Kapitel 27

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Seit zehn Minuten liefen wir nun durch den Wald und Emmett wurde immer ungeduldiger.

"Sagst du mir jetzt mal, was los ist?", fragte er ein wenig angepisst und ich setzte mich auf einen niedrigen Ast. "Ich bin dabei mich zu verlieben.", seufzte ich gerade heraus und redete nicht erst um den heißen Brei herum.

Als ich spürte, wie ich Justins Nähe jetzt schon vermisste fügte ich leise, aber so, dass er mich gut verstehen konnte, hinzu: "Wenn es nicht schon zu spät ist."

Sofort zog sich ein Lächeln über sein Gesicht und er kam näher. "Aber das ist doch toll, oder?" Ich schüttelte den Kopf. "Es ist ein Mensch. Das hat keine Zukunft. Hilf mir, Emmett. Bitte!"

Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen. "Natürlich kann das eine Zukunft haben. Schau dir Edward und Bella an.", meinte er sofort lehnte sich gegen einen Baum. Wieder schüttelte ich den Kopf. "Justin und ich sind nicht Bella und Edward."

Das Grinsen wurde breiter. "Justin also. Soso. Ihr passt gut zusammen." Erst war seine Stimme noch provozierend gewesen wurde allerdings beim letzten Satz ernst.

Ohne es zu wollen begann ich zu lächeln. Allerdings wanderten meine Mundwinkel sofort nach unten und senkte den Kopf. "Es bringt mir nichts in ihn verliebt zu sein. Er empfindet nichts für mich. An diesem Punkt hat es sich doch schon erledigt, oder?"

Ich hatte nicht gedacht, dass das möglich war, doch das Grinsen wurde noch breiter. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass er ein bisschen mehr für dich fühlt, als Freundschaft. Er ist allerdings so höflich dich nicht anzumachen oder anzuglotzen."

Konnte das sein? Konnte er wirklich in mich verliebt sein?

"Aber das ändert nichts daran, dass er ein Mensch ist. Das wird niemals klappen.", versuchte ich mich heraus zu reden und wusste nicht einmal warum ich das überhaupt tat.

Mein Bruder kam noch einen Schritt auf mich zu, sodass er nun direkt vor mir stand und ich den Kopf heben musste, um ihn ansehen zu können. "Sag niemals nie.", sagte er aufmunternd. "Du bist schon so lange alleine, du hast es verdient jemanden zu haben, der dich liebt. Tu mir den Gefallen und versuche es. Du bist mir sehr wichtig und ich weiß nicht, wie lange ich es noch ertragen könnte dich unglücklich zu sehen."

Seine Stimme war immer leiser geworden und bei den letzten Worten nur noch ein leises Flüstern gewesen. Schnell legte ich meine Arme um seinen Nacken und umarmte ihn. Er erwiderte die Umarmung strich mir über den Rücken.

Plötzlich verschwand der Boden unter meinen Füßen und ich fand mich kopfüber baumelnd auf Emmetts Schulter wieder. Lachend schlug ich ihm gegen den Rücken. "Lass mich runter! Emmett, lass mich runter!", schrie ich und begann auch mit den Beinen zu zappeln.

Ich hatte keine Ahnung wohin er mich brachte, doch er war auf dem Weg in die Stadt. "Wo willst du denn hin?", fragte ich, da er mich noch immer nicht runter ließ. Hinter einem Gebüsch neben einer Straße ließ er mich herunter.

"Und was soll das jetzt?", zischte ich und richtete meine Haare. Er hob den Zeigefinger. "Wart's ab." Seufzend warf ich einen Blick auf meine Uhr. Was auch immer hier sein sollte, ich sah es nicht.

"Ich sag nur, sie ist scharf.", rief eine Stimme und ich hörte das Rollen eines Skateboards. Sofort schoss mein Kopf in die Richtung, aus der die Worte gekommen waren. "Hört auf so über sie zu reden. Sie ist ein Mensch und kein Sexobjekt.", hörte ich eine bekannte Stimme sagen.

Sofort fühlte ich mich ganz anders, viel besser und glücklich. Und das nur, weil ich seine Stimme gehört hatte. "Woher wusstest du...?", fragte ich meinen Bruder, doch er brachte mich zum Schweigen, indem er eine Hand hochhielt.

"Hast du sie dir mal angesehen? Also wenn die sich nicht schon ein paar Mal unters Messer gelegt hat, dann weiß ich auch nicht mehr. Ihr Gesicht und ihre... naja... du weißt schon.", sagte der Typ und grinste dreckig.

Justins Gesicht lief ein wenig rot an und sein  Herzschlag ging schneller. "Ja, ich habe mir sie angesehen und sie ist 17. Und ehrlich gesagt habe ich was besseres zu tun, als auf ihr Dekoltee zu starren.

Hör bitte auf so über sie zu reden. Ich kann das nicht mehr ertragen. Und du hast eine Freundin, also lass das.", verteidigte er das Mädchen, über das sich der Junge ausließ und bog um die Ecke, sodass ich ihn sehen konnte.

Wie immer trug er ein Hemd - allerdings war es ein anderes, als das von heute nachmittag - und eine dunkle Jeans. Seine Füße, die in dunklen Sneaker steckten, hefteten an dem Board und seine Haare waren ein wenig zerzaust, das Gel hatte langsam seine Wirkung verloren und einzelne Strähnen hingen ihm in die Stirn.

"Mein Gott, stehst du auf die?", fragte der Kerl und spuckte auf den Boden. "Was wenn?", murmelte Justin. "Mann, Sam ist unerreichbar für dich!" Geschockt trat ich einen Schritt zurück. Ich? Er war... ich?

Erstaunt sah ich Emmett an? "Du wusstest davon?", fragte ich gschockt. "Ich habe es ihn gestern sagen hören. Ich hätte es dir gesagt, wenn ich gewusst hätte, was du für ihn empfindest, aber er ist ja nicht der einzige, der ein Auge auf dich geworfen hat."

Ich schaute wieder zu den Jungs, die die Straße hinunter fuhren und dann um eine Ecke bogen. "Woher wusstest du, dass die hier langfahren?", fragte ich meinen Bruder und drehte mich wieder zu ihm.

"Wenn ich neu bin, dann will ich wissen, was hier so abgeht. Als ich die Stadt abgeklappert habe, habe ich die beiden gesehen. Ich habe an den nächsten Tagen meinen üblichen Rundgang gemacht und sie sind immer um die gleiche Uhrzeit hier lang gefahren.", sagte er schulterzuckend und grinste weiter.

"Was soll ich denn jetzt machen?", flüsterte ich und seufzte. "Er steht auf dich. Du stehst auf ihn. Gib ihm Zeit, um dich zu fragen, dann sei mit ihm zusammen. Werde glücklich.", meinte er eindringlich und rüttelte mich an den Schultern.

"Verstanden?", hakte er nach. "Ja.", nuschelte ich. "Wie bitte?" Und wieder fand ich mich auf seiner Schulter wieder. Allerdings brachte es überhaupt nichts mich zu wehren, er war sowieso stärker als ich. 

Wie wild begann er mich herumzuschleudern. "Emmeeeett!", kreischte ich und trommelte wie bescheuert auf seinem Rücken herum. "Hör auf damit!" Er lachte nur. "Hast du mich verstanden?", sang er fröhlich vor sich hin. 

"Ja, ja, JA!", schrie ich laut. und sofort hörte er auf zu mich durch die Luft zu wirbeln. Süß lächelnd setzte er mich ab. "Na dann ist gut." Niedlich hüpfend - kindlich, wie eh und je - tänzelte er mir voran durch den Wald in Richtung unseres Hauses.

Zwar wusste eigentlich alles über meinen lieben Bruder, doch er blieb mir dennoch ein Rätsel.

Samantha Cullen | Twilight  - FFWhere stories live. Discover now