde sie nur dort existieren können.

Fortsetzung folgt...



Sternensterns Mission  (WaCa Parodie)Where stories live. Discover now