Die (grausame) Wahrheit

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Nach einer wahren Geschichte

"Aufwachen, ihr faulen Säcke!", meckerte Schleimbart, doch nichts regte sich.
Es war bereits nach Sonnenhoch, da alle Beteiligten verschlafen hatten, bis auf Schleimbart, der nun bereits seit einer guten Stunde versuchte, die anderen aufzuwecken.
"Bewegt euch!" Wieder tat sich nichts.
Da hatte er eine Idee.
"Wacht auf! Es gibt etwas zu essen."
Sofort schlugen alle die Augen auf und sprangen auf die Pfoten.
"Wo?", fragte Blütenblüte, deren Magen bereits knurrte.
"Nirgendwo.", antwortete Schleimbart und lachte sie aus.

Nachdem Felsenstein und Pfotenpfote Blütenblüte von dem alten Kater weggerissen hatten und diese sich wieder einigermaßen von ihrem Wutanfall erholt hatte, konnte es endlich losgehen.
Der Schrottplatz entpuppte sich als ein paar Mülltonnen mit Kartons und Brettern, auf denen duzende faule Straßenkatzen lagen und sich sonnten.
"Hallo?", fragte Sternenstern. Sofort hatte sie die Aufmerksamkeit sämtlicher Anwesenden.
Ein magerer Kater mit einem Fell, das pechschwarz war, so schwarz wie seine Seele, sprang von einer Mülltonne und landete elegant auf allen vier Pfoten.
Als er näher kam konnte man seine Augen sehen, die so rot waren wie Blut. Oder so rot wie Tomatensoße.
Vielleicht war es auch einfach Tomatensoße, er hatte schließlich auch noch Nudeln an den Schnurrhaaren hängen. Natürlich wussten die Clankatzen nicht, was das war.

"Wer seit ihr? Los, redet!", verlangte er.
"Ich bin ich.", stellte Sternenstern sich vor.
"Was?", fauchte er, "Ich bin schon ich! Du kannst nicht ich sein. Du bist du."
"Nein, ich bin ich. Ich wüsste es ja wohl, wenn ich du wäre, nicht war?"
"Ich weiß aber nunmal, dass du nicht ich bist!"
"Ja. Ich bin ja auch ich."
"Wie auch immer. Was verdammt noch mal macht ihr auf unserem Gebiet?"
"In eurem Gebiet? Wer seit ihr denn?", wollte Sternenstern wissen.
"Wer wir sind?" Der Kater war empört, "Wir sind die Gummibärchen-Gäng. Jeder fürchtet uns!"
"Bestimmt nicht wegen dem Namen.", flüsterte Pfotenpfote Felsenstein zu, der daraufhin wegen seinen Versuchen, nicht zu lachen, keine Luft mehr bekam und einen qualvollen Tod starb. Niemand störte sich daran.

"Wie heißt du?", fragte Sternenstern.
"Ich habe zuerst gefragt!", fauchte der Kater, der wohl ein paar Aggressionsprobleme hatte.
"Sternenstern, mein Name."
"Aha. Nie gehört. "
Sie freute sich. Endlich mal jemand, der sie nicht kannte!
"Mein Name...", fuhr er fort, "Ich habe viele Namen. Killer. Shadow. Manche nennen mich auch 'Der Zerfetzer' oder 'Bitte nicht mein Junges!'. Aber ihr dürft Bob zu mir sagen. Ich bin der Anführer hier."
Dabei verschwieg er, dass er einmal ein Hauskätzchen namens Mimimaus gewesen war, denn seine Vergangenheit war genauso dunkel wie sein Fell, das so dunkel wie seine Seele war.
"Freut mich, Bob.", miaute Sternenstern, "Wir kommen von weit her, vom Clan der Clans, ich suche meine Mutter und-"
"Ein Clan?", schrie Bob, "Ein Clan? Ich hasse Clankatzen!"
Sein Blick wurde düster.
"Ihr Versager seit Schuld, dass meine Tochter verschwunden ist!"
Er schaute Blütenblüte an.
"Hey! Du siehst ihr verdammt ähnlich!"
"Tatsächlich? Zufälle gibt es.", Pfotenpfote kicherte.
"Moment mal!", rief Bob und lief zu Blütenblüte, "Du...Du riechst auch wie sie!"
"Tatsächlich? Zufälle gibt es.", Pfotenpfote kicherte.
"Du bist sie!"
Blütenblütes Augen weiteten sich.
"Ich...Bin deine Tochter? Die Tochter einer Straßenkatze? Ich wusste es doch...Da war schon immer dieser Zwang in mir, dieses Verlangen danach, jemandem das Fell auszureißen."
"Das ist normal in unserer Familie.  Du bist es wirklich!", sagte Bob glücklich.

"Wisst ihr, eigentlich hätte ich euch jetzt bei lebendigem Leibe in Stücke gerissen.", erklärte der Anführer hinterher, nachdem er das Wiedersehen mit seinem einzigen, noch lebenden Familienmitglied gefeiert hatte, "Aber heute ist ein guter Tag. Was ist also euer Anliegen?"
"Wir suchen meine Mutter.", erklärte Sternenstern ihm, "Sie hat Fell."
"Viele Katzen hier haben Fell."
Schleimbart beschrieb ihr das genauere Aussehen und tatsächlich wurde hier vor längerer Zeit eine solche Katze gesehen.
"Wo wollte sie hin?", fragte Pfotenpfote.
"Zum Park. Sie hat einen geeigneten Platz als Schmutzplatz gesucht."
Sternenstern bedankte sich für die Hilfe. Da Felsenstein sie nicht führen konnte, sie aber jemanden brauchten, der ihnen den Weg zeigte, erklärte sich unter Gewaltandrohung seitens Bob eine Kätzin namens Einauge dazu bereit, sie zu führen. Sie war eine kleine, schlecht gelaunte Kätzin, die noch beide Augen hatte.

"Blütenblüte", fing Sternenstern an, doch ihre ehemalige Schwester unterbrach sie.
"Vergiss es. Ich komme nicht weiter mit. Endlich habe ich meine Familie gefunden, hier, auf diesem Platz voller Mülltonnen und fauler Katzen liegt meine Bestimmung."
"Aber...Aber...", stotterte Pfotenpfote schockiert, "Wer schleppt denn dann Felsensteins Leiche, wenn du nicht mehr da bist?"
"Soll Schleimbart es doch machen.", fauchte die Kakteen verabscheuende Kätzin und lief zu ihrem Vater.
"Lebt wohl. Und, Sternenstern...Ich hab dich noch nie Leiden können."
Mit diesen Worten verschwand sie in einem Karton.

Fortsetzung folgt...

Nach einer wahren Geschichte, weil ich mit einer Freundin eben dieses 'Ich bin ich, deswegen kannst du nicht ich sein'-Gespräch hatte.

Sternensterns Mission  (WaCa Parodie)Where stories live. Discover now