Piraten 2.

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Ich stand schon seit einer Stunde neben dem Kapitän und führte ihn in die Richtung des angepeilten Schiffes. Es müsste eigentlich gleich in Sichtweite kommen, da die Stimmen näher kamen. "ich glaubs nicht.", flüsterte Kaptain Speer und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, um besser sehen zu können. 

"Da ist ja tatsächlich ein Schiff.", lachte er und sein Licht begann heller zu strahlen. "Wie hast du das gemacht?" Ich beschloss noch eine Bedingung zu stellen. "Keine Fragen." Er wirkte ein wenig enttäuscht, blieb aber still.

Ich wusste nicht warum, doch er schien Respekt vor mir zu haben, vor einer Frau. Bei den anderen war es Angst, doch bei ihm... er schien mich als Mitglied zu akzeptieren. "Männer, macht euch bereit!", rief er und seine Crew kam sofort angetanzt. 

"Das kann doch nicht wahr sein.", meinte einer der Männer verblüfft und schaute auf das Schiff, dem wir immer näher kamen. "Können Sie Ihrer Mannschaft bitte sagen, dass sie versuchen sollten die Leute nicht zu töten? Ich würde das gerne übernehmen?", fragte ich den Kaptain und er nickte lachend.

"Männer!", rief er und alle Blicke waren auf ihn gerichtet. "Die Leute werden nicht getötet, nur verletzt! Verstanden?" Es wurden wenige kruze Blicke gestauscht. "Verstanden!", brüllen sie dann im Chor und machten sich bereit. 

Ich hatte hunger. Es war zwei Tage her, dass ich an Board gekommen war und bisher hatten wir das Schiff immer nur verfolgt, da wir gleich schnell gefahren waren und sie nicht einholen konnten. 

Doch nun waren wir vielleicht hundert Meter davon entfernt und bereit anzugreifen.

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In meinem Rausch gefangen beugte ich mich über einen weiteren Mann und schlug ihm meine Zähne in die Kehle. Warmes Blut lief meinen Hals hinunter und druchströmte meinen ganzen Körper. 

Gesättigt wandt ich mich von dem dritten Menschen, den ich getötet hatte ab und und schaute auf das Schiff auf dem die anderen auf mich warteten. Sie hatten die gesamten Schätze mitgenommen, doch ich war mir sicher, dass hier noch mehr war.

Aus einer Ecke hörte ich ein lautes Atmen und rannte zu der Stelle. Dort saß ein alter Mann und schaute mich beängstigt an. "Hier ist noch mehr, oder? Wo ist es?", zischte ich und er zuckte zusammen.

"In der Kapitänskajüte. In der Matratze.", flüsterte er und drängte sich weiter gegen die Reling. "Danke.", lächelte ich und verschwand. Ich wollte ihn nicht töten. Meine Mahlzeit hatte ich bereits und ich war satt. Ich wollte nicht mehr Leben auslöschen, als es nötig war.

"Wieso tötest du mich nicht?", fragte der Mann, als ich gerade gehen wollte. Ich ignorierte ihn. "Ich weiß, dass du mich hörst. Ich weiß, was du bist. Du bist eines der kalten Wesen." Verwundert schaute ich mich um.

"Sie wissen über mich bescheid?", fragte ich laut, damit er mich verstehen konnte. Er nickte. Ich ging zu ihm und half ihm aufzustehen. "Was machen Sie hier?", fragte ich ihn, während ich ihn stütze. "Ich wurde von diesen Leuten gefangen genommen.", erzählte er und ich trug ihn zum anderen Schiff.

"Sie werden in meiner Kabine unterkommen.", verprach ich ihm. Schnell brachte ich ihn dorthin, dann gab ich ihm noch etwas zu essen. Während er schlief ging ich zum Kaptain und gab ihm die zwei Säcke voll Gold, die ich noch gefunden hatte.

"Woher hast du die?", fragte er und warf einen Blick hinein. "Gefunden.", erwiederte ich und lehnte mich gegen einen Mast. Er reichte mir einen. "Nimm ihn Samantha. Du hast am meisten dazu beigetragen. Du hast ihn dir verdient."

Ich lächelte. "Danke, Kaptain Speer." Er seufzte. "Wer war dieser Mann?" An diesem Kerl ging tatsächlich nichts vorbei. "Ein Gefangener des Schiffes, das wir gerade ausgeraubt haben. Er schläft zur Zeit in meinem Zimmer." Er nickte. "Hast du vor ihn zu töten?"

Ich schüttelte den Kopf. "Gut. Er wird sein eigenes Zimmer bekommen.", meinte er. "Wieso tun Sie das, Kaptain Speer?", fragte ich ihn vorsichtig. "Meine Tochter starb vor einigen Jahren. Sie sah dir sehr ähnlich. Und sie war genau so tough wie du.", erklärte er traurig.

Tränen bildeten sich in seinen Augen. "Sie wurde von der englischen Garde getötet, weil ich ein Pirat bin. Wegen mir ist sie tot, genau wie meine Frau. Du erinnerst mich an die beiden. Ich hätte dich nicht töten können, selbst, wenn du uns nicht geholfen hättest."

Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter."Das tut mir leid, Kaptain.", flüsterte ich und ließ sie wieder fallen. "Ich habe meine Familie auch verloren." Ich  musste ja nicht unbedingt erwähnen, dass ich sie getötet hatte, doch ich wollte, dass er sich ein wenig besser fühlte.

Samantha Cullen | Twilight  - FFWhere stories live. Discover now