70 - Versöhnung

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Erschöpft und wütend auf mich selbst lief ich nach Hause. Wütend,weil ich eingeknickt war und ihn angestarrt hatte. Wütend darüber,dass er dachte,ich würde angekrochen kommen. Wütend darüber,dass ich meinen Blick nicht von ihm lösen konnte,dass ich ihn ansehen musste.

Ich lief so schnell ich konnte,meine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Ohne das ich es bemerkte,fing ich bitterlich an zu weinen.

Die Tränen verschleierten mir die Sicht,das schluchzen drängte mir ins Ohr.

,,Juli?",Sofort blieb ich stehen.

Ich biss mir so fest auf die Lippe wie ich nur konnte,Hauptsache das schluchzen würde für einen Moment aufhören.

,,Juli",wiederholte sich die Stimme.

Ich wollte nicht aufsehen,nicht meine Schwäche zeigen,doch ich tat es.

Ich hob meinen Kopf und sah in die Karamellfarbenen Augen. Er sah mir durchdringend ins Gesicht,seine Augen wurden dunkler,er trat näher an mich heran.

,,Was ist passiert?",flüsterte er.

,,Ic- ich dachte du willst nicht mehr mit mir reden",schluchzte ich.

,,Das war nicht so gemeint",er seufzte.

Er stand jetzt keinen Zentimeter mehr von mir entfernt. Ich sah ihm direkt ins Gesicht.
Sah ihm in die Augen,die mich sonst immer aufheitern konnten. Dieses Mal aber nicht. Stattdessen fing ich heftiger an zu weinen.

Ich hatte meinen besten Freund verloren,ich hatte Zander verloren. Ohne ein Wort zu sagen,zog er mich in eine Umarmung. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust.

Ich spürte seinen kräftigen aber gleichmäßigen Herzschlag an meiner Hand. Ich atmete mehrere Male ein und wieder aus,versuchte mich zu beruhigen,doch der Schmerz wollte nicht nachlassen. Alexander strich mir sanft über den Rücken.

Plötzlich verspannte er sich,sofort löste ich mich von ihm,um ihn anzusehen,doch sein Blick galt nicht mir,sondern nach vorne.
Ich drehte mich um,doch da stand niemand.
Als ich wieder zu ihm sah,sah er nicht mehr dort hin.

,,Wer war dort?",flüsterte ich.

,,Nie- niemand"

Ich wollte gerade zur nächsten Frage ansetzten,doch er kam mir zuvor.

,,Lass uns zu mir gehen und du erzählst mir was los ist. Okay?",fragte er sanft,ich nickte.

-

Wir saßen auf seinem Sofa,wie wir es schon so oft getan hatten. Einmal als er mich geküsst hatte,als ich es erwidert hatte. Einmal als er mir seine Liebe gestanden hatte und ich ihm das Herz gebrochen hatte.

Er hatte mich davor gewarnt,mir gesagt er würde mich verletzten und nicht bei mir bleiben,doch ich wollte nicht hören.
Ich habe meinem besten Freund nicht vertraut,hatte ihm stattdessen für Zander das Herz gebrochen und Zander,hatte meines gebrochen.

,,Was ist los Juls?"

,,Nic-hts",stammelte ich.

,,Du siehst beschissen aus"

,,Danke",murmelte ich und senkte meinen Blick.

,,So meinte ich das nicht",seufzte er und hob mein Kinn an,sodass ich ihn ansehen musste.

Between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt