Wahrheit

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Vier Wochen später: 

Sams POV:
Clary und ich hatten Chemie, Bio und Physik bereits durch, nun war Mathe an der Reihe. Das einzige, was ich nicht ihren hübschen Kopf bekam war das Auflösen nach x. "Sagen wir mal du hast die Gleichung x-5=10.", sagte ich und sie notierte sich die Zahlen schnell auf ihrem Schmierpapier.

"Wie geht es jetzt weiter?" Etwas ratlos schaute sie auf ihr Blatt. "Ehm, ich muss das x freistellen.", sagte sie nach einiger Zeit. Ich nickte. "Genau, und wie machst du das?" Wieder überlegte sie. "Ich muss die 5 auf die andere Seite der Gleichung bekommen." Wieder nickte ich.

"Und das machst du indem..." Ihr Kopf arbeitete auf Hochturen. "...ich fünf addire, also auf beiden Seiten?", fragte sie unsicher. "Und das machst du, weil..." Ratter, ratter, ratter. "...weil x dann alleine steht?" Ich nickte. Na endlich.

"Also, lös die Gleichung.", seufzte ich. "Okay, also, wenn ich fünf addire, dann löst sie sich auf der Seite mit dem x auf, das steht dann alleine. Dann muss ich die fünf aber auf der anderen Seite addiren und da steht dann 15." Schnell schrieb sie alles auf.

Als hätten wir gerade die Weltmeisterschaft im Fußball gewonnen, riss ich die Arme in die Luft und begann zu Jubeln. "Jeah, jetzt hast dus!", lachte ich und sie stimmte mit ein. Wir saßen in der Küche bei uns und Justin steckte seinen Kopf zur Tür rein. "Hat sie's?", fragte er gespannt und ich nickte. "Jap.", grinste ich.

"Dann kann ich dich ja jetzt entführen.", grinste er und ich nickte erneut. "Clary, du kannst ja noch ein paar Übungen rechnen, aber eigentlich reicht das für heute. Geh einfach zu Seth, wenn du denkst, dass du es wirklich kannst.", meinte ich und ging mit Justin die Treppe hoch. "Ich würde gerne über etwas mit dir reden.", sagte er, als er sich auf meinem Bett gemütlich gemacht hatte (er saß an die Wand gelehnt) und ich ließ mich neben ihm nieder.

"Mir ist etwas aufgefallen.", seufzte er und nahm meine Hand. Wie immer verschränkte er seine Finger mit meinen. "Diese Art, wie du mit deiner Familie redet, sodass niemand anderes hören kann... normale Leute, wie Clary und ich würden das nicht hören. Doch wir sind, wie du, nicht ganz normal. Mein Bruder und meine Mutter... auch sie haben so geredet. Deshalb bemerke ich es."

Okay, irgendwie wurde mir ein wenig mulmig zu Mute. "Ich bin dein Freund und was ich für dich empfinde ist sehr stark, deshlab beobachte ich dich. Ich kenne jeden deiner Gesichtsausdrücke und jede deiner Bewegungen und sie sagen mir, was du gerade empfindest. Aber deine Augen sagen mir auch etwas. Nämlich, dass du anders bist."

Scheiße, scheiße, scheiße. "Meistens sehen sie golden aus. Doch dieser Farbton nimmt mit der Zeit ab. Sie werden dunkler. Auch das konnte ich bei meine Elisabeth und Jason beobachten, doch es gibt den Unterschied, dass ihre rot waren, was ebenfalls alles andere als normal ist." Das wird gar nicht gut enden. Das wird gar nicht gut enden...

"Mir ist auch aufgefallen, dass du dich anders bewegst. Elegant und graziös. Manchmal sieht es so aus, als würdest du über den Boden schweben. Und so machst du alles. Jede deiner Bewegungen sind flüssig und geschmeidig. Du scheinst einfach alles zu können. Bis auf deine Geschwister gibt es wohl niemanden, der dich in irgendetwas besiegen könnte. Denn auch sie sind so."

Diese Richtung gefiel mir ganz und gar nicht. "Manchmal sage ich Dinge so leise, dass ich selbst es kaum verstehe, doch du hörst es. Du scheinst alles zu hören. Deine Reflexe sind besser, als die einer Fliege - nicht fies verstehen - und Schnelligkeit magst du am liebsten. Du kannst ziemlich viel tragen, wenn ich an die ganzen Einkaufstüten erinnere und müde bist du irgendwie auch nie."

Ich habe Probleme. Ganz gewaltige Probleme! "Ich habe dich noch nie essen oder trinken sehen, eine Eigenschaft, die ich auch schon bei meiner Mutter und Jason beobachten konnte. Auf Toilette warst du ebenfalls nie, wenn ich hier war. Auch das habe ich zu Hause bemerkt." Ich war am Arsch. Ich war definitiv, eindeutig, endlos am Arsch.

Er warf einen Blick auf unsere Hände. "Die sind ziemlich kalt. Das sind sie immer. Egal, wie lange ich sie halte. Sie sind immer kalt. Das Gleiche gilt für Elisabeth und Jason. Sei mir nicht böse, wenn ich mit meiner Vermutung falsch liege, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht der Fall ist."

Panisch schloss ich die Augen. Bitte nicht, bitte nicht, bitte nicht. "Du bist kein Mensch, oder?"

Samantha Cullen | Twilight  - FFWhere stories live. Discover now