45 - Verschlossen

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Nach dem Zander mich bei sich abgesetzt hatte,hatte er einen Anruf erhalten und ist sofort gegangen.

Seit Stunden saß ich auf seinem Sofa,starrte auf die Haustür,auf die Wanduhr,auf mein Handy und wartete auf ihn,auf ein Zeichen,eine SMS,einen Anruf.

Zusammengekauert heulte ich vor mich hin.
Ich brauchte ihn,brauchte ihn gerade so sehr,doch er war nicht da. Anrufen,dass konnte ich nicht,nicht das ich es nicht schon unzählige Male versucht hatte,doch die Mailbox ging jedes Mal ran.

Als er diesen Anruf erhalten hatte,wirkte er aufgebraucht,regelrecht auf hundertachtzig.
Er rannte aus dem Haus,ohne ein Wort,ohne sich zu verabschieden,ohne mir zu sagen wo er hin wolle.

Ich nahm mein Handy zur Hand,schaltete es an. Sofort fing es ununterbrochen an zu klingeln. Ich ging die unzähligen Nachrichten durch,in denen mir ein tiefes Beileid und bedauern zugesprochen wurde.

Frustriert schnaufte ich,die meisten Leute,die mir geschrieben hatten,hatten nicht einmal etwas mit uns zutun gehabt. Aufeinmal war jeder mein Freund,jeder ein guter Bekannter,jeder wollte für mich da sein.

Ich öffnete die Nachricht von Luisa,las mir ihren unendlich langen Text durch und schmiss anschließend mein Handy auf den Boden.

Selbst sie hatte mir einen Standard Trauertext geschickt,genau wie die anderen. Das einzige,dass ich wollte war in ruhe gelassen zu werden.

Ich hätte wenigstens von Luisa erwartet,dass sie wusste was ich wollte,dass sie wusste,dass ich solche Texte zum kotzen fand,anscheinend hatte ich mich getäuscht,wie in allen anderen.

Weitere Stunden vergangen qualvoll langsam,bevor ich die Tür ins Schloss fallen hörte. Sofort sprang ich vom Sofa und lief auf Zander zu. Er sah den Boden an,blickte nicht zu mir hoch.

,,Zander?" Er antwortete nicht.

,,Zander sieh mich an"
Er hob seinen Blick,erschrocken wisch ich einen Meter von ihm zurück.
Seine Lippe war aufgeplatzt,seine Wange war blau verfärbt,über seine Augenbraue befand sich eine Platzwunde,seine Fingerknöchel waren aufgeschürft.

Ich nahm seine Hand in meine,strich über seine Finger,er zuckte leicht zusammen.
,,Was ist passiert?"

,,Nichts"

,,Sieh mich an"

,,Es ist nichts"
Er lief an mir vorbei,ins Wohnzimmer.

,,Hast du ein Verbandskasten hier?"

,,Im Badezimmer"

Ich lief ins Badezimmer,fand ihn sofort und kehrte wieder zu ihm zurück. Ich kniete mich vor ihm hin,nahm den nassen Waschlappen in meine Hand und tupfte vorsichtig seine Fingerknöchel damit ab.

Er bewegte sich keinen Millimeter,zuckte nicht zusammen,atmete nicht. Ich stand langsam auf,setzte mich zu ihm aufs Sofa um näher an seinem Gesicht zu sein. Ich legte meine linke Hand auf seine Wange,er schloss die Augen.

Vorsichtig tupfte ich seine Lippe sauber,er presste seine Augen fester zusammen.
Ich seufzte,als ich mich der Platzwunde über seiner Augenbraue widmete.
Wie gut ich solche Verletzungen kannte,wie oft ich genau die selben hatte.

Ich schloss für einen Moment die Augen,ließ mich von den schrecklichen Erinnerungen leiten. Hunderte von Bildern stießen mir in den Kopf,tausende von schrecklichen Momenten spielten sich ab. Sofort schüttelte ich meinen Kopf,es ging gerade nicht um mich,es ging um ihn.

Ich öffnete meine Augen wieder,sah wie sein Blick auf mir lag,wie er mir tief in die Augen schaute,versuchte zu sehen,was ich gerade dachte. Sofort setzte ich ein Lächeln auf.

Between usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt